I. Allgemeine Eindrücke
I. 1. Kleinigkeiten am Rande
I. 2. Museumsstück
I. 3. Sumpf
I. 4. Seifenblasen
I. 5. Der feine Unterschied
I. 6. Leergut
II. Konkrete Fragen
II. 1. Mythos
II. 2. Rechenkunst
II. 3. Konsequente Inkonsequenz I
II. 4. Das 'Urwort des Seins'
Theologen- Theorie
Laien-Kommentar
Kirchliche Praxis
Prophetie
II. 5. Konsequente Inkonsequenz II
II. 6. Heiligung
II. 7. Wahrheit
Nachwort
Zusammenstellung der Fragen
Literaturverzeichnis
Rechtfertigung |
II. Konkrete Fragen |
II. 4. Das 'Urwort des Seins' |
Prophetie |
Zurück |
Prophetie
Einstmals wollte Ahab, der König von Israel, Krieg führen um Ramot in Gilead. Sicherheitshalber bat er seinen Schwager Joschafat, König von Juda, mit ihm zu ziehen. Der aber war ein vorsichtiger Mann. Er wollte zuerst ein "Wort des HERRN" hören.
Also ließ König Ahab seine Hof-Propheten aufmarschieren. Vierhundert an der Zahl! "Sie sprachen: Zieh hinauf . . . Und Zedekia, der Sohn Kenaanas, hatte sich eiserne Hörner gemacht und sprach: Hiermit wirst du die Aramäer niederstoßen, bis du sie vernichtest. Und alle Propheten weissagten ebenso und sprachen: Zieh hin gegen Ramot in Gilead; es wird dir gelingen!"
Am Ende dieser Geschichte in 1. Könige 22 "leckten die Hunde sein Blut"; d. h. Ahab, der König von Israel, war tot. Die Propheten hatten das Blaue vom Himmel gelogen.
Der Konflikt zwischen echten und falschen Propheten nimmt in der Bibel einen breiten Raum ein. Besonders bei Jeremia tun sich Abgründe auf und fallen harte Worte. Das Problem ist - damals wie heute - herauszufinden: Welcher Prophet gehört zu welcher Sorte? Wer redet das "Wort des HERRN" und wer erzählt selbst erfundene Weisheiten? Wer predigt die Wahrheit und wer die Lüge?
Frommes Wunschdenken, religiöser Selbstbetrug, falscher Trost - all diese Täuschungen sind oft nur sehr schwer zu erkennen. Sie werden in bester Absicht ausgesprochen! Sie sollen helfen; sollen Mut machen; sie sind ehrlich gemeint und kommen aus gläubigen Herzen; sie vertrauen auf Gott, rechnen mit seiner Hilfe - aber sie sind falsch. Gott denkt anders und handelt anders.
In Jer 28,9 und 5Mo 18,22 findet sich ein Maßstab: wenn eine Prophezeiung eintrifft, dann ist der Prophet echt; wenn sie nicht eintrifft, dann ist er falsch. Ein todsicherer Tip! Der Haken daran: man erkennt die falschen erst, wenn es bereits zu spät ist.
Bei Jeremia läßt sich ein weiterer Maßstab ableiten. Der ist keinesfalls 'todsicher', aber auch nicht völlig von der Hand zu weisen: Die echten Propheten verkünden die Hilfe Gottes; aber sie kritisieren auch, rufen zur Buße, warnen vor Strafe und Gericht. Sie predigen Plus und Minus.
Jer 20,7f: "HERR, du hast mich überredet, und ich habe mich über- reden lassen. Du bist mir zu stark gewesen und hast gewonnen; aber ich bin darüber zu Spott geworden täglich, und jedermann verlacht mich. Denn sooft ich rede, muß ich schreien; 'Frevel und Gewalt' muß ich rufen."
Jer 1,10: "Siehe, ich setze dich heute über Völker und Königreiche, daß du ausreißen und einreißen, zerstören und verderben sollst und bauen und pflanzen."
Die falschen Propheten dagegen predigen nur Plus. Sie verkündigen, was angenehm ist; was jedermann gerne hört; was niemandem weh tut.
Jer 14,13f: "Da sprach ich: Ach Herr HERR! Siehe die Propheten sagen ihnen: Ihr werdet das Schwert nicht sehen und keine Hungersnot bei euch haben, sondern ich will euch beständigen Frieden geben an diesem Ort. Aber der HERR sprach zu mir: Diese Propheten weissagen Lüge in meinem Namen; ich habe sie nicht gesandt . . . Sie predigen euch falsche Offenbarungen, nichtige Wahrsagung und ihres Herzens Trug."
Jer 7,4+10: "Verlaßt euch nicht auf Lügenworte, wenn sie sagen: Hier ist des HERRN Tempel, hier ist des HERRN Tempel, hier ist des HERRN Tempel! . . . Wir sind geborgen".
Seit Jeremia ist an Karfreitag und Ostern viel passiert! Dennoch sei die Frage erlaubt - in aller Vorsicht! -, ob es nicht Parallelen gibt zwischen den falschen Propheten von damals und den Schriftgelehrten von heute?
Wenn, zum Beispiel, Pfarrer jedem Getauften das "himmlische Happy End" versprechen? Jer 23,17: "Sie sagen denen, die des HERRN Wort verachten: Es wird euch wohlgehen -, und allen die nach ihrem verstockten Herzen wandeln, sagen sie: Es wird kein Unheil über euch kommen."
Wenn die EKD in der Öffentlichkeit nur "das Geheimnis des Lebens" preist, das "stärker ist als der Tod" - und nicht auch dessen Bedingungen "solus Christus" und "sola fide" klar und deutlich anspricht?
Jer 23,22: "Ich sandte die Propheten nicht, und doch laufen sie; ich redete nicht zu ihnen, und doch weissagen sie. Denn wenn sie in meinem Rat gestanden hätten, so hätten sie meine Worte meinem Volk gepredigt, um es von seinem bösen Wandel und von seinem bösen Tun zu bekehren."
Wenn Theologen den Menschen "allein die Gnade" predigen - und sie nicht auch konkret auf ihre konkreten Verfehlungen ansprechen?
Klg 2,14: "Deine Propheten haben dir trügerische und törichte Gesichte verkündet und dir deine Schuld nicht offenbart, wodurch sie dein Geschick abgewandt hätten, sondern sie haben dich Worte hören lassen, die Trug waren und dich verführten."
Wenn sie Frieden verkünden; einen Frieden, der bedeutet "daß der Mensch - jeder Mensch! - am Kreuz Jesu Christi tatsächlich gestorben ist"? Wenn sie behaupten, "dass die ganze Welt bereits im Licht der Gnade Gottes existiert" und jeder Mensch "bereits vom Licht des Lebens erhellt wird"? Jer 8,11: "Priester und Propheten gehen mit Lüge um und heilen den Schaden meines Volks nur obenhin, indem sie sagen: 'Friede! Friede!', und ist doch nicht Friede."
Laie L fragt dies in aller Vorsicht (zumindest für seine Verhältnisse)! Er ist kein Prophet und noch weniger ein Richter, der über Wahrheit und Lüge urteilen kann. Dennoch ist er der Meinung, Theologen sind keine Konditoren, die mit billiger Gnade gesüßtes Zuckergebäck fabrizieren. Theologen sollten Starkstrom-Elektriker sein, die dem 'modernen Menschen' Energie und Wahrheit aus der Ewigkeit liefern.
Dieser Beruf ist die größte, wichtigste und segensreichste Berufung, die es gibt unter der Sonne! Dan 12,13: "Und die da lehren, werden leuchten wie des Himmels Glanz, und viele zur Gerechtigkeit weisen, wie die Sterne immer und ewiglich.!
Aber wegen dieser ungeheuren Bedeutung ist es auch der gefährlichste Beruf unter der Sonne - sowohl für die 'modernen Menschen' als auch für die Theologen selber. Mt 25,31ff: "Wenn aber des Menschen Sohn kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle Engel mit ihm, dann wird er sitzen auf dem Thron seiner Herrlichkeit und werden vor ihm alle Völker versammelt werden. Und er wird sie voneinander scheiden, gleichwie ein Hirt die Schafe von den Böcken scheidet, und wird die Schafe zu seiner Rechten stellen und die Böcke zu seiner Linken. Da wird dann der König sagen zu denen zu seiner Rechten: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbet das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt! . . .
Dann wird er auch sagen zu denen zur Linken: Gehet hin von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln! . . . Was ihr nicht getan habt einem unter diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan.
Und sie werden in die ewige Pein gehen . . . "
Wer weiß, vielleicht werden diese dann rufen voll unendlicher Verzweiflung: "Jüngel und all ihr anderen, warum habt ihr uns nicht gewarnt ? ? ?"
Wer weiß, vielleicht wird dann auch Luther aufstehen und wider die Gnaden-Ablaßhändler zeugen? Denn die letzten seiner 95 Thesen lauten:
92. Fort deshalb mit all den Propheten, die dem Volk Christi sagen: "Friede, Friede" und ist kein Friede.
93. Heil all den Propheten, die dem Volk Christi sagen: "Kreuz, Kreuz", auch wenn vom Kreuz nichts zu spüren ist.
94. Man muß die Christen ermahnen, daß sie Christus, ihrem Haupt, durch Leiden, Tode und Höllen nachzufolgen trachten
95. und so mehr darauf vertrauen, durch viel Trübsal in den Himmel einzugehen, als durch die Sicherheit eines Scheinfriedens.
Wer weiß, vielleicht wird der Menschensohn dann antworten und sagen; Hes 3,17ff: "Du Theologe, ich habe dich zum Wächter gesetzt über meine Kirche. Du wirst aus meinem Munde das Wort hören und sollst sie in meinem Namen warnen.
Wenn ich dem Gottlosen sage: Du mußt des Todes sterben! und du warnst ihn nicht und sagst es ihm nicht, um den Gottlosen vor seinem gottlosen Wege zu warnen, damit er am Leben bleibe, - so wird der Gottlose um seiner Sünde willen sterben, aber sein Blut will ich von deiner Hand fordern.
Wenn du aber den Gottlosen warnst und er sich nicht bekehrt von seinem gottlosen Wesen und Wege, so wird er um seiner Sünde willen sterben, aber du hast dein Leben errettet.
Und wer weiß, vielleicht wird der Menschensohn dann tatsächlich das Blut der Verlorenen fordern von der Hand all derer, die durch die Jahrtausende hindurch bis heute den Schaden des Volkes nur obenhin heilen; indem sie predigen: "Gnade, Gnade ! ! !" und ist doch nicht (nur allein) Gnade?
Wohlgemerkt: Es geht hier nicht um zwei oder drei Gottlose. Es sind allein Millionen und aber Millionen Kirchenmitglieder, die - möglicher- weise - auf dem Wege sind in das ewige Feuer . . .
F R A G E 4:
Hat Gott eine eigene Meinung?
Wenn ja: was geschieht bei Meinungsverschiedenheiten? Wenn der Mensch Gottes Willen ignoriert? Oder sich bewußt dagegen auflehnt?
Zurück | Weiter |
Rechtfertigung |
II. Konkrete Fragen |
II. 4. Das 'Urwort des Seins' |
Prophetie |