Britta schreibt am 12.02.2015:
Von einer, die auszog, das fürchten zu lernen…
„Was halten Sie von dem seit 2012 laufenden Gesprächsprozeß unserer Landeskirche?“ Schon der fünfte Gottesdienstbesucher schüttelt wie die vier vorher Befragten verwundert den Kopf: „Welcher Gesprächsprozeß?“ Diese kurze Befragung in einer Kleinstadtgemeinde zeigt, daß ein Gesprächsprozeß sich nicht bis zur Basis der durchschnittlichen Gottesdienstbesucher herumgesprochen hat… Selbst bei hauptamtlichen Mitarbeitern der evangelischen Kirche scheint er auf Nachfrage in Vergessenheit geraten zu sein.
Als ich im Sommer 2012 mein erstes Statement zum damals gar nicht mehr so neuen Pfarrdienstgesetzes schrieb (welches besagt, daß in Ausnahmefällen homosexuelle Pfarrer mit ihren Partnern im Pfarramt leben dürfen), war die Sache für mich ebenso eindeutig wie verwunderlich: Eindeutig durch die entsprechenden Bibelstellen, die sowohl im Alten als auch im Neuen Testament zu finden waren, verwunderlich, warum diese von der Landeskirche nicht berücksichtigt wurden. Als ich mich genauer mit der Sache befaßte, stieß ich auf das Pfarrdienstgesetz von 2001, welches fast zwingend den Beschluß von 2012 nach sich zog. Aber es blieb nicht bei diesem Sachverhalt und mit der Zeit wurde mir klar, daß es nicht um das Zusammenleben von ein paar Homosexuellen im Pfarramt ging, und die diesbezügliche Interpretation der Bibelstellen, sondern um nicht weniger als die Deutungshoheit über die Bibel. (Daß es Deutungsbedarf bei den biblischen Schriften gibt, ist unbestritten.) Noch mehr, es zieht sich in den profanen Bereich und mündet in einem Kampf der Weltbilder.
Natürlich warfen sich im Verlauf Fragen auf: einerseits, liegt die entsprechende Veranlagung nicht im Verschulden des Andersliebenden und es erschließt sich mir auch nicht, was sich Gott dabei gedacht hat. Andererseits kam dieser Beschluß retrospektiv betrachtet just vor einer großen Welle „Antidiskriminierungsmaßnahmen“ aller möglichen anders als heterosexuell Empfindenden, gipfelnd im Durchboxen des Bildungsplanes zur Frühsexualisierung im grünrot regierten Baden-Württemberg. Bei der Diskussion um das Pfarrdienstgesetz kam es, wie bei den Protesten gegen den Bildungsplan, zu pauschalen Vorwürfen des „Rechtsextremismus“ gegenüber den Gegnern. Sicher, auf jeder Seite der Disputanten im SONNTAG, der sächsischen Kirchenzeitung, gab es Eiferer und Unsachlichkeiten. Jedoch zeigte sich, daß das Interesse am Gesprächsprozeß recht rasch erlahmte, besonders bei der landeskirchenkonformen Seite. Sollte etwa… der Gesprächsprozeß als Verzögerungstaktik gegenüber Leuten wie der Sächsischen Bekenntnisinitiative dienen, bis Gras über die Sache gewachsen ist? Erfolgt eine scheibchenweise Umstrukturierung unseres Glaubens – Pfarrdienstgesetz 2001 – nach damaligen Angaben das letzte Zugeständnis in der Richtung – Pfarrdienstgesetz 2012 – eine Folge von 2001 – und wie weiter? Unangenehm assoziiert sich das mit der Junckerschen Salamitaktik («Wir beschließen etwas, stellen es in den Raum und warten dann einige Zeit ab, ob was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter - Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt.» (1))
Was ist der nächste Schritt? Die „Ehe“ zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern ist nun gesellschaftsfähig, als nächstes kommen die Adoptionen fremder Kinder. In der „Toleranzwoche“ des öffentlich-rechtlichen T.V.s wurde bereits Zoophilie als zu tolerierende Variante menschlichen Seins vorgestellt (2). Es gibt immer wieder Vorstöße, Pädophilie gesellschaftsfähig zu machen… Betrachte ich dies mit der zu dem Homothema kennengelernten Art der Bibelauslegung, so muß ich leider feststellen, daß diese „Varianten menschlichen Daseins“ in der Bibel noch weniger eindeutig abgelehnt werden als die Homosexualität. Sodom und Gomorrha – alte Geschichte, die man nicht wörtlich nehmen dürfe… Denke ich an die erwähnte Salamitaktik, dann sollte schon überlegt werden, ob der Anspruch des Einzelnen Grund genug ist, einen ganzen Glauben mittelfristig zu verändern. Denn noch vor dreißig Jahren wäre diese Diskussion des „Homothemas“ undenkbar gewesen. Was ist in dreißig Jahren?
Ist die Bibel das Dokument der Offenbarung Gottes durch Jesus Christus für die Welt, ist sie das Wort Gottes?
Als Kind war ich felsenfest überzeugt, daß Spargel scheußlich schmeckt. Jetzt, als Erwachsene, bin ich genauso felsenfest überzeugt, daß Spargel köstlich schmeckt. Überzeugungen ändern sich. Im Leben eines Menschen, in einer Gesellschaft, in der Geschichte… Ändert sich auch das Wort Gottes? Ändert es sich nach unseren jeweiligen felsenfesten Überzeugungen? Nicht erst einmal haben Glaubensauslegungen nach den zeitgemäßen felsenfesten Überzeugungen in eine Sackgasse geführt!
Nachdem ich mich so leidlich mit dem Thema sexuelle Orientierung im biblischen Kontext auseinandergesetzt hatte, zeigte sich, daß – für mittelmäßig interessierte Laien fast unbemerkt - mittlerweile in der vorherrschenden Lehrmeinung der evangelischen Landeskirche an den Grundlagen des Glaubens gesägt wurde. Für einen normalen Durchschnittschristen erschütternde Dinge: die auch im Glaubensbekenntnis postulierten Grundlagen christlichen Glaubens, wie Jungfrauengeburt und Auferstehung werden angezweifelt, die Wunder Jesu als nachträglich zugefügte Unterstreichungen zur Hervorhebung der Besonderheit Jesus Christus… Alles, was ich seit Kindesbeinen über den Glauben erfahren hatte, sollte mit einem Mal nicht mehr wahr sein. Woran glauben wir dann eigentlich? Ich als Wissenschaftlerin brauche keinen Gott, der sich über Naturgesetze definieren läßt!
Einmal mit der Materie befaßt, erschüttert die Auslegung des ersten Gebotes, welches nun sogar zur Begründung, andere Religionen – speziell den vordringenden Islam - neben sich zu dulden, herangezogen wird. Einige der Gebote des Dekalog werden heutzutage offenbar als überholt betrachtet: Tötung (Abtreibung), Ehebruch (Scheidungszahlen), falsches Zeugnis („Nazivorwürfe“ bei allem, was der offiziellen Sichtweise widerspricht) …
Ziemlich jedes profanpolitische Ereignis erfährt nun seine Rechtfertigung unter z.T. erstaunlichen Interpretationen der alten Schriften. Es wird zudem mehr oder weniger offiziell zur Beteiligung an bestimmten profanen Aktionen aufgerufen unter dem mehr oder weniger stummen Vorwurf, sonst wäre man kein guter Christ. Moooment – kennen wir das nicht? Ist die Gedenkkultur in dieser Richtung vergessen?
Glauben sollte ein Fundament haben, das nicht bei jedem gesellschaftlichen Umbruch wankt. Wenn junge Menschen heutzutage gelehrt bekommen, daß das, was in der Bibel steht, an entscheidenden Stellen dem Weltbild der Entstehungszeit entspricht und heutzutage überholt ist – warum sollten sie sich dann für diesen Glauben interessieren, der nach Belieben interpretiert wird? Natürlich gibt es etliche Bibelstellen, wo es heutzutage Konsens ist, daß es sich um Vergleiche o.ä. handelt. Wer legt aber fest, wie die Bibel zu verstehen ist? Wer hat die Deutungshoheit? Wer kann die aus einer Maßnahme entstehenden Kausalketten überblicken? Wie begegnet man der Instrumentalisierung des christlichen Glaubens? Es gibt doch auffallend viele Schnittstellen mit Parteipolitik: der Landesbischof ein ehemaliger landespolitischer Sprecher der Grünen im Saarland, die ehemalige Präses der EKD-Synode bekleidet ein hohes Amt bei den Grünen, der jetzige EKD-Ratsvorsitzende ein Sozialdemokrat… Sollte das nicht schärfer getrennt werden in einem laizistischen Staat? Wer garantiert mir, daß nicht Parteipolitik mit exotischen Bibelauslegungen für Christen gesellschaftsfähig gemacht wird? Glauben darf nicht als Steigbügelhalter einer Staatsdoktrin mißbraucht werden! Die Kirche darf keine fünfte Kolonne für die Durchsetzung politisch korrekter Weltbilder werden.
Es stellt sich die Frage, wieviel geistliche Heimat bietet der evangelische Glauben am Vorabend von 500 Jahren Reformation noch? Ist es Zufall, daß in evangelischen Elternhäusern aufgewachsene Jugendliche sich mitunter einem Glauben zuwenden, der keinen Zweifel an seinen Wurzeln zuläßt? Kann ein Christentum, das seine „Stiftungsurkunde“ nach aktuellpolitischen Gegebenheiten interpretiert, geistlich gegen einen archaischen Glauben, in dem Zweifel an dessen heiligen Schriften verboten sind, bestehen? Noch dazu, wo die evangelische Kirche politisch korrekt den Etablierung dieses Glaubens in unseren Alltag unter dem Argument der Religionsfreiheit und Nächstenliebe fordert? Die Mitgliederzahlen der Großkirchen schrumpfen beständig, was nicht nur durch demographische Effekte zu erklären ist. Wenn dann im SONNTAG gefragt wird, was Gott uns damit sagen will, daß wir kleiner werden (als ob es so gewollt wäre), so ist man versucht zu rufen: „Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ Wenden wir uns doch wieder dem Fundament unseres christlichen Glaubens zu, welches so stark ist, daß es einen ruhenden Gegenpol in einer globalisierten Welt zu bilden vermag.
Im Laufe des Gesprächsprozesses an der einzigen Stelle, wo er für die interessierte Öffentlichkeit zugänglich war, im SONNTAG, lernte ich interessante Menschen kennen, deren Art zu glauben mir authentisch schien. Allerdings habe ich nun das Gefühl, daß ich mit mehr Fragen zurückbleibe, als zu Beginn des Gesprächsprozesses.
Dennoch macht mir die Entwicklung in der evangelischen Kirche Sorgen, es sollte uns auch in einer fast säkularisierten Kirche klar sein: "Wenn ich den Menschen noch gefällig wäre, wäre ich Christi Knecht nicht." (Gal. 1, 10)
Literatur:
1. zitiert von Dirk Koch: Die Brüsseler Republik. Der SPIEGEL 52/1999 vom 27. Dezember 1999, S. 136, spiegel.de
2. Anders als du denkst: ARD Themenwoche Toleranz "Zoophilie: eine besondere Art der Liebe?" http://www.you-fm.de/index.jsp?rubrik=89637&key=standard_document_53531015
Ich lasse diese Müll-Beiträge ganz bewusst hier stehen. So kann jeder sehen, welcher Geist dieses GEGEN treibt.
A.Rau
es freut mich, daß Sie sich nicht in Ihrem Glauben beirren lassen.
Gott segne Sie!
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