Vorträge
DER CHRISTLICHE GLAUBE
UND DIE RELIGIONEN
I. Der "springende Punkt". Es gibt wohl 5 Hauptformen von Weltanschauungen bzw. Religionen:
1. Atheismus. Wird vertreten von Menschen, die bewußt leben, die sich bewußt für ihre Überzeugung entschieden haben. Sie vertreten und beachten moralische Werte wie Aufrichtigkeit, Solidarität usw., glauben aber nicht an höhere Wesen oder religiöse Ziele wie z.B. ein Leben nach dem Tod. Atheisten halten die 10 Gebote - aber ohne Gott.
(Die entartete Form davon ist der primitive Materialismus. Da interessiert man sich für nichts anderes als den persönlichen Vorteil.)
2. Deismus. Hauptvertreter: Buddhisten. Das sind Atheisten mit einem gewissen religiösen Beigeschmack. Sie glauben nicht an ein höheres Wesen, aber an religiöse Werte. Die ganze Welt ist göttlich. "Gott", d.h. ein besonderer Wert, steckt in allen Dingen und Lebewesen. Durch Training, durch Meditation soll sich der Mensch diesem besonderen Wert annähern, um bestimmte religiöse Ziele (z.B. Nirwana) zu erreichen.
(In aller Vorsicht: Deismus läuft möglicherweise darauf hinaus, daß der Mensch sich selbst für ein höheres Wesen hält und meint, er selbst sei Gott. Entartete Form: Leute, die sich selbst sehr wichtig nehmen; und erwarten, daß alle Welt nach ihrer Pfeife tanzt.)
3. Polytheismus. Hauptvertreter Hindus, Naturreligionen. Dort glaubt man an viele, wenn nicht an Tausende von Göttern, Dämonen, Geistern, die alle einen eigenen Kopf bzw. Willen haben. Dabei kommt es darauf an, all diese Götter oder Mächte nicht zu ärgern, sondern sie z. B. durch Opfer gnädig zu stimmen oder sie mit Hilfe entsprechender Künste zu beschwören, d.h. sie unschädlich oder gefügig zu machen.
(Entartete Form: Billiger Aberglaube. Hierzulande sind das diejenigen, die sich ein Hufeisen in die Laube oder einen Talisman ins Auto hängen, die Horoskope halb ernst nehmen und Angst vor schwarzen Katzen haben.
Für den modernen Aberglauben, die zahllosen esoterischen Angebote, gilt vielleicht: Wo man Hilfe im Menschen sucht - positives Denken, autogenes Training, Yoga usw.-, da riecht es nach Buddhismus. Sucht man sie außerhalb des Menschen - Sterne, Karten, Glücksbringer, Beschwörungen usw. -, dann schmeckt es nach Hinduismus.)
4. Monotheismus. Hauptvertreter Moslems, Juden. Sie glauben auch an Engel und Geister; aber die unterstehen dem einen, großen Chef ganz oben. Allah, Jahwe - der Gott, der diese Welt geschaffen hat und heute noch kontrolliert.
Dieser Gott da oben greift sich einzelne Menschen heraus, die als "Postboten" seine Anweisungen unter die Menschen bringen. Allah redet zu Mohammed und diktiert ihm den Koran. Jahwe nimmt Mose und gibt ihm die 10 Gebote. Beide nehmen das, was sie von oben empfangen haben, und geben es weiter ans gemeine Volk. Wenn der kleine Mann, die kleine Frau diese Anordnungen nun nicht befolgen, dann kriegen sie irgendwann paar drüber und kommen in die Hölle. Wenn sie aber tun, was Gott verlangt, werden sie belohnt und kommen in den Himmel.
(Entartete Form: Faschismus, Kommunismus. Der Führer, die Partei hat gesagt... Der Führer, die Partei hat immer recht - also machen wir es haargenau so, wie es von oben angeordnet wurde. Wer 'ne andere Meinung äußert, kann was erleben.)
5. Christlicher Glaube. Ist auch Monotheismus. Da oben sitzt der große Chef, der seine Leute geschickt hat. Aber - das hat nicht richtig funktioniert. Das gemeine Volk spielt nicht so mit, wie es eigentlich sollte. Deshalb greift Gott selber ein. Er wird in Jesus Christus Mensch und stellt sich der Menschheit vor. Er macht sich selbst sichtbar, wer er ist und wie er denkt und handelt.
Salopp ausgedrückt: Im Atheismus hat der Begriff "Gott" keinen Inhalt. Beim Deismus steckt "Gott" in allen Dingen und Lebewesen. Im Polytheismus klettert "Gott" aus der Materie heraus, schwebt knapp über den Dingen und zerfällt in zahlreiche Einzelteile. Im Monotheismus wird "Gott" wieder zu einem Wesen zusammengesetzt und klettert in unerreichbare Höhen hinauf. Bei den Christen teilt er sich in drei Teile; einer davon kommt aus dem Himmel herunter und läuft als Mensch auf der Erde herum.
Deshalb ist die Frage oder eben der springende Punkt am christlichen Glauben:
Wer war (oder ist) Jesus Christus?
War er ein herausragender Philosoph, ein edler Mensch, der besonders hochwertige Verhaltensregeln gelehrt hat - wie die Atheisten vielleicht meinen?
Oder war er ein großes Medium, das außergewöhnliche spirituelle Kräfte hatte, ein besonders begnadeter Guru - wie Buddhisten und Hindus behaupten?
Oder war er ein Prophet mit einem besonders guten Draht nach oben, der Gottes Anweisungen extra-genau bekannt gemacht hat - wie es im Koran steht?
Oder war er tatsächlich der eine Gott selber?
Wer ist Jesus Christus? Das ist die Frage, mit der buchstäblich der ganze christliche Glaube steht und fällt!!!
II. Die "religiöse Norm": Was muß ein Christ tun, um in den Himmel zu kommen?
Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Adam und Eva lebten bei Gott im Paradies. Gott und Menschen lebten in Harmonie miteinander. Es gab keine Meinungsverschiedenheiten. Denken und Handeln der Menschen stimmten mit dem Willen Gottes überein.
Dann biß Eva in den Apfel und tat damit etwas, was Gott verboten hatte. Plötzlich stimmten das Denken und Handeln Gottes mit dem Denken und Handeln der Menschen nicht mehr überein. Die Einheit war zerstört. Der Mensch hatte sich von Gott abgesondert. Es entstand eine Distanz, ein Abstand, ein Sund zwischen Gott und den Menschen. Es entstand die Sünde. Der Mensch wurde aus dem Paradies geworfen.
Das Ergebnis: Gott ist irgendwo weit weg, für uns unerreichbar; er denkt und handelt auf seine, göttliche Weise. Der Mensch hier unten dagegen macht was er will; er lebt nach seinen eigenen, menschlichen Vorstellungen. Das sind zwei völlig verschiedene Welten, getrennt durch eben diesen Sund, die Sünde.
In dieser unserer Welt hat der Mensch hat auf seinem Weg ohne Gott unendlich viel Schaden angerichtet - Streit, Lüge, Diebstahl, Ehebruch bis hin zu Haß und Krieg. Die Welt ist voll von materieller, seelischer und geistiger Zerstörung. Aber all dies ist nicht die Ursache sondern die Folge der Sünde. Der Grund für den ganzen Schlamassel ist der Abstand zwischen Mensch und Gott.
Und das spürt der Mensch. Jede Religion weiß: unsere Welt ist nicht so, wie sie sein sollte. Vermutlich spürt auch jeder einzelne Mensch, daß etwas nicht stimmt - im Großen in der Welt, aber auch in uns selbst. Irgend etwas fehlt. Was wir so erleben, das kann doch nicht alles sein . . . Irgendwo in uns allen steckt eine Sehnsucht nach etwas Unbestimmbarem, etwas schwer zu Beschreibenden, eben nach dem Paradies - dieser verlorenen Einheit mit Gott. Und jeder Mensch setzt sich mit dieser Unruhe auseinander und versucht - bewußt oder unbewußt - diese Sehnsucht auszufüllen; und irgendwie zurück zu Gott zu finden.
Der primitive Materialist versucht, mittels Geld, Häuschen, Auto usw. sich sein eigenes kleines Paradies zu schaffen.
Der Atheist sagt sich vielleicht, wir müssen die ganze Erde in ein Paradies verwandeln.
Der Guru sucht, sich durch Meditation in paradiesische Zustände zu versetzen.
Der Moslem hofft, durch genaues Beachten seiner religiösen Vorschriften bei Gott so viele Pluspunkte zu sammeln, daß der ihn eines Tages nach oben holt.
Es gibt in allen Religionen viel ehrliches, anerkennenswertes und oft genug auch selbstloses Bemühen, zurück zu Gott zu kommen. Der Haken ist bloß, - aus christlicher Sicht - all dieses Bemühen reicht nicht aus. Es führt nicht zum Ziel. Der Abstand ist ganz einfach zu groß.
Der Materialist merkt oft recht schnell, daß auch in seinem kleinen Paradies der Wurm drin ist. Das Paradies auf Erden ist auch schwerer zu verwirklichen als gedacht, wie die Kommunisten einsehen mußten. Intensive Meditation oder genaues Befolgen religiöser Gebote kann hilfreich sein und manche Not lindern; aber auch das kann das eigentliche Problem nicht lösen. Selbst der beste und edelste und spirituellste Mensch ist nicht fähig, genau so zu denken und zu handeln wie Gott. Niemand ist in der Lage, genau so zu leben, wie Gott das von uns erwartet.
Deshalb geht Gott den anderen Weg. Weil der Mensch es nicht schafft, in den Himmel hochzuklettern, klettert der Himmel eben herunter; kommt Gott zu uns. Gott wird Mensch und lebt selbst als Mensch unter Menschen. Und zwar genau so, wie er es von uns fordert. Jesus hat alle Gebote erfüllt. Er war ohne Sünde. D.h. Jesus lebte hier in unserer Welt genau so wie Gott da oben in seiner Welt. Deshalb existiert an diesem einen Punkt wieder die Einheit zwischen Mensch und Gott. In der Person Jesus Christus ist Sund der Sünde überbrückt.
Mit anderen Worten: Gott fordert vom Menschen ein bestimmtes Verhalten. Wir sollen gewissermaßen eine Leistung erbringen, eine "Norm" erfüllen (nachzulesen z. B. in der Bergpredigt). Weil der Mensch die aber nicht schafft, geht Gott hin und erledigt das selber. Jesus hat die „Norm Gottes“ erfüllt. Und dies nicht nur für sich selbst – sondern für alle anderen Menschen gleich mit. Er hat stellvertretend für jeden einzelnen Menschen die geforderte Leistung erbracht. Er hat all das getan, was Gott von mir, von Ihnen oder wem auch immer verlangt. Es ist bereits alles getan - vollständig, zu 100 Prozent.
Salopp ausgedrückt: Gott hat gewissermaßen einen Fahrstuhl in den Himmel eingerichtet. Und dadurch den Eingang zu seinem Paradies aus unerreichbaren Höhen herab auf unsere Erde verlegt. Jesus sagt: “Ich bin die Tür; wenn jemand durch mich eingeht, der wird gerettet werden.“ Und: Ich bin der Weg; durch mich könnt ihr zu Gott gelangen; einen anderen Weg gibt es nicht. “Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.“
Diese Tür ist weit geöffnet. Jesus ruft; er bittet geradezu: “Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid.“ Gott lädt ein: Komm herein; ganz egal was du getan hast, ganz egal wer du bist – du bist willkommen.
Gnade ist ein zentraler christlicher Begriff. „Sola gratia“, allein durch Gnade, ist eine Grundregel evangelischen Glaubens. Das heißt, die Fahrt im Fahrstuhl zum Himmel ist kostenlos. Man braucht nichts zu bezahlen: Man muß weder ein gutes, anständiges Leben geführt noch bestimmte religiöse Vorschriften erfüllt haben noch sonst irgend etwas leisten. Gott schenkt uns das Paradies – aus Gnade, um Jesu willen.
Der Moslem und der Jude müssen zahlreiche religiöse Vorschriften einhalten, der Buddhist muß hart an seinem Karma arbeiten – der Christ braucht nichts dergleichen zu tun. Es ist bereits alles erledigt! Die Norm ist erfüllt - von Jesus für mich.
Alle Religionen fordern von ihren Anhängern ein bestimmtes Maß an Leistung, damit "Gott" mit ihnen zufrieden ist. Im christlichen Glauben geht es auch um diese Leistung. Aber hier muß sie nicht der Gläubige erbringen, sondern Gott selber hat sie erbracht - stellvertretend für den Menschen, stellvertretend für uns!
Alle anderen Religionen sagen: Ich muß etwas tun!
Der christliche Glaube sagt: Gott hat etwas getan!
Für "alle anderen" gilt: Der Mensch will (zurück) ins Paradies kommen.
Im christlichen Glauben gilt: Das Paradies will zu uns kommen.
Was muß ein Christ leisten, um in den Himmel zu kommen: Nichts; absolut nichts!
III. Gerechtigkeit
Im Menschen steckt ein Bedürfnis nach Gerechtigkeit. Wir leiden, wenn man uns Unrecht tut. Wir ärgern uns, wenn sich jemand durch Lüge und Betrug Vorteile verschafft.
Es ist ein Grundprinzip in allen Religionen: Es gibt eine Gerechtigkeit. Die Bösen werden bestraft! Wer Unrecht tut, muß dafür bezahlen. In welcher Form auch immer - sei es in einem späteren Leben, wie Hindus und Buddhisten wohl glauben; sei es in der Hölle, wie Juden und Muslime überzeugt sind.
Das gilt auch für den christlichen Glauben. Allerdings - so die Bibel - ist jeder Mensch böse und tut Unrecht. Keiner, nicht einer, lebt so, wie Gott das fordert! Jeder Mensch - auch der edelste! - hat Strafe verdient und ist es nicht wert, in den Himmel zu kommen. Manch einer will das nicht wahrhaben. Oft sind wir auch so abgestumpft, daß wir gar nicht begreifen, wie groß unsere Schuld ist. Trotzdem - in Gottes Augen ist der Zustand jedes einzelnen Menschen ohne Ausnahme hoffnungslos.
Deshalb nimmt Gott auch diese Frage selbst in die Hand. Er überläßt das Thema Gerechtigkeit nicht dem Menschen, sondern er kümmert sich selbst darum. Gott nimmt die Schuld des Menschen auf sich und verbüßt die Strafe, die gerechterweise wir verdient hätten.
Gott sagt nicht - nun ja, es ist doch alles nicht so wild, drücken wir mal ein Auge zu. Sondern Gott sagt ausdrücklich: "Schuld ist eine schlimme Sache. Aber - sie ist nicht mehr dein Problem, sondern sie ist jetzt mein Problem. Nicht mehr du, Mensch, bist dafür verantwortlich; sondern ich, Gott, kümmere mich darum."
Gott nimmt meine Schuld, geht hin und nimmt die Strafe dafür auf sich. Jesus Christus stirbt am Kreuz für die Schuld der Menschen. "Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt."
Im Bilde gesprochen: Ich habe mit meinem Auto einen Unfall verschuldet mit Millionenschaden Der Schaden ist so groß, daß ich ihn niemals abzahlen oder wiedergutmachen könnte. In allen Religionen schafft "Gott" Gerechtigkeit, indem er die Rolle der Polizei oder des Richters übernimmt: Du bist schuld! Also zahle oder ab in den Bau! Jesus Christus schafft Gerechtigkeit, indem er neben der Rolle des Richters noch zusätzlich die der Haftpflichtversicherung übernimmt: Du bist schuld! Der Schaden muß ersetzt werden. Aber ich bin bereit, für dich zu zahlen.
Christen glauben: Es gibt Gerechtigkeit. Unrecht wird bestraft! Aber nicht ich, sondern Gott selbst kommt dafür auf.
Dies ist aber nur eine Seite von Gerechtigkeit. Die andere Seite ist die Bereitschaft bzw. die Möglichkeit im Menschen, immer wieder neu Unrecht zu tun. Was wäre denn gewonnen, wenn Gott die Schuld der Menschen bezahlt, sie in den Himmel holt und sie machen dort genau so weiter wie bisher? Der Himmel wäre in kürzester Zeit genau so versaut wie die Erde.
Alle Religionen versuchen deshalb, den Menschen zu ändern; und ihn dahin zu bringen, daß er eben keine Zicken mehr dreht. Dabei appellieren "alle anderen" an den Willen des Menschen: "Tu dieses, laß jenes, verhalte dich so und so!" Das Gewissen oder "Gott" geben die Gebote vor und überlassen es dann dem Menschen, ob und wie er damit zurechtkommt; wie er die Norm erfüllt. Schafft er es und überspringt er diese Hürde, dann kommt er ins Paradies. Schafft er's nicht, dann hat er halt Pech und muß noch mal von vorne anfangen oder er kommt gleich in die Hölle.
Der christliche Glaube wendet sich auch an den Willen. Aber er geht davon aus, solche Appelle (und Strafandrohungen) alleine sind letztlich nutzlos, weil der Wille bzw. die ganze Seele des Menschen durch die Sünde zerfressen oder wenigstens beschädigt ist. Im menschlichen Herzen steckt ein Defekt, der es uns unmöglich macht, Gottes Norm zu erfüllen. Wir können uns anstrengen wie wir wollen, aus einem verstimmten Klavier kommt keine gute Musik, aus einem kranken Herzen kommt kein gesundes Verhalten.
Deshalb greift Gott auch hier wieder selber ein und sorgt selbst dafür, daß der Mensch die Gebote erfüllen kann. Fachausdruck: Heiliger Geist. Gott schickt eine Kraft, die den Menschen verändert und in ihm das Verhalten hervorbringt, das Gott fordert.
Gott selbst kommt in der Gestalt des Heiligen Geistes in das Innere des Menschen, repariert dort das Herz und lenkt dann von da aus seine Entscheidungen. Gott kontrolliert und steuert Fühlen, Denken und Tun. Gott selbst wirkt durch den Menschen hindurch bzw. aus ihm heraus. Die Bibel nennt das: "Ein neues Herz bekommen; von neuem geboren werden, oder Christus in uns."
Bei "allen anderen Religionen" liegt die Verantwortung für das, was der Mensch tut, beim Menschen. Der Mensch muß selbst dafür sorgen, daß er Gottes Norm erfüllt. Wie er damit zurechtkommt ist sein Problem.
Beim christlichen Glauben sind die ganzen Macken und Schwächen und Fehler des Menschen Gottes Problem. Gott kümmert sich um das Verhalten des Christen. Gott sorgt dafür, daß der Mensch die Norm erfüllt und tauglich für den Himmel wird.
Warum? Das ist eine Frage der erforderlichen Qualität. Weil der Mensch die unmöglich liefern kann, erledigt Gott die Sache selber. Nur so ist diese Qualität gesichert. Wenn Gerechtigkeit - und sei es auch nur teilweise - in der Hand des Menschen läge, dann gebe es keine. So aber behält Gott alle Fäden in der Hand, um sicherzustellen, daß die ganze Geschichte ein gutes Ende nimmt.
(In Klammer; um Mißverständnisse zu vermeiden: Wir sollten uns schon bemühen, die Gebote zu halten und uns wie Christen zu benehmen. Aber, das schaffen wir sowieso nicht; keiner von uns! Deshalb hat es keinen Zweck, auf mich selbst zu schauen - mache ich das richtig, war das vielleicht ein Fehler, bin ich gut genug . . . Paulus schreibt: In mir, in meinem Fleisch, wohnt nichts Gutes. Da ist NICHTS, was gut genug für Gott wäre. Das Gute wollen tue ich, aber ich schaffe es nicht.
Deswegen hat es absolut keinen Zweck, auf uns selber zu gucken und uns wer weiß wie anzustrengen. Sondern wir sollen und dürfen auf Jesus Christus schauen. Unser Herr und König kriegt uns schon hin.
Es kommt auch nicht darauf an, ob wir merken, wie der Heilige Geist uns verändert. Was wir merken und spüren und fühlen ist völlig wurscht. Entscheidend ist einzig und allein, was Christus denkt und tut. Und der hat dich unendlich lieb; so sehr, daß er das für dich gestorben ist. Klammer zu.)
Christen glauben: Es gibt Gerechtigkeit für diese Welt und für mich selbst. Weil Gott diese Frage meinem Zugriff und meiner Mitwirkung vollständig entzogen hat, ist das gute Ende 100%ig garantiert.
Wenn man meine schönen Reden hört und sich dann umschaut in der Welt, da paßt einiges nicht zusammen. In der Tat, es gibt natürlich einen Haken und zwar die Frage:
IV. Wie wird man Christ? oder Wer ist denn ein (richtiger) Christ?
In der Bibel gibt es eine klare Grenze zwischen drinnen und draußen; zwischen denen, die dazugehören, und denen, die nicht dazu gehören. Um bei dem Bild zu bleiben: Wenn ich mit meinem Auto einen Unfall verschulde, kommt es nicht darauf an, ob ich ein schönes Auto habe oder sonst immer ein guter Fahrer oder ein netter Mensch bin. Entscheidend ist einzig und allein: Habe ich einen gültigen Vertrag mit der Haftpflicht-Versicherung? Habe ich den, ist alles gut und die Versicherung zahlt für mich. Habe ich keinen gültigen Vertrag, dann gucke ich in die Röhre und muß selber blechen.
Ebenso beim christlichen Glauben: Es kommt nicht darauf an, ob ich ein netter, frommer Mensch bin. Entscheidend ist einzig und allein: Habe ich einen gültigen Vertrag mit Gott? Habe ich den, dann hilft mir Gott und ich komme in den Himmel. Habe ich diesen Vertrag mit Gott nicht, dann bin ich draußen.
"Alle anderen Religionen" sind wie Arbeit oder Sport. Man übt und übt und übt. Dadurch erlangt man gewisse Fähigkeiten, die einem das Recht geben mitzuspielen. Erst in der Reserve, dann in der 1. Mannschaft und nur die Allerbesten kommen in die Bundesliga. Man fängt mit bescheidenem Karma an, arbeitet sich langsam hoch bis man zur Elite gehört und z.B. im Nirwana entschwinden kann.
Beim christlichen Glauben dagegen ist es wie beim Heiraten. Man geht aufs Standesamt, sagt ja und alles ist gelaufen. Dabei ist es gleichgültig, ob man sich vorher schon 10 Jahre kannte oder nur 10 Minuten; ob die äußeren Voraussetzungen (Wohnung, Finanzen ...) stimmen oder ob man mit leeren Händen dasteht. Man sagt ja und ist verheiratet. Damit ist nicht gesagt, daß man nicht noch eine Unmenge lernen muß, um eine gute Ehe zu führen . . . Trotzdem - man ist richtig und vollständig verheiratet!
Genau so wird man Christ. Man sagt ja und gehört dazu. Dabei ist es gleichgültig, ob man vorher ein Engel war oder ein Lump; ob man das Vaterunser auswendig kann oder nicht. Man sagt ja und ist vollständig und 100%ig Christ. Das heißt auch nicht, daß man nicht noch sehr viel lernen müßte ... Trotzdem - man gehört zu Gott, man hat einen gültigen Vertrag und damit einen Platz im Himmel sicher.
Allerdings - das Ja auf dem Standesamt ist (normalerweise) eine ernste Sache und hat weitreichende Folgen. Ebenso das Ja zu Jesus Christus. Wer Christ wird, bejaht, akzeptiert zwei Voraussetzungen bzw. Grundaussagen:
a. Ja, ich bin schuldig. Ich habe Gericht und Strafe verdient. Ich habe keinerlei Rechte gegenüber Gott, keinen Anspruch auf irgendwelche Leistungen wie z.B. den Himmel.
b. Ja, ich lege mein Leben in Gottes Hand. Ich verzichte auf meine Selbstverwirklichung, meine Autonomie. Ich bin einverstanden, daß Jesus Christus durch den Heiligen Geist in mein Leben kommt, es kontrolliert und über mich verfügt.
Es ist wie im Krieg. Gott und Mensch stehen sich wie feindliche Armeen gegenüber. Christ wird, wer den Widerstand aufgibt und bedingungslos kapituliert.
Aber - Kapitulation und Gefangenschaft bedeuten auch, der ehemalige Feind ist jetzt für mich verantwortlich. Er muß mich versorgen usw.
Ohne Gott kann ich tun und lassen, was ich will. Aber ich muß mich auch um alles selber kümmern. Wenn ich kapituliere und Christ werde, gebe ich zwar meine Selbstbestimmung auf, dafür übernimmt Gott jedoch die Verantwortung für mein Leben und gibt mir all das, was ich wirklich brauche.
Christ werden heißt: Ich lege mein Leben in Gottes Hände, damit er "mein Herr sei" und meinem Leben Unterhalt, Schutz, Sinn und Ziel gibt.
Bei "allen anderen Religionen" wird Leistung gefordert. Der christliche Glaube ist das genaue Gegenteil, nämlich der Verzicht auf jede Leistung. Bei allen anderen kann der Mensch, wenn er die geforderte Leistung erbracht hat, sich auch darauf berufen. Er kann - mit Recht - stolz sein auf sich und seine fromme Tüchtigkeit. Genau das wird im christlichen Glauben total ausgeschaltet! Alle sind schuldig. Alle schaffen die Norm nicht. Keiner kann auf irgendetwas stolz sein. Wir sind nichts, Gott ist alles!
Aber - und das ist das Große - wenn wir nichts sind und Gott alles ist, dann hat jeder eine Chance! Bei "allen anderen" kommen letztlich nur die Besten nach ganz oben. Wer z.B. nicht religiös veranlagt ist, wer nicht klug genug oder gar behindert ist, oder wer in ungünstigen sozialen Verhältnissen lebt, kann vermutlich gleich einpacken.
Beim christlichen Glauben hat jeder die gleiche Chance - der Dümmste, der Krankeste, der Schlimmste, der Müdeste, die Kesseste ... Gott kann und will jedem helfen. Vorausgesetzt er kapituliert und läßt sich helfen.
(In Klammer: Wenn der Mensch wirklich nichts und Gott allein alles ist; wenn der Mensch nur und ausschließlich durch Gottes Gnade das Ziel erreichen kann, dann bedeutet das auch, daß kein Mensch besser ist als der andere. Ich bin schuldig wie alle anderen. Ich brauche Hilfe wie alle anderen. Ich bin nicht besser als irgend jemand sonst.
Genau diese Haltung fehlt aber mitunter unter uns Christen. Deswegen gibt es auch unter uns Neid und Stolz und Streit und was auch immer. In uns allen steckt irgendwo der Gedanke: eigentlich bin ich ja doch ein ganz famoser Christ und Gott kann mit mir ganz zufrieden sein. Wie Gott mit mir und mit uns allen zufrieden ist, auch das können wir dort am Kreuz ablesen. Klammer zu.)
Wie wird man Christ: Die Fahrt zum Himmel ist kostenlos – aber man muß den “Fahrstuhl“ betreten; man muß hineingehen. Wer nur daneben steht und neugierig zuschaut, kuckt in die Röhre. Aber, wer ehrlichen Herzens sagt: "Ja, Jesus"; wer akzeptiert, daß Jesus Christus Gott ist und für unsere Schuld gestorben ist, der ist Christ. Dem ist sowohl Gottes Hilfe hier im Leben (und im Sterben) als auch ein Platz in der Ewigkeit 100%ig sicher! Und zwar deswegen; einzig und allein deswegen - weil Jesus Christus für uns gestorben ist.
V. Wer hat denn nun recht?
Jede Weltanschauung kann gewichtige Argumente für ihre jeweilige Überzeugung vorbringen: Der Atheist wird sicherlich sagen: "Sieh dich um in der Welt - die Wissenschaften, die Ungerechtigkeit, das viele Leid . . . Merkst du da etwas von Gott? Nein! Also gibt es keinen."
Der Buddhist kann vorbringen: "Mache einmal richtig Yoga. Trainiere deinen Geist. Dann wirst du merken, welch ungeahnten Möglichkeiten in Körper und Seele stecken."
Der Polytheist bestätigt: "Ich hatte Warzen, war zum Besprechen und die Warzen sind weg. Ich habe mir aus der Hand lesen lassen und es hat alles gestimmt." Ganz abgesehen davon, daß die richtigen Gurus noch ganz andere Sachen drauf haben
Der Jude argumentiert: "Es gibt kein Volk mit einer auch nur annähernd vergleichbaren Geschichte wie der unseren. Die Tatsache, daß es uns nach mehr als 3000 Jahren immer noch gibt, ist der Beweis für die Kraft unseres Glaubens und die Existenz unseres Gottes."
Der Christ erzählt folgende Geschichte: Ich hatte Dienst bei der Bahn zusammen mit einer älteren Kollegin, die an der Dorfstraße die Schranken drehte. Schon kurz nach Dienstbeginn gegen 13 Uhr begann sie zu seufzen: " Wenn ich doch nur paar Blumen hätte." Wie sie darauf kam, weiß ich auch nicht. Aber es ging den ganzen Nachmittag so weiter, alle paar Minuten: "Wenn ich doch nur paar Blumen hätte." Mit der Zeit ging sie mir regelrecht auf die Nerven, denn wo sollten hier schon Blumen herkommen?
Gegen 17 Uhr kam plötzlich eine ebenfalls ältere Dame zum Schrankenhäuschen, sichtlich verlegen: "Ich dachte, ich sollte ihnen paar Blumen schenken." und überreicht ein Sträußchen kleiner blauer Blumen. Ein ebenso verlegenes "Vielen Dank" und sie ist wieder weg. Während ich vor Verblüffung fast vom Stuhl falle, betet die Kollegin lauthals: "Mein Vater im Himmel, wie groß bist du bloß. Sogar um paar Blumen kümmerst du dich."
Eine belanglose Begebenheit. Aber wenn man so etwas öfters, vielleicht täglich erlebt, erwächst aus zahllosen solchen kleinen Erlebnissen mit der Zeit die tiefe Gewißheit: Da ist jemand, der sich um mich kümmert, dem ich etwas bedeute."
Das ist christlicher Glaube! Jesus Christus wurde vor fast 2000 Jahren Karfreitag in Jerusalem am Kreuz hingerichtet. Zwei Tage später, am Ostersonntag, ist er auferstanden. D. h. nicht, er ist zurückgekommen in dieses Leben (wiederbelebt worden), sondern er ist durch den Tod hindurch in ein neues Leben gegangen. Er ist den Tod gewissermaßen durch den Hinterausgang verlassen; und ist zu Himmelfahrt in die verborgene Dimension der Welt Gottes zurückgekehrt.
Dort ist er nun jederzeit für uns erreichbar und ansprechbar. Wenn Christen beten, dann sprechen sie mit genau dem Jesus Christus, von dem die Bibel berichtet; mit genau dem Menschen, der vor fast 2000 Jahren im jetzigen Palästina gelebt hat.
Der ganze christliche Glaube steht und fällt mit der schlichten Frage: Wenn Gott in irgendeiner Form unsichtbar um uns herumschwirrt, meldet er sich dann bei mir, wenn ich ihn darum bitte? Antwortet Jesus Christus auf meine Gebete?
Es ist ganz einfach. Wenn nein, dann kann das ganze Christentum einpacken. Wenn ja, dann haben halt wir recht.
Wer wissen will, ob am christlichen Glauben etwas dran ist, der sollte sich direkt an Jesus Christus wenden und ihn um eine klare und eindeutige Antwort bitten. Bekommt er diese Antwort, ist alles klar. Bekommt er sie nicht, dann kann er sagen, der christliche Glaube taugt nichts. (Wer jedoch nicht bereit ist, diesen Versuch zu machen, der sollte lieber den Mund halten, denn er hat letztlich von "Tuten und Blasen" keine Ahnung. Auch sollten solche Gebete eine ehrliche Suche nach der Wahrheit sein. Wenn jemand betet: "Lieber Jesus, ich werde ein ganz frommer Christ, vorausgesetzt ich gewinne demnächst 6 Millionen im Lotto!" - das wird vermutlich nicht funktionieren.)
Seit fast 2000 Jahren gab es und gibt es weltweit unzählige Menschen, die sagen können: Ich habe es erlebt. Jesus Christus hat auf mein Gebet geantwortet. Und das nicht nur einmal, sondern immer wieder.
Der Glaube eines Christen erwächst und lebt aus der Summe zahlreicher kleiner Erweise der Nähe und der Güte von Jesus Christus.
Christlicher Glaube ist das tagtägliche Erleben: Ich bin nicht allein! Da ist jemand, der mich kennt, der mich lieb hat und sich um mich kümmert. Er hat mir bis hierher immer wieder geholfen. Deshalb vertraue ich darauf, daß er das auch weiterhin tun wird - heute, morgen und an jedem neuen Tag. Ich bin gewiß, er wird mein Leben und mein Sterben zu einem guten Ende bringen.
Amen.
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