I. Allgemeine Eindrücke
I. 1. Kleinigkeiten am Rande
I. 2. Museumsstück
I. 3. Sumpf
I. 4. Seifenblasen
I. 5. Der feine Unterschied
I. 6. Leergut
II. Konkrete Fragen
II. 1. Mythos
II. 2. Rechenkunst
II. 3. Konsequente Inkonsequenz I
II. 4. Das 'Urwort des Seins'
II. 5. Konsequente Inkonsequenz II
Theologen- Theorie
Laien-Kommentar
Kirchliche Praxis
Anhang Laientheologie: Buße
II. 6. Heiligung
II. 7. Wahrheit
Nachwort
Zusammenstellung der Fragen
Literaturverzeichnis
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II. Konkrete Fragen |
II. 5. Konsequente Inkonsequenz II |
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Laien-Kommentar
Der Professor hat durchaus gute Argumente auf seiner Seite. Er verstrickt sie auch zu einem relativ stimmigen intellektuellen Kunstwerk. Dennoch, dieses Kunstwerk steht im Widerspruch zur Bibel!
Apg 2,37f: "Als sie aber das hörten, ging's ihnen durchs Herz, und sie sprachen zu Petrus und den anderen Aposteln: Ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir tun? Petrus sprach zu ihnen: Tut Buße und lasse sich ein jeglicher taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden."
Die Schlafenden erwachen - und räkeln sich wohlig im warmen Licht der Gnade Gottes ? ? ? Guten Morgen, Leute, es ist alles in Ordnung; ihr seid "Menschen des Lichtes und des Tages" ? ? ?
Im Gegenteil; als die Menschen "erwachen" und ihre Lage begreifen, erschrecken sie! Und Petrus fordert sie auf: Tut etwas; nämlich "Buße . . . zur Vergebung der Sünden!"
Diese Grundstruktur findet sich in der gesamten Bibel, von Adam bis zur Offenbarung. Wenn Menschen "erwachen", stellen sie fest: es ist eben nicht alles in Ordnung; sondern "Schatten des Todes" liegen auf unserem Leben. "Herr gehe von mir hinaus! ich bin ein sündiger Mensch" (Lk 5,8) Und sie werden aufgefordert: "Folge mir nach" oder Apg 3,19 "So tut nun Buße und bekehrt euch, daß eure Sünden getilgt werden . . . "
Sicher, das Erwachen ist keine aktive Tat. Die Erkenntnis der Wahrheit ist Gnade, ist ein 'Geschenk des Himmels'. Aber der 'Erweckte' erkennt vor sich eine Möglichkeit. Er steht vor einer Entscheidung: ja oder nein; Licht oder Finsternis! Er muß wählen: will ich zu Gott ins Licht gehen oder in der Finsternis bleiben?
Er kann das Licht nicht selbst erzeugen; er kann es auch nicht alleine finden. Aber Gott stellt ihn an die Grenze; gibt ihm die Möglichkeit; macht ihm ein Angebot. Ob ein Mensch dieses Angebot annimmt und die Grenze überschreitet, ist seine Entscheidung. Und seine Aktivität. Die Verantwortung liegt bei ihm! Und er muß diese Entscheidung aktiv zum Ausdruck bringen: im alten Testament die Hand auf den Kopf des Opfertieres legen; und heute ein "von Herzen kommendes Ja zu Jesus Christus" sagen.
(Ob diese Aktivität aus freiem oder unfreien Willen geschieht, von "eingegossener oder geschaffener oder ungeschaffener" Gnade gewirkt ist [S. 159ff], darüber sollen die Gelehrten streiten, so sie nichts Besseres zu tun haben. Aber geschehen muß sie!)
Jüngels Rechtfertigungslehre kennt solch eine bewußte, aktive Grenzüberschreitung nicht. Bei seiner Struktur B gibt es gar keine Grenze. Dort gibt es nur die eine, alles umfassende, Wirklichkeit "des Lichtes und des Tages"; dort existiert "die ganze Welt bereits im Licht der Gnade Gottes"; dort werden alle Menschen "vom Licht des Lebens erhellt".
In dieser Struktur gibt es keinen Platz für Alternativen. Eine bewußte (in- dividuelle) "Konsekration" ist offenbar nicht nötig. "Identitätsübertragung", "Inkorporation in das Heilige" usw. wurden bereits vor ca. 2000 Jahren erledigt. Damals habe Gott in einem allumfassenden, pauschalen Akt alle Menschen mit einem Schlag "konsekriert" bzw. gerechtfertigt. Deshalb muß der Mensch "heute" nicht mehr aktiv werden. Er braucht keine Entscheidung zu treffen. Bzw. er kann gar keine Entscheidung treffen.
So schön dieser, Jüngels, "souveräner Indikativ" auch ist, er bürstet die Bibel gegen den Strich. Denn dort findet sich - von Anfang bis Ende - das genaue Gegenteil: ein wahrhaft "souveräner Konjunktiv"!
Adam und Eva standen vor dem 'Apfel' und konnten wählen . . .
Mose stellt Israel vor die Entscheidung: "Siehe, ich lege euch heute vor den Segen und den Fluch: den Segen, wenn ihr gehorcht den Geboten des HERRN, . . . den Fluch aber, wenn ihr nicht gehorcht . . . (5Mo 11,26ff)"
Jesus selbst betont in der Bergpredigt; Mt 7,21: "Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr!, in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun . . . "
Petrus predigt zu Pfingsten ausdrücklich nicht; Apg 2,2: Ihr alle seid bereits gerettet . . . ; sondern ". . . wer den Namen des Herrn anrufen wird, soll gerettet werden."
Auch Jüngels Kronzeuge Paulus verkündet nicht; 2Ko 5,20: Alle Menschen sind versöhnt . . . , sondern er bittet "an Christi statt: Lasset euch versöhnen mit Gott."
Selbst die Offenbarung bezeugt den Konjunktiv; Off 3,20: "Siehe ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich hineingehen . . . " Da steht nicht: Wache auf und siehe - während du schliefest, hat jemand die gesamte Wohnung renoviert und neu eingerichtet. Sondern da steht: Tue auf! - der Maler steht vor der Tür und bietet an, "alles neu" zu machen . . .
S. 205: "Das Ja, als das wir den Glauben zu verstehen haben, ist der entdeckende Nachvollzug der göttlichen Entscheidung über den Menschen durch den Menschen . . .
Der Glaube ist insofern die Selbstentdeckung und Selbst-erfahrung des Zur-Freiheit-befreit-worden-Seins. Diese Selbst- entdeckung und Selbsterfahrung ist nun allerdings . . . ein von mir zu vollziehender Lebensakt, eben der Akt, Ja zu sagen zu meiner eigenen Verneinung und Bejahung durch Gott."
Dies ist völlig unumstritten ! ! ! Es bleibt allerdings die Frage: Ist der Glaube nur und ausschließlich der "entdeckende Nachvollzug . . . des "Zur- Freiheit-befreit-worden-Seins"? Oder ist er - zumindest am Anfang - auch die Zustimmung zum Vollzug des "Zur-Freiheit-befreit-Werdens" ? ? ? ? ?
Obwohl: durch die Rechtfertigung wird des Menschen "alter Adam ersäuft". Doch 'das Aas kann bekanntlich schwimmen'. Vielleicht heißt Glaube deshalb auch: tagtäglich neu die Grenze überschreiten; jeden Tag neu "Konsekration"; immer wieder neu zustimmen zum "Zur-Freiheit- befreit-Werden"? Oder wie Luther es so schön formuliert: "Da unser Herr und Meister Jesus Christus spricht: 'Tut Buße' usw., hat er gewollt, daß das ganze Leben der Gläubigen Buße sei" . . .
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