Predigt Duell
In Bremen geschehen denkwürdige Dinge: Ein frommer Pfarrer auf die Kanzel und predigt in aller Einfalt vor sich hin. Da er ein recht grober Klotz ist, benutzt er drei, vier Formulierungen, die ihm hinterher Leid tun. Dafür bitte er öffentlich um Entschuldigung. Dennoch erregt die Predigt großes Ärgernis. 70 seiner Kollegen demonstrieren vor dem Bremer Dom gegen ihn und seine Botschaft. Einer seiner Kollegen verbreitet sogar eine Gegenpredigt. Beide Predigten nebeneinander ergeben einen „Gesprächsprozess“, der die unterschiedlichen Schriftverständnisse deutlich aufzeigt.
A: Latzel; zum Hören: http://www.st-martini.net/audio/2015/2015_0118la.mp3 oder zum Lesen http://www.evangelisch.de/inhalte/112787/03-02-2015/die-predigt-von-olaf-latzel-gideon-die-reinigung-von-den-fremden-goettern-lernen
B: die Gegenpredigt von Pf. V. Keller: http://www.medrum.de/content/kellers-gegenpredigt-zu-pastor-latzels-predigt
Im SONNTAG-Forum ist ähnliches geschehen. Zwar einige Nummern kleiner, aber immerhin, es kam zu „Predigt-Duellen“, mit deren Hilfe die unterschiedlichen theologischen Positionen deutlich werden sollten. Hier das „Duell“ zum Thema Kirche. (Zunächst die Predigt aus der B-Fraktion danach die von A)
Paul sagt: 19. Juli 2013 um 10:00
Liebe Schwestern und Brüder,
ich glaube an die heilige christliche Kirche – das ist ja wohl der unmöglichste Satz im Glaubensbekenntnis. Wir glauben an Gott Vater, Sohn und Heiligen Geist – an den dreieinen Gott. Und wir kennen die Kirche gut genug. Also: Wer soll das glauben?
Schon die Stellung im Glaubensbekenntnis macht deutlich, dass es hier nicht um die Institution geht und schon gar nicht um unsere sächsische Landeskirche. Die heilige christliche Kirche: Das ist eine unmittelbare Wirkung des Geistes Gottes. Und nur aus diesem Grund steht dieser Satz im Glaubensbekenntnis. Gottes Geist wirkt Kirche Jesu Christi. Dieser Gedanke führte einen Theologen zu dem Satz. Kirche ist, wo der Geist Gottes ist. Als kleiner aber wichtiger Vorgriff: Das ist positiv formuliert. Es heißt also nicht: Wo Gottes Geist nicht ist, ist Kirche nicht. Dennoch gilt es, diesen Gedanken ernst zu nehmen. Der Geist weht, wo er will und Kirche ist, wo der Geist will. Kirche im Sinne des Glaubensbekenntnisses ist etwas Unverfügbares.
Wir erleben Kirche oft anders. Die Kirche oder die Kirchen sind Institutionen, allzu oft in der Verfügungsmacht von Menschen. Vom Geist Gottes spürt man oft nicht viel. Dafür Gezänk von Juristen und Theologen und den Leuten, die sich berufen fühlen, ihre Wahrheiten durchzusetzen. Und genauso oft geht es nicht um Gott oder um das Evangelium. Es geht um Geld und Macht und Verträge und Pachten und Gebäude und um persönliche Belange und um Politik und um Einfluss und noch vieles mehr. Stehen also die Kirchen – die wir tagtäglich erleben – und die Kirche, die wir bekennen, in einem Widerspruch zueinander?
Nein, ich glaube, es ist kein Widerspruch, aber eine Spannung, die wir zwar nicht auflösen können aber im Blick haben müssen. Denn nicht die Institution ist Träger des Geistes, sondern der Geist bewegt uns. Deshalb wird das im Glaubensbekenntnis ausgeführt: Gemeinschaft der Heiligen! Und auch wenn du dies im Blick auf mich und dich für genauso unglaublich hältst: Darum geht es. Menschen werden vom Geist überwältigt und daraus wächst Kirche. Da ist Matthäus, der am Zoll sitzt. Jesus kommt. Matthäus schaut auf. Er erlebt, was er im Segen hört: Der Herr lasse leuchten sein Antlitz über dir! Matthäus schaut in dieses Antlitz Jesu. Er steht auf und folgt ihm. Aber das ist noch keine Kirche. Da ist die Frau, die vollkommen verkrümmt ist – welch starkes Bild für uns alle, die wir allzu oft an Ich-Verkrümmung leiden. Sie kommt in den Gottesdienst. Jesus heilt sie. Sie richtet sich auf und schaut – wie sie es aus dem Segen kennt: Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich! – in Jesu Antlitz. Sie, die nur Füße sah, sieht jetzt in die Augen. Aber das ist noch keine Kirche.
Ich könnte jetzt noch einige Geschichten erzählen von Petrus der den Hahn hört und von Paulus, der blind vor Eifer war und von unzähligen, die für uns am Rand stehen – denen Jesus aber gegenüber trat. Sie alle hörten sich gerufen: Du! Und indem sie zu ihrem Ich fanden und in Jesus ihr Du, wurden sie heil. Aber das ist noch keine Kirche. Denn Jesus reiht uns nicht aneinander zu einem Kollektiv. Er addiert nicht den Zöllner und die Frau und den Fischer und den Zeltmacher und nicht dich und mich zur Summe.
Die Kirche, die im Glaubensbekenntnis gemeint ist, erwächst daraus, dass sich Matthäus nun umdreht und anderen sein Antlitz zuwendet. Die auf sich selbst verkrümmte Frau, die nun aufgerichtet ist, richtet andere auf – kann dies, weil sie von sich selbst losgelöst ist. Der Fischer, der den Hahn hörte, vertraut nicht mehr auf seine Macht und seine Fähigkeiten und seine Möglichkeiten. Er lernt schmerzhaft, was es heißt: Auf Gott vertrauen. Und der eifernde Zeltmacher erkennt, dass die Wahrheit Gottes nichts ist, was wir als Waffe gegen andere einsetzen, sondern etwas, das uns selbst verändert. Und sie alle – denen Jesus sich zugewandt hatte, wenden sich nun um ihren Nächsten zu. Sie wissen sich als Schuldner aller Menschen, weil Gott ihnen so reich gegenwärtig ist. Und das ist dann Kirche. Menschen deren Ich geheilt wird und die in Gott ihr Du gefunden haben, wachsen zu einem Wir zusammen.
Ekklesia – Herausgerufene – so wird die Gemeinde Jesu bezeichnet. Herausgerufen aus der Welt oder aus der Masse der Verdammten oder was auch immer. Hereingerufene wäre besser. Oder noch besser: Die Hereingerufenen, die schon hereingekommen sind. Die – schon verwandelt oder geheilt – sich in den Dienst der Verwandlung oder Heilung stellen. Oder anders: Die vom Geist bewegt, den Geist Gottes tragen – heilige christliche Kirche; Gemeinschaft der Heiligen.
So weit, so ideal gedacht. Aber hier in diesem Leben ist alles Wollen und Wünschen und Scheitern. Was tun, wenn der Geist nicht weht? Wie damit umgehen, dass wir Menschen bleiben mit Licht- und Schattenseiten? Wie damit umgehen, dass das Leben nicht immer eindeutig ist? Diese Frage beschäftigt die Kirche von Anbeginn. Und so entsteht sehr schnell eine Institution, gibt es Ämter und Strukturen und Strukturdebatten und Synoden und Streit und Kompromisse und Spaltungen. Alles nicht neu, was uns heute so beschäftigt. Schon ganz am Anfang wurden die Witwen der einen Gruppe irgendwie bei der Versorgung übersehen. Und da brauchte es dann Verantwortliche, die aufpassten. Natürlich ist das ein Zeichen des Mangels. Jede Ordnung, jede Regelung zeigt, dass die ursprüngliche Kraft schwindet und die Liebe schwächer wird. Aber so ist es; so sind wir Menschen.
In der Folge übernahm die Institution immer mehr Aufgaben und schuf dafür Ämter – im besten Falle für Verantwortliche und im schlimmsten für Zuständige. Teils geschah dies aus Mitleid oder aus Verantwortung. Manchmal aus Eitelkeiten oder berechtigter Sorge oder aus reinem Machtinteresse. Oder als Mischung aus allem. Und oft, weil niemand sonst dagewesen wäre, der es hätte machen können. Nach und nach entstand die Institution, unter der wir heute so oft stöhnen. Aber wäre es ohne sie besser? Oder auch nur möglich?
Noch einmal: Die Kirche als Institution ist nicht Trägerin des Geistes. Sie ist das Vehikel für die, die vom Geist bewegt sind. Sie leistet das, was wir allzu oft schuldig bleiben. Sie stellt auf Dauer, was wir für den Moment bewegen. Der Geist ist allzu oft flüchtig. Wir werden Gemeinschaft der Heiligen genannt. Das ist nett, aber wir kennen uns ja! Die Institution ist da. Manchmal steht sie im Weg. Manchmal behindert sie den Geist. Aber ohne sie würde es die Gemeinschaft nicht mehr geben. Die Institution sorgt für die Räume des Glaubens, sie tradiert die Texte der Bibel, sammelte und stellte sie zusammen. Selbst in finstersten Zeiten war da dieser Ort, wo der Glauben und die Glaubenden Zuflucht fanden und die Zeit überdauerten. So auch heute.
Unsere Kirche – unsere sächsische Landeskirche ist das Vehikel für uns, die wir vom Heiligen Geist beseelt Gemeinschaft leben sollen. Wir sollen nichts vom Amt erwarten außer Verwaltung. Dafür ist das Amt da. Aber: Wir sollen das Antlitz Jesu sehen und uns umdrehen und anderen unser Antlitz, aus dem dann das Antlitz Jesu scheinen sollte, entgegenheben. Wir sollen aus unserer Ich-Verkrümmung aufgerichtet werden – und ja, es gibt auch eine religiöse Ich-Verkrümmung gerade bei denen, die sich für besonders fromm halten – und dann anderen helfen, sich aufzurichten. Kurz: Wir sollen uns vom Heiligen Geist hereinrufen lassen, um andere hereinzurufen. Nicht ins Kollektiv der Glaubenden oder in die Institution der Kirche, sondern in die Gemeinschaft, die aus uns allen ein Wir macht, in welcher wir alle in der lebendigen Gegenwart mit Gott und miteinander leben.
Also: Wir dürfen das nicht alternativ sehen. In, mit und unter der Institution findet sich die Kirche als Wirkung des Heiligen Geistes. Beide sind aufeinander bezogen. Nichts ersetzt aber die lebendige Beziehung zu Gott, aus der die Gemeinschaft wächst. Und dafür kann die Institution nur Raum sein. Dass es geschieht, liegt am Wirken des Geistes und an dir, wenn du dich in Anspruch nehmen lässt. Amen.
A.Rau sagt: 19. Juli 2013 um 10:00
W A C H E T !
Predigt für Christen in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsen
Liebe Gemeinde,
1999 fand in Sachsen, genauer: in Leipzig, die – mehr oder weniger – berühmte EKD-Missionssynode statt. Dort hat der damalige EKD-Obertheologe Prof. E. Jüngel in einem Grundsatzreferat vieles gesagt, worüber man geteilter Meinung sein kann, sehr geteilter sogar. Aber in einem hatte er zweifellos recht: “Das Neue Testament unterscheidet messerscharf zwischen den Glaubenden als Kindern des Lichts und Nichtglaubenden als Kindern der Finsternis.”
Mit anderen Worten: Im NT finden sich eine Grenze zwischen drinnen und draußen; zwischen denen, die dazu gehören, und denen, die nicht dazu gehören; letztlich eine Grenze zwischen der Kirche und der Welt. An solch einer Grenze kommt es naturgemäß zu Meinungsverschiedenheiten, zu Konflikten, zu Kämpfen, mitunter zu regelrechten Kriegen. Deshalb braucht unsere Kirche Schutz, um nicht von der Welt überrannt und zerstört zu werden. Und dieser Schutz besteht – ähnlich wie bei einer mittelalterlichen Burg – aus drei Mauern.
Die 1., äußerste Mauer ist ein gewaltiges Bauwerk. Es besteht aus der Bibel, dem Wort Gottes, aus dem christlichen Bekenntnis bzw. den Bekenntnisschriften unserer Kirche und aus 2000 Jahren christlicher Theologie (darunter 500 Jahre evangelische). Diese Mauer wurde erbaut aus 3000 Jahren Glauben, Denken, Wissen … Sie bietet einen beeindruckendes, erhabenes Bild. Nur leider, diese Mauer wurde von der Welt erobert und dem Erdboden gleich gemacht: Die Bibel gilt nicht mehr als das Wort Gottes, die Bekenntnisschriften haben keinerlei praktische Bedeutung mehr und auch die ev. Theologie kann unsere Kirche nicht mehr schützen. Im Gegenteil, es waren Theologen, die dem Feind die Tore geöffnet und so die Zerstörung dieser Mauer ermöglicht haben.
Die 2. Mauer sind wir Christen selber, gewissermaßen die Soldaten Gottes. Die werden in Eph. 6,10ff beschrieben: “Ziehet an die Waffenrüstung Gottes, damit ihr bestehen könnt, Widerstand tun und die Festung halten möget.” Doch auch diese Mauer ist weithin kaum mehr als ein Trümmerhaufen. Wir reden zwar viel von Gebet, aber wir tun es kaum; zumindest viel zu wenig. Wir rühmen den Wert der Bibel, aber lesen und kennen wir sie wirklich? Wo sind die Kämpfer, die dieses Schwert des Geistes mit Vollmacht zu gebrauchen wissen? Wir sitzen in unseren Gemeinden, vornehmlich in gemütlichen Hauskreisen, sind aber eher fußlahm, wenn es darum geht, “an den Beinen gestiefelt hinauszugehen, das Evangelium zu treiben” – und zwar dorthin, wo es unbekannt ist. Kurz: die Armee des Herrn ähnelt heute den unbeugsamen Galliern – denen allerdings der Zaubertrank ausgegangen ist. Wir machen markige Worte, aber ausrichten können wir kaum etwas gegen den übermächtigen Feind.
Bleibt die 3., die letzte Mauer. Die ist ein kümmerliches Gemäuer und wird beschrieben in Joh 21,15ff: Da ist ein Mann, der jämmerlich versagt hat. Jesus sieht ihn an und fragt ihn: “Hast du mich lieb?” Dreimal fragt er ihn. Und dreimal antwortet der Versager: “Ja – ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe.” Dieser Mann ist kein Theologe; er kann nichts vorweisen, keine Bildung, kein kirchliches Amt, keinen großen Glauben. Auch in diesem Moment bietet er ein eher mickriges Bild; er ist alles andere als ein strahlender Glaubensheld. Und dennoch leuchten über ihm die gewaltigen Worte: “Du bist Petrus; auf diesem Felsen will ich meine Gemeinde bauen!”
Jesus sieht auch Dich an und er fragt: “Hast Du mich lieb?” Mehr nicht; nur dieses Eine: “Hast Du mich lieb?” Wenn Du darauf antwortest: “Ja, Herr, du weißt es”; und sei es ein noch so hilfloses oder verwirrtes oder suchendes Ja; selbst wenn Du dieses Ja nur unter Tränen sagen kannst – sobald du ehrlich Ja sagst, stehen auch über Deinem Leben die kostbarsten aller Worte: “Fürchte Dich nicht, ICH habe Dich bei Deinem Namen gerufen; Du bist MEIN! Du gehörst zu MEINER Gemeinde und die Pforten der Hölle werden diese Gemeinde nicht überwinden.”
Wohlgemerkt: Dein “Ja” selber ist lächerlich. Es ist letztlich kaum mehr als ein Witz. Es ist etwa so großartig wie Petrus in dem Moment, als der Hahn krähte: ein glimmender Docht, ein zerstoßenes Rohr, ein winziges Senfkorn. Aber Dein Herr macht etwas Gewaltiges daraus. Seine Gnade sorgt dafür, dass der Docht nicht verlischt. Seine Verheißung ist es, der das Rohr vor dem endgültigen Zerbrechen bewahrt. Sein Segen läßt das Senfkorn wachsen zu einem Baum, in dem der Himmel wohnen kann.
Wo solch ein Ja ist, da ist Kirche. Darum wache über Deiner Liebe! Auch wenn die Welt höhnt und lästert und droht, gehe in Dein Kämmerlein: Schütze diese Liebe zu deinem Herrn, pflege sie, stärke sie … So schützt und pflegst und stärkst du auch seine Kirche. Denn dein Gott, der ins Verborgene sieht, wird aus deiner Liebe Frucht wachsen lassen, die in Ewigkeit bleibt.
Einst hatte Gott 7000 übriggelassen, die ihre Knie nicht gebeugt haben vor den Baal. Auch heute wird er übriglassen, die ihre Knie nicht beugen vor der Welt und ihren Göttern. Und mit diesen Übriggelassenen lebt auch seine Gemeinde. Ob die aber gleichbedeutend sein muß mit der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens ist eine andere Frage. Doch die kann dir nur dein Herr selber beantworten. Amen.
Da heutzutage sowohl das Internet als auch die Computer viel, viel Platz bieten spaßeshalber noch eine Zugabe. Zunächst ein kurzer Blick ins Forum selber. Der lässt (hoffentlich) ahnen, wie in guten Zeiten die Kontrahenten miteinander umgesprungen sind. Es gab auch wesentlich schlechtere Zeiten; aber es gab auch diese guten. Danach noch zwei Predigten „Wie lautet mein Evangelium?“ Dieses Mal zuerst die von A …
A.Rau sagt: 28. Juni 2013 um 11:29
Lieber Paul,
ich gebe zu, über eine recht perverse Phantasie zu verfügen. Der lasse ich jetzt einmal freien Lauf und fordere Sie zum Duell – zum Predigtduell!
Ich könnte auf Ihre beiden Beiträge reagieren wie üblich: etwas Polemik von wegen keine Kerne usw., dann ernsthaft versuchen darzulegen, wie ich Ihre Haltung verstehe, wie sie auf mich wirkt und warum ich sie für falsch halte. Das würde vermutlich etwas bringen, denn Sie haben interessante Punkte angesprochen. Aber wir könnten auch einmal – rein methodisch – ganz anders vorgehen. Deshalb mein Vorschlag:
Angenommen Sie und ich müßten auf eine Kanzel steigen und vor einer großen Menge aus allen Völkern und Nationen predigen, vor Menschen in allen Lebenslagen, vor Lachenden und Weinenden, vor Gesunden und Kranken, vor Reichen und Armen, vor Fröhlichen und Trauernden … Sie und ich denken uns jeweils unsere Predigt aus und stellen die dann gleichzeitig hier ein (z.B. am kommenden Dienstag um 21:00). Anschließend könnten wir sie uns dann gegenseitig um die Ohren hauen. (Theoretisch könnte man auch das Publikum abstimmen lassen; doch da dürfte das Ergebnis bereits jetzt feststehen: B stimmt für Sie und A (hoffentlich) für mich, so dass es am Ende ca. 11:5 für Sie stünde. Also können wir uns das schenken.)
Das braucht keine richtige, ausformulierte Predigt zu sein sondern nur eine kurze, grobe Skizze dessen, was Sie und ich diesen Menschen zu sagen hätten; was wir unter Evangelium verstehen und welche Hilfen wir Ihnen anbieten können. “Geben wir ihnen zu essen” – Sie bieten Ihr Brot und ich meines. Was sagen Sie dazu???
Rauflustig!
A.Rau
Paul sagt: 28. Juni 2013 um 14:09
Lieber Herr Rau, jetzt machen Sie es sich aber einfach. Sie bauen einen enormen Druck auf – denn Paul kann ja jetzt nicht kneifen. Und damit mogeln Sie sich um eine Antwort auf meinen Vorwurf, dass Ihre Kerne nur kerygmatische Kerne sind.
Vor einiger Zeit sind wir mit einer befreundeten Familie in den Urlaub gefahren. Er schlug vor, dass wir ja mal gegeneinander kochen könnten. Darauf sagte ich, dass ich sehr gerne für ihn und seine Familie kochen werde, aber nicht gegen ihn.
Wissen Sie, lieber Herr Rau, ich will nicht gegen Sie predigen (Und das B mir zustimmen wird, ist noch gar nicht ausgemacht.). Ich mache Ihnen darum den Vorschlag, es so zu halten wie Agathon zu seinen Sklaven sprach: “Uns andere bewirtet, ihr Leute; setzt uns vor, ganz was euch gut dünkt, da ich euch ja keinen Aufseher bestellt habe, was ich überhaupt nie zu tun pflege. Bildet euch nur ein, daß ich und alle diese andern von euch zu Gaste geladen seien, [C] und bedient uns so, daß wir euch loben können!” Also setzen Sie mir das vor, was Ihnen gut dünkt, einem zu geben, dem Sie ganz Schuldner sind. Und ich will es genauso halten. Als Frist erbitte ich den Freitag. Wir fragen uns vorher ab, ob wir beide bereit sind und machen dann die Zeit aus. Findet das Ihre Zustimmung? Nähere Absprachen gern.
Herzlich
Ihr Paul
A.Rau sagt: 28. Juni 2013 um 16:11
Lieber Paul,
einverstanden Freitag. Selbstverständlich korrigiere ich mich gern: Wir predigen nicht gegeneinander sondern FÜR “eine große Menge aus allen Völkern und Nationen, FÜR Menschen in allen Lebenslagen, FÜR Lachende und Weinende, FÜR Gesunde und Kranke, FÜR Reiche und Arme, FÜR Fröhliche und Trauernde …” Anschließend schauen wir nach den Kernen.
((In doppelter Klammer unter vier Augen: Mein Problem ist die Spielerseele in mir. Die blüht bei solch einer Sache förmlich auf. Am liebsten würde ich überall Werbung machen: “Harmageddon ist nahe! Erleben sie die finale Schlacht zwischen A und B: Für B streitet ein geheimnisvoller, legendenumwobener Starprediger und für A kämpft ein berüchtigter Maulheld.” Aber das sollte ich wohl lieber lassen. Doch jucken tut es mich schon. Doppelte Klammer zu.))
A.Rau
Paul sagt: 28. Juni 2013 um 19:04
Lieber Herr Rau, Sie meinen Dortmund gegen Aue? Ha, ha! Nee, nee. Paul ist Sandalenritter, Schuhgröße 41 – schon vergessen.
Bis Freitag
Ihr Paul
A.Rau sagt: 29. Juni 2013 um 10:05
Lieber Paul, bei der kommenden Schlacht spielt die Schuhgröße keine Rolle – es zählt allein (sola!) die Größe des Mauls. Und da bescheinige ich dem Lärmpaul mindestens eine 4XL. Deshalb würde ich gern bei Britta anfragen, ob sie bereit wäre die Schirmherrschaft zu übernehmen und das ganze notariell zu überwachen. Nicht das am Ende der Weltuntergang wiederholt werden muß wegen irgendwelcher Formfehler.
Sind Sie damit einverstanden?
A.Rau
Britta sagt: 29. Juni 2013 um 12:29
Lieber Herr Rau … wenn ich Ihr und Pauls Armageddon überwachen soll, erbitte ich:
- vollkommene diplomatische Immunität
- eine Enzyklopädie
- ein Megaphon, Ohrenschutz oder Zugang zur Lautstärkeregulation der Lautsprecher, 2 Äpfel
- mitbringen kann ich Beruhigungstropfen und -spritzen, Sanikasten, Tüte gegen Hyperventilationen
…Ansonsten wäre ich bereit.
Gespannte Grüße
Britta
A.Rau sagt: 29. Juni 2013 um 14:45
Liebe Britta, was Armageddon betrifft, müssen wir selbstverständlich erst Pauls Einverständnis abwarten. Dabei gehe ich aber davon aus, dass er es selbstverständlich als große Ehre ansieht, wenn Sie über uns wachen. Ich jedenfalls bin bereit, JEDE Ihrer Bedingungen zu akzeptieren!
Paul sagt: 29. Juni 2013 um 22:58
Liebe Britta, ich komme gerade aus der Nachtschicht im Weinberg. Sie können alles haben, was Sie wünschen, brauchen aber meinetwegen nichts davon.
Und, lieber Herr Rau, erinnern Sie sich noch, wie Sie gewinselt haben, als Britta sich bereit erklärte, mich zu verteidigen? Jetzt haben Sie sie ja schön wieder in die Mitte gezogen. Aber sei es. Ich will Sie ja nicht besiegen und nicht überwinden. Ich will Sie gewinnen.
Herzlich
Ihr Paul
A.Rau sagt: 30. Juni 2013 um 13:00
Lieber Paul, ich winsele in der Tat – und das aus den tiefsten Tiefen meiner verwundeten Seele, weil mein Anwalt mich so schnöde allein gelassen hat. Allerdings, das muß ich zugeben, habe ich auch vollstes Verständnis für ihn: Wer hier länger aushält, muß tatsächlich schwer gestört sein.
Herzliche Grüße an Ihre klugen Kinder!
A.Rau
A.Rau sagt: 30. Juni 2013 um 13:23
Liebe Britta,
nachdem Paul so überaus begeistert zugestimmt hat, ist es also offiziell. Ich danke Ihnen, dass Sie bereit sind, die Schirmherrschaft über die große Schlacht zu übernehmen!
1. Wie Sie sicherlich bemerkt haben, trägt Ihr segensreiches Wirken bereits erkennbar Früchte: Ich habe Ihre Schreibweise übernommen, denn a) klingt die wesentlich vornehmer und b) war meine ohnehin falsch.
2. Wir leben in einem freien Land und genießen hier alle Freiheiten. Wer sich streiten will, darf das, wer besseres zu tun hat, kann es auch lassen. Insofern haben Sie KEINERLEI Schulden bei mir. Falls Sie das nicht glauben können, erteile ich Ihnen sicherheitshalber noch eine absolute Generalabsolution für alle Ihre vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Schulden in Bezug auf meine Person. (Nur Buch und DVD hätte ich irgendwann gerne zurück.)
3. Mir ist nicht ganz klar, wofür Sie die angeforderten Dinge benötigen, insbesondere die zwei Äpfel. Wollen Sie mir zum Zeichen meines Sieges zwei Äpfel überreichen? Nun ja, aber vielleicht können sie zusätzlich noch eine mobile Intensivstation und eine Flotte Rettungswagen in Reserve halten.
Haben Sie gelesen: Paul will mich gewinnen? Offenbar hat er sein Räuberhauptmann-Kostüm ausgezogen, das mit dem er so gerne Lärm und Allotria veranstaltet. Stattdessen scheint er sein Odysseus-Kostüm anlegen zu wollen: Paul, der Listenreiche. Achten Sie bitte darauf, dass er mich naive, unschuldige Seele nicht übers Ohr haut.
Entschuldigen Sie bitte die fehlende Frische: ich habe Nachtschichten und da klemmt das Gehirn.
A.Rau
Britta sagt: 30. Juni 2013 um 16:39
Lieber Herr Rau, ad 1. Entschuldigung, ich habe nicht bemerkt, daß sich Ihre Sprachwahl verändert hat – einem Bestsellerautor kann meine Wenigkeit diesbezüglich doch nichts vormachen? Und wo war Ihre Sprachwahl falsch?
ad 2. Ich werde meine Schulden trotzdem begleichen und die ausgeliehenen Artikel selbstverständlich zurückgeben
ad 3. Immunität brauche ich, damit mir hier keiner was im Zusammenhang mit Armageddon anlasten kann. Die Enzyklopädie, weil ich sonst zuweilen gar nicht verstehen würde, über was Sie und Paul sich unterhalten. Ein Megaphon, falls ich Sie oder ggf. Lärmpaul zur Räson rufen müßte. Lautsprecherregulation oder Ohrenschützer zur eigenen Gesundheitsvorsorge. 2 Äpfel für die Fälle, daß Paul wieder fragt, wie ein Apfel schmeckt oder für Hypoglykämische Zustände eines der Beteiligten oder daß ich sie, falls die Lage eskaliert, Ihnen beiden in den aufgerissenen Mund stecken kann…(oder, wenn die Äpfel anfangen zu faulen oder zu schrumpeln, sehe ich, daß es zu Langatmig wird) Das andere dann so für die alltäglichen Eventualitäten…
Odysseus ist nur listenreich mit Pallas Athene im Hintergrund… Und Sie halte ich für so naiv wie, um bei dem Beispiel zu bleiben, sagen wir mal, Palamedes?
In gespannter Erwartung grüßt Sie
Britta
(In Klammer: Die folgende „Anmoderation“ kam vor der oben eingestellten „Kirchen“-Predigt. Insofern ist die Reihenfolge hier etwas konstruiert.)
A.Rau sagt: 18. Juli 2013 um 11:27
Lieber Paul, ich stimme Ihnen zu sowohl in Ihrer Definition eines guten Theologen als auch in der Einschätzung, dass Sie in diesem Sinne einer sind. Allerdings sind Sie auch der einzige, der mir bisher begegnet ist – neben (sinnigerweise!) Prof. Leonhardt, Leipzig. Der ist wie Sie: Was er denkt und redet ist völlig falsch, aber er ist ein guter Theologe!!!
Bis morgen! Ich kann nur hoffen, dass der SONNTAG die andere Runde nicht geschlossen hat aus Angst vor unseren Predigten. Das wäre denn doch etwas zu viel der Ehre.
Terminvorschlag: 11:00 Uhr?
Ort: Hier, unter der Schirmherrschaft von Frau Eva Brackelmann? Oder wollen wir uns lieber dem Bischof unterstellen (http://www.sonntag-sachsen.de/2013/07/04/%C2%BBdie-ehe-entspricht-dem-willen-gottes%C2%AB/#respond)?
Dies in der Hoffnung, dass auch Britta einverstanden ist und eine dem Ereignis angemessene Anmoderation voranstellt.
A.Rau
Britta sagt am 19. Juli 2013 um 09:31: ACHTUNG! in einer halben Stunde bricht die Sternstunde des religiösen Abendlandes an…Nicht verpassen!
Paul sagt am 19. Juli 2013 um 09:33: Lieber Herr Rau, Sie übernehmen die Verantwortung für das, was Britta hier so ankündigt! Sie haben sie dazu aufgefordert. Bei einer Sternstunde zu dieser Zeit ist nämlich nicht viel zu sehen. Aber für Sie mache ich trotzdem mit.
A.Rau sagt am 19. Juli 2013 um 09:39: Selbstverständlich stehe ich voll hinter Britta! Diese Sternstunde wird alles überstraahlen!!!
Paul sagt am 19. Juli 2013 um 09:55: Als Theologe sind Sie eine Katastrophe (Achtung! Ironie), aber als Dramaturg sind Sie einsame Spitze.
A.Rau sagt am 19. Juli 2013 um 09:59 man tut, was man kann. Sicherheitshalber noch eine Warnung: Disput ist alle Mögliche; Predigt ist reine Existenz! Also ziehen Sie sicherheitshalber den Kopf ein … Also denn, Hals- und Kanzelbruch!!!
Britta sagt am 19. Juli 2013 um 09:57
Sehr geehrte Gläubige und Gläubiger,
sehr geehrte Geschwister und Stiefgeschwister im Glauben,
sehr geehrte Neugierige und Neugieriger,
in einigen Minuten werden Sie hier life und in Farbe erleben:
den gezügelten reifen Existenzrabauken, den Ritter auf dem Stahlroß und Laienprediger A. Rau (A. steht für A-Theologie)
den geheimnisvollen heißumschwärmten jungen, schlanken, attraktiven, klugen und gebildeten (und frisch rasierten) Starprediger auf Römerlatschen Paul (P steht landes[kirchen]typisch für B- Theologie)
Zur kurzen Erläuterung für den vorübereilenden Leser:
Es wird hier schon seit geraumer Zeit in unzähligen Threads mit noch ungezählteren Einzeleinträgen darüber diskutiert, ob
A) die Bibel als unveränderliches Wort Gottes anzuerkennen ist, oder
B) Gott allenfalls über die Bibel mit uns spricht…
Neben Recht zu haben sind sich beide Prediger sicher, Christen zu sein.
Nun, Manege, äh Kanzel frei für diesen hoffentlich nicht finalen Höhepunkt abendländischer Religionsgeschichte…
Gesegnetes Vergnügen Britta
Paul sagt am 19. Juli 2013 um 10:00: Na dann, Friede sei mit Dir.
A.Rau sagt: 5. Juli 2013 um 20:55
VÖLKER HÖRT DIE SIGNALE
Predigt an alle Nationen und Sprachen
Liebe Leute, ich möchte ihnen ein Angebot machen. Dieses Angebot hat, wie jede gute Predigt, drei Teile:
1. Ich biete ihnen einen Glauben, genauer ein Bekenntnis: “Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen … Ich glaube an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn … Ich glaube an den Heiligen Geist …”
Dieses Bekenntnis ist wie ein Rahmen, wie eine Mauer, wie ein Haus. Es kann ihrem Leben Geborgenheit geben. Denn es meint was es sagt! Sie können es beim Wort nehmen! Das haben Millionen und aber Millionen von Christen seit fast 2000 Jahren getan und das tun Millionen und aber Millionen Christen in aller Welt auch heute. Dieses Bekenntnis verbindet uns über alle Grenzen hinweg – auch über Kirchengrenzen. Dieses Bekenntnis macht uns zu Brüder und Schwestern.
2. Ich biete ihnen ein Buch. Dieses Buch ist wie ein Bild, das den Rahmen füllt; ein Bild mit einer unendlichen Fülle von Motiven. Es ist der Garten innerhalb der Mauer; ein Garten mit einer unendlichen Vielfalt an Pflanzen. Es ist die Einrichtung im Haus; all die großen und kleinen Dinge, die es zu einem Heim machen. Dieses Buch hat Gott uns gegeben. In ihm steht geschrieben, was Gott ihnen zu sagen hat. Es ist mitunter nicht einfach zu lesen und zu verstehen. Dennoch findet sich in der Bibel der Reichtum der Ewigkeit. Die Worte darin sind Wahrheit und Leben. Sie bieten unzerstörbaren, ewigen Halt. Sie können sich an diese Worte klammern im Leben und im Sterben.
3. Ich biete ihnen Jesus Christus unsern Herrn. Er ist der König in der Mitte des Bildes; der Freund, der ihnen im Garten begegnet; der geliebte Mensch, der sie in diesem Heim erwartet.
Er ist das Lamm Gottes, das auch für SIE gestorben ist. Das für IHRE Sünde mit seinem Leben bezahlt hat. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass SIE Frieden haben können. Jesus Christus ist bereit, ihnen alle Schuld, alle Finsternis, alle Sünde, die auf ihrem Leben liegt, abzunehmen. “Wenn ihre Sünde auch blutrot ist, kann sie doch schneeweiß werden, und wenn sie rot ist wie Scharlach, kann sie doch weiß wie Wolle werden” – weil Jesus Christus auch für IHRE Schuld gestorben ist.
Doch nicht nur das. Denn er ist auferstanden. Und er hat versprochen, ihnen auf geheimnisvolle Weise nahe zu sein – alle Tage bis an der Welt Ende! Dieser Jesus Christus, der tagtäglich bei ihnen sein will, ist nicht ein mysteriöser Unbekannter. Sondern es ist genau der, von dem die Bibel uns berichtet. Es ist der, von dem bezeugt wird: Blinde sehen und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote stehen auf und Armen wird das Evangelium gepredigt. Er hat den toten Lazarus auferweckt; er hat den Sturm auf dem See geboten; er hat Tausende mit wenigen Broten satt gemacht; und vor allem: Er schickt niemanden weg. Wer zu ihm kommt, den wird er nicht wegstoßen, im Gegenteil: Er weiß wer sie sind; er kennt sie – und er lädt sie ein. Denn er hat sein Leben ausdrücklich auch für sie gegeben.
Wenn sie vielleicht arm sind und Hunger haben, ich kann ihnen nicht geben, was sie brauchen (zumindest nicht allen). Aber wenden sie sich an ihn – ER weiß Rat. Wenn sie trauern oder krank sind und ihnen kein Mensch helfen kann, wenden sie sich an ihn – ER wird ihnen Hilfe und Trost geben. Wenn die letzten Stunden ihres Lebens vor ihnen liegen, wenden sie sich an ihn – ER wird ihnen nahe sein, sie durch den Tod hindurch tragen und auf der anderen Seite erwarten. Wenn sie alleine sind mit sich und allem, was in ihrer Seele ist – ER ist da und kann ihnen schenken, was sie so sehr suchen. Dieser Jesus Christus, von dem die Bibel berichtet, ist es, an den ungezählte Christen in aller Welt glauben und bekennen: Mein Herr und mein Gott. Deshalb gehört IHM unser Leben. Um seinetwillen glauben wir dem Buch. Um seinetwillen stehen wir zu dem Bekenntnis.
Wenn sie nicht wissen, wie sie ihn finden können; oder wenn sie nicht wissen, wie sie beten sollen – vielleicht weil ihre Last zu schwer ist? – dann suchen sie sich einen Christen, der Jesus Christus kennt und zu diesem Herrn gehört: Wir sind bereit, mit ihnen zu beten. Wir sind keine großen Glaubens-Helden, aber wir sind bereit, gemeinsam mit ihnen vor unseren Herrn zu treten und ihre Last und ihre Fragen vor ihn bringen. Er hat zugesagt, solche gemeinsamen Gebete in besonderer Weise zu erhören.
Wie gesagt, dies ist ein Angebot. Sie können es gerne testen! Amen.
Paul sagt: 5. Juli 2013 um 20:55
Liebe Schwestern und Brüder,
ich weiß wie schwierig diese Anrede ist. Ich bin immer vorsichtig, wenn ich so angesprochen werde. Und natürlich klingt das vereinnahmend. Aber so meine ich es nicht. Für mich ist es eher Ausdruck meines Glaubens und meiner Hoffnung. In Jesus hat Gott eine Entgrenzungsgeschichte begonnen. Wir sind es ja gewohnt uns abzugrenzen – durch Rasse und Nation, durch Bildung und Geschlecht, durch Religion oder sexuelle Orientierung und neuerdings auch durch politisch korrekte oder inkorrekte Sprache. In Jesus hebt Gott all das auf, was wir an Trennungen und Ab-Grenzungen so geschaffen habe. In dem wunderbaren Buch “Schiffbruch mit Tiger” findet der Hindu Pi zu Jesus. Dass er dem Gott Krishna dafür dankt, dass er zu Jesus gefunden hat und dass er kurze Zeit später zugleich auch noch Muslim wird, zeigt, dass auch für uns manches fremd bleibt. Aber was gewinnt ihn für einen Glauben mit nur einem Gott und ohne Bilder und Farben und Tempel? Was beeindruckt ihn so? Auf seine Fragen, was es denn mit diesem Gott auf sich hat, bekommt er eine einfache und unanständig schlichte Antwort: Liebe! Dieser Gott ist die Liebe. Er handelt aus Liebe. Er handelt nicht nach unserer Logik, sondern aus Liebe. Diese Schlichtheit gewinnt ihn. In dieser Entgrenzung, in der Gott ihm vorgestellt wird als der, der die Liebe ist – das bezwingt ihn.
Und diesen Gedanken möchte ich Euch an zwei Geschichten verdeutlichen. Die erste Geschichte ist sprichwörtlich geworden – und wir predigen, hören und verwursten sie bis zum Erbrechen. Ein Mann fragt Jesus: Wer ist mein Nächster? Er stellt die Frage nach der Grenze. Wem bin ich Hilfe schuldig? Wem Zuwendung? Wem bin ich verpflichtet? Und Jesus erzählt ihm eine Geschichte: Von dem Mann, der unter Räuber fällt, verprügelt, ausgeraubt wird, der halbtot und ganz nackt liegen bleibt. Ein Priester kommt und sieht ihn liegen und geht vorbei; ebenso ein Hilfspriester – ein Levit. Und dann kommt ein Samariter. Der sieht und hilft und sorgt für ihn.
Und nun ist es sicher keine Überraschung, dass dieser zum Vorbild wird. Zum Maßstab. Zur Norm! Und damit wird die ganze Geschichte verdorben. Denn er, der Helfer, dieser Samariter – er ist derjenige, der alles falsch macht. Denn er bricht die gültige Norm. Der Priester hat auf seine Reinheit zu achten – ein Halbtoter, der vielleicht ganz stirbt, geht ihn nichts an. Ebenso der Levit. Nach dem Gesetz – nach der Bibel – nach den Normen, die göttlich legitimiert sind, sind sie fein raus. Aber den Samariter geht dieser halbtote Jude auch nichts an. Er, der Jude ist für ihn, den Samariter jenseits der Grenze, welche die Hilfe nur für den Clan, die Sippe, das Volk vorsieht und gebietet. Aber der Samariter fragt nicht nach Pflicht und Gesetz und Schuldigkeit. Er tritt die Norm nicht mit Füßen, er hebt sie auf. Er lässt sich unmittelbar anrühren. “Wer ist mein Nächster?” Die Frage ist falsch! Das Gesetz und die Gebote mögen dir die Antwort geben, die du hören willst und auf die du dich meinst rausreden zu können – ein Vorwurf, der den Frommen aller Zeit gilt. Gerade so, als hätte die “konstruierte Wahrheit” das Recht, die Liebe zu dispensieren.
Auf die falsche Frage gibt Jesus keine Antwort. Die richtige Frage ist: Wer ist dem Nächster gewesen, der einen Nächsten gebraucht hat? Du kommst mit der Norm und fragst nach der Zuständigkeit. Hier aber handelt ein Mensch frei – aus der Bewegtheit seines Herzens. Er, der Samariter ist dem Verwundeten Nächster geworden, weil er in ihm einen Nächsten erblickt hat. Nicht aus Pflicht oder einer gebotenen Zuständigkeit – die es ja nicht gab, sondern, weil er sich gegen alle Norm verantwortlich wusste. Nur leider wurde dieses freie Handeln gleich wieder zur neuen Norm erhoben. Und das, was ein Zeichen des Liebens war, verkam sofort zur neuen Pflicht und die Hilfe zur Übung für die eigene Seligkeit. So wurde aus dem Christentum als einer freien Bewegung des Herzens in der Liebe zu dem Antlitz Gottes und dem Antlitz der Nächsten ein neues Gesetz mit dem “Du sollst” und “Du sollst nicht” und dem noch schlimmeren “Du darfst nicht”! Die Verderbnis des Besten ist das Schlimmste – aus dem Evangelium wurde ein neues Gesetz, aus der Liebe Gottes eine Drohung und aus befreiten und freien Menschen Sklaven von Werten und Normen, denen zu genügen ist. Aber das Christentum – Jesus – kennt keine Werte, sondern nur Würde.
Wie anstößig diese Geschichte war, machen wir uns nicht mehr klar, weil wir sie in unseren Pflichtenkatalog aufgenommen haben. Die frommen Zeitgenossen kollabierten: Sollte das Gesetz in Frage stehen? Oder sollten alle in gleicher Weise zu behandeln oder zu betrachten sein? Wo bleibt denn dann die Grenze zwischen denen, die dazu gehören und denen, die draußen zu bleiben haben? Ihr lieben Frommen: Ihr könnt die Grenze gern ziehen. Aber Ihr habt Jesus nach draußen gestoßen. Also müsst Ihr jetzt damit leben, dass Ihr drinnen; Gott aber draußen ist. Aber Ihr wollt die Grenze. Ihr wollt die Normen, damit Ihr wisst, was Ihr als unnormal ablehnen und verachten könnt. Ihr verachtet Jesus damit.
Und dieser Gedanke führt mich zu der zweiten Geschichte – eine Geschichte, die nicht Jesus erzählt; vielmehr eine, die über Jesus erzählt wird. Auf seinem Weg nach Jerusalem – wo er von den Frommen seiner Zeit den Römern ausgeliefert wurde – kommt er durch die Stadt Jericho. Sein Ruf eilt ihm voraus. Und so drängelt sich eine erwartungsvolle Menge am Rand der Straßen. Eventstimmung – endlich passiert mal etwas. Ein Mann, der sich in seiner Stadt als Verräter einen Namen gemacht hat, will auch dabei sein. Er arbeitet mit der Besatzungsmacht zusammen und beutet seine Landsleute mit Hilfe dieser Macht aus. Kein Wunder, dass er heute – ohne die Knüttel der Besetzer hinter sich – keinen Platz findet. Auch dieser Mann – Zachäus – ist eindeutig auf der anderen Seite der Grenze. Er ist einer, der sich selbst ausgegrenzt hat und nicht dazu gehört – selbst dran schuld! Und nun will er bei der Jesus-Party dabei sein. Aber er kommt nicht durch. Also klettert er auf einen Baum, um wenigstens einen Blick auf den Superstar zu werfen. Endlich kommt Jesus. Die Menge erwartet einen religiösen Budenzauber erster Güte. Werden von Jesus nicht die wunderbarsten Geschichten erzählt? Blinde gehen, Lahme sehen und so weiter …
Endlich: Jesus kommt. Jesus geht durch die Straßen. Jesus bleibt bei dem Baum stehen. Jesus schaut auf. Jesus sagt: Zachäus, kommt schnell herunter. Ich muss heute in deinem Haus zu Gast sein. Und so sieht ein religiöses Event der Spitzenklasse aus? Jesus geht mit diesem Verräter und Blutsauger in das größte Haus und tafelt mit ihm. Aber jetzt kommt es doch!? Jetzt wird Jesus ihm die Leviten lesen; ihm seine Gesinnungslumperei vorhalten?! Nichts davon. Jesus isst und trinkt mit Zachäus. Wie mit einem Freund – so sitzt Jesus mit ihm an der Festtafel und isst und trinkt, was Zachäus von seinem Schuldgeld aufgetischt hat. Natürlich erregen sich da die Frommen. Zu einem Sünder geht er, zum Kumpan des Zöllners macht er sich! Einem Volksverräter und damit zugleich einem Gotteslästerer und Verworfenen! Aber Jesus sitzt nicht bei einem Sünder, er isst nicht mit einem Zöllner und besucht auch keinen Verräter. Jesus ist bei Zachäus.
Und damit kommen die Frommen nicht klar. Sie, die die feste Wahrheit – oder die Wahrheit fest haben – über sich selbst und über Zachäus und darüber, was wie zu geschehen hat. Die Wahrheit als Norm, um auszugrenzen und um sich abzugrenzen. Wie schön, wenn alles so klar ist. Wenn nur Jesus nicht wäre! Deshalb muss er ans Kreuz! Wenn nur Gott nicht mit Jesus wäre! Deshalb muss Jesus zu dieser neuen Ausgrenzungsnorm gemacht werden und zur zeitlos gültigen relationslosen Wahrheit; statisch; wie ein Stein, an dem man die Lüge zerschlagen kann – und im Zweifel auch den Lügner. Ja: Die Verderbnis des Besten ist das Schlimmste! Die, die die Wahrheit haben – aufgeschrieben in ihren Büchern – verstehen den nicht, der die Wahrheit ist – traurige Ironie.
Und Zachäus? Was geschieht mit ihm? Was als Spaß anfing, schlägt für ihn in tiefsten Ernst um. Auch er kam ja mit seiner Wahrheit und mit seiner Maske; mit dem Habitus des Zöllners. Und Jesus nennt ihn bei seinem Namen. Und dann sitzen sie da und Zachäus schaut in das Antlitz Jesu und entdeckt das Ebenbild des Antlitzes Gottes, der ihn bei seinem Namen ruft und im Spiegel entdeckt er das Antlitz des Zachäus – Ebenbild des Antlitzes Gottes. Alles ist weg. Alles ist da! Er braucht keinen, der ihm etwas von Normen erzählt und ihn mit fertigen Wahrheiten abspeist und eingliedern oder ausgrenzen will. Das Christentum – Jesus – kennt keine Werte, sondern nur Würde. Und diese Würde widerfährt ihm – in der lebendigen Begegnung mit dem der ihm die Wahrheit vergegenwärtigt. Und er entdeckt, wer er ist: Zachäus! Einfach und nur Zachäus; der, dem Heil widerfahren ist. Und ohne die Normen und Regeln, die eigentlich dafür vorgesehen sind! Entdecke die Möglichkeiten – aber nicht so, wie das eine Möbelkette meint, die mir erlaubt, aus vorgefertigten Kleinteilen “meine” bunte Welt zusammenzubasteln. Entdecke, was möglich wird, wenn du nicht mehr vom “du MUSST” lebst, sondern aus dem “du DARFST, weil du KANNST”. Oder “du kannst, weil du darfst.” Genau das ist Zachäus passiert. Genau das hat aus einem asozialen Menschen einen Menschen gemacht, der wieder zur Gemeinschaft gefunden hat. Und hoffentlich wird die Gemeinschaft der Frommen mitgeheilt – da bin ich im Blick auf Kirche und viele von uns hier skeptisch.
Wenn Du aber fragst, was das war, damit dies geschehen konnte, dann habe ich nur eine Antwort: Liebe. Liebe, die kein Maß und kein Gebot und keine Norm kennt, die sich nicht einfangen lässt in einem Buch oder einer Idee. Das ist die Entgrenzungsgeschichte Gottes – liebe Brüder und Schwestern. Ich biete Euch nichts an, ich drängle Euch nichts auf und ich will Euch nicht vereinnahmen. Ich erzähle Euch von der Liebe, die keine Grenzen akzeptiert und die es dir und mir möglich macht, anders zu leben.
Nun höre ich Euch wieder schreien: Dann ist ja alles beliebig! Reden so nicht die, die alles relativieren wollen? Wir haben die Wahrheit in den Händen; in einem Buch niedergeschrieben. Wenn Du so schreist, dann brauchst Du nicht nur den Erlöser, dann brauchst Du auch noch die Erlösung. Lass Dir sagen, Bruder, der Du immer im Haus des Vaters geblieben bist: Du hast den Vater nie verstanden. Ich werde Dich an Deinem Zorn nicht hindern können und an Deinem Gekränkt-Sein. Ich werde auch um Dich werben und Dir meine Liebe und mein Mitgefühl nicht versagen. Die Entgrenzungsgeschichte Gottes wurde auch für Dich geschrieben. Aber ich trete Dir in den Weg, wenn Du wieder schreist: Wir haben ein Gesetz und nach dem muss er sterben. Ich trete Dir in den Weg, wenn Du aus Deiner Wahrheit Steine machst. Ich trete Dir in den Weg, wenn Du mit Deinen Normen andere abgrenzt von Gott. Lebt nach Euren Normen, die Euch sagen, was Ihr tun müsst und mit denen ihr Euch von dem fernhalten, was Ihr nicht tun wollt. Ich bete zu Gott, dass die Wahrheit Euch frei macht, wenn Ihr dieser Liebe begegnet.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen!
tgdpnovj
insurance
obljqy71
vu7bpr6i
23. 03. 2015, 18:32
Lieber Herr Rau,
nur ist es relativ egal, wer Bischof wird, weil der Bischof nach der Verfassung der EVLKS gar nicht so viele Mglichkeiten hat, wie Sie es wnschen oder befrchten. Es gibt nur einen Weg - ber die Synode. Und die wird vom Volk gewhlt. Da das Volk ja berwiegend Ihrer Meinung ist, sollte es ja kein Problem sein, Ihre Meinung zur vorherrschenden zu machen.
Herzlich
Ihr Paul
23. 03. 2015, 13:17
Lieber Herr Rau, nun scheint Herr L. aber welche zu haben. Denn er meinte ja, dass sich daran der weitere Weg enscheiden wrde.
Herzlich
Ihr Paul
P.S. Es ist schn hier bei Ihnen!
welche Erwartung haben Sie denn an die Bischofswahl?
Herzlich
Paul
A.Rau
ich hatte ja gehofft, dass Sie wenigstens mal "Guten Tag" sagen, wenn ich schon auf Ihrer Matte stehe.
Herzlich
Ihr Paul
wenn wir wollen, knnen wir uns ja darauf einigen, unser Gesprch - soweit es ffentlich ist - hier fortzufhren? Da unter jedem Beitrag ein Forum ist, wird es sonst zu unbersichtlich.
Die Mitteilungen, die Sie beklagen, sind aber sicher nicht von denen, die Sie anklagen. Die gehren nun mal im Internet dazu.
Herzlich
Ihr Paul
Ich lasse diese Mll-Beitrge ganz bewusst hier stehen. So kann jeder sehen, welcher Geist dieses GEGEN treibt.
A.Rau
Ihre Meinung
... knnen Sie gerne hier eintragen