Vorträge
D I E J U D E N B R I L L E
Die deutsche Meinungs-Industrie und der Nahostkonflikt
Der Staat Israel ist eine merkwürdige Sache. Die Auseinandersetzungen im Nahen Osten beschäftigen - relativ gesehen - Medien und Politik ungleich mehr als jeder andere Konflikt auf dieser Erde. Das Geschehen dort läßt auch viele Menschen persönlich nicht kalt. Bei Diskussionen um dieses Thema kann es schnell sehr hoch hergehen.
Nun gibt es Leute, die klagen, Medien und Politik seien einseitig pro-israelisch und tun den armen Palästinensern Unrecht. Und es gibt Leute, die regen sich auf, Politik und Medien seien einseitig pro-palästinensisch und tun den armen Juden Unrecht. Der Verfasser gehört zur zweiten Gruppe. Er meint, der Nahostkonflikt werde häufig durch eine Art "Juden-brille" betrachtet. Diese Brille sieht die Welt wie durch Fensterglas; bei den Juden in Israel aber wird sie zur Lupe. Die werden riesengroß und superscharf und überdeutlich gesehen. Bei den Palästinensern dagegen sieht die Judenbrille plötzlich wie durch Milchglas - alles trübe und verschwommen.
Das soll nicht heißen: Hier sind die Juden; das sind die Guten, die machen alles richtig und müssen um jeden Preis verteidigt werden. Und dort sind die Muslime; die sind die Bösen, die haben immer Unrecht. So einfach ist die Sache nicht! Dennoch, hierzulande wird kleines Unrecht der Israelis häufig lautstark angeprangert, während ungleich größere Vergehen der Palästinenser schweigend hingenommen werden. Bei den Juden werden oft genug Mücken zu Elefanten gemacht und bei den Muslimen Elefanten wie Mücken behandelt. Dieser verzerrenden Darstellung werden einige Argumente entgegengesetzt. Die sind zugespitzt formuliert, denn sie sollen zum Denken anregen . . .
INHALT
3 Vorwort 1 (Vorgeschichte Juden)
4 Vorwort 2 (Vorgeschichte Islam u. jüdische Zerstreuung)
6 Vorwort 3 (Einführung ins Thema)
9 1. Einwanderung
12 2. Kriege
19 3. Palästinenserstaat
25 4. Flüchtlingsfrage
31 5. Siedlungsbau
36 6. Religion
49 7. Frieden
54 Nachwort (Medien)
56 Zugabe 1: Ausblick
60 Zugabe 2: Christen und Juden
64 Literatur
65 Anmerkungen
Vorwort 1
"Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde." Dazu gehörte auch ein Landstrich östlich des Mittelmeeres; einstmals Kanaan geheißen; ein Land, in dem "Milch und Honig" floß. Dort tauchte in grauer Vorzeit ein Fremder auf (ein Mann mit "Migrations-Hintergrund" wie man heute sagt). Dem hatte Gott geboten: "Geh aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft ... in ein Land, das ich dir zeigen will. Und ich will dich zu einem großen Volk machen ..."
Der Mann glaubte das, gehorchte - und wurde in dieses Land Kanaan geführt. Dort sprach Gott erneut zu ihm; 1Mo 13,14: "Hebe deine Augen auf und siehe von der Stätte aus, wo du wohnst, nach Norden, nach Süden, nach Osten und nach Westen. Denn all das Land, das du siehst, will ich dir und deinen Nachkommen geben für alle Zeit."
Der Haken daran: Der Mann hatte zwar eine Frau - aber keine Kinder. Außerdem war er inzwischen fast 80 Jahre alt und seine Frau 70. Und so warteten sie und warteten, daß ihnen wenigstens ein Kind geboren würde. Aber nichts geschah. Irgendwann verloren sie dann die Nerven: die Frau schickte den Mann zu ihrer Magd, damit er der ein Kind macht, in dem die Familie weiterleben könnte. Gesagt, getan und die Magd bekam einen Sohn: Ismael.
Weitere 13 Jahre später sprach Gott erneut zu dem Mann und gab ihm einen neuen Namen; 1Mo 17, 5+19f: "Abraham soll dein Name sein; denn ich habe dich gemacht zum Vater vieler Völker ... Sara, deine Frau, wird dir einen Sohn gebären, den sollst du Isaak nennen, und mit ihm will ich meinen ewigen Bund aufrichten und mit seinem Geschlecht nach ihm. Und für Ismael habe ich dich auch erhört. Siehe, ich habe ihn gesegnet und will ihn fruchtbar machen und über alle Maßen mehren."
So geschah es tatsächlich: Abrahams Frau bekam ein Kind. Nun hatte der zwei Söhne: Ismael von der Magd und Isaak von seine Frau. Prompt kam es zu Reibereien zwischen den Müttern. Sara überredete ihren Mann, die Magd samt Kind buchstäblich in die Wüste zu schicken. Beide verschwanden in den unendlichen Weiten des Orients - allerdings unter dem Schutz und dem Segen Gottes (1Mo 21,20).
Isaak blieb - und so begann die wechselhafte Geschichte der Juden. Seine zwölf Enkel flohen vor einer Hungersnot nach Ägypten. Dort blieben sie hunderte von Jahren. Sie vermehrten sich, wurden zu zwölf Sippen bzw. zwölf Stämmen. Und die bildeten tatsächlich ein Volk; ein zwar kleines, aber halt doch ein Volk: Israel. Das kam ca. 1450 v. Chr. (?) zurück nach Kanaan und begann, Schritt für Schritt das Land zu besetzen. Im Jahre (ca.?) 997 eroberte ihr König David Jerusalem. Von da an war die Stadt mehr als 1000 Jahre lang die Hauptstadt dieses Volkes. Dort stand auch "der Tempel", das Hauptheiligtum des jüdischen Glaubens.
In diesen 1000 Jahren ging es oft genug drunter und drüber: bereits nach 70 Jahren teilte sich das Volk in zwei Staaten, nach 400 Jahren wurde Jerusalem und der Tempel von den Babyloniern zerstört sowie viele Juden umgesiedelt; ca. 70 Jahre später begannen sie zurückzukehren, Land, Stadt und Tempel wieder aufzubauen. Fortan mußten sie aber (meistens) fremde Herrscher über sich dulden - die Perser, Alexander der Große, dessen Nachfolger, dann die Römer. Doch was auch geschah, Jerusalem blieb immer das kulturelle und religiöse Zentrum der Juden.
Im Jahr 66 n. Chr. und nochmals 132 n. Chr. versuchten sie, sich von der römischen Besatzungsmacht zu befreien. Doch diese Aufstände gingen grausam schief. Das Land wurde verwüstet, der Tempel zerstört und die Juden aus dem Land gejagt. Es wurde ihnen verboten, in Jerusalem oder dessen Umgebung zu wohnen. Wer es trotzdem tat, dem drohte die Todesstrafe. Um das Maß voll zu machen, gaben die Römer dem Land einen neuen Namen: Palästina, d. h. "Land der Philister".
Vorwort 2
Die Nachkommen Isaaks hatten ihre Heimat verloren und waren in alle Welt zerstreut. Da traten im 7. Jahrhundert n. Chr., d. h. ca. zweieinhalb Jahrtausende nach Ismael, dessen Nachkommen plötzlich auf die Bühne der Weltgeschichte. Seinerzeit war über ihrem Stammvater prophezeit worden; 1Mo 16, 12: "Er wird ein wilder Mensch sein; seine Hand wider jedermann und jedermanns Hand wider ihn, und er wird wohnen all seinen Brüdern zum Trotz." Und so hatten die Stämme der Ismaeliten, die Araber, auch gelebt: Jeder gegen jeden. Doch dann war ein großer Prophet aufgetreten und hatte ihnen eine neue Religion gebracht. Durch den Islam geeint wurden die Araber praktisch über Nacht zur Weltmacht und haben in nur 100 Jahren ein riesiges Reich erobert: Nordafrika, Spanien bis tief nach Frankreich hinein; im Osten Irak, Iran, Pakistan bis Indien; lediglich nach Norden kamen sie nur schwer voran: dort waren Byzanz bzw. die Reste des römischen Reiches nicht so leicht zu überwinden. Es dauerte 800 Jahre bis Muslime Konstantinopel eroberten und anschließend ganz Südosteuropa besetzten. 1529 und 1683 griffen sie sogar Wien an, allerdings vergeblich. (Nach Süden wollten sie vermutlich nicht, da war außer Ozeanen und Wüsten kaum etwas zu holen. Dennoch sind sie inzwischen bis nach Indonesien vorgerückt; d. h. sie stehen kurz vor Australien.) Im Jahre 638 eroberten die Araber auch Jerusalem. Und fortan wurde die Stadt von Muslimen beherrscht (abgesehen von 100 Jahren unter den Kreuzfahrern).
In all den Jahrhunderten nach der Vertreibung der Juden waren zwei grundsätzliche Entwicklungen zu beobachten:
a) Ihr Land verlor an Bedeutung. Als Gott den Israeliten Kanaan gab, hatte er auch gewarnt; 5Mo 26,32f (sinngemäß): Wenn ihr mir nicht gehorcht und meine Gebote nicht haltet, dann "will ich das Land wüst machen ... daß eure Feinde, die darin wohnen werden, sich davor entsetzen. Euch aber will ich unter die Völker zerstreuen und mit gezücktem Schwert hinter euch her sein, daß euer Land soll wüst sein und eure Städte zerstört."
Genau so ist es gekommen. Die Juden waren vertrieben und das Land wurde "wüst". Es war niemals wieder ein eigenständiger Staat sondern immer nur Provinz, Anhängsel anderer Mächte: Irak (Bagdad), Ägypten und zuletzt gehörte es 400 Jahre bis 1917 zum türkischen Reich. 1867 reiste Mark Twain durch das Land. Er beschrieb es als "ein trostloses Gebiet, dessen Boden recht fruchtbar, aber gänzlich dem Unkraut überlassen ist - eine schweigende, traurige Weite ... Wir sahen auf der ganzen Strecke kein menschliches Wesen" (1). Und 1913 wurde die Küstenebene so beschrieben: "Der westliche Teil, der sich zum Meer hin erstreckte, war sozusagen Wüste. Hier lagen kaum Dörfer, und wenn, wohnten nur noch wenige Menschen dort. Allenthalben stieß man auf die Überreste früherer Dörfer, die wegen der allgegenwärtigen Malaria von ihren Einwohnern verlassen worden waren." (2)
b) Es war immer jemand "mit gezücktem Schwert" hinter den Juden her. Irgendwo habe ich gehört: Sie hätten wieder und wieder versucht, sich anzupassen, sich zu integrieren, in die anderen Völker eingegliedert zu werden. Doch stets, wenn sie es fast geschafft hatten, sei jemand gekommen, der sie wieder ausgestoßen hat (wie z. B. im Extremfall Hitler). So waren die Juden zwar in alle Welt zerstreut, aber sie wahrten ihre Identität. Die Juden blieben Juden - ob sie das wollten oder nicht.
Und sie wahrten die Hoffnung, irgendwann in ihre Heimat zurückkehren zu können. So wie wir uns "auf (ein gutes) Wiedersehen" verabschieden, so haben die Juden den Gruß "nächstes Jahr in Jerusalem". Allerdings, es blieb über die Jahrhunderte bzw. Jahrtausende bei diesem Gruß. Seit die Römer sich wieder beruhigt hatten, wohnten zwar immer Juden in Israel und Jerusalem, aber die übergroße Mehrheit blieb in der Zerstreuung und unternahm keine ernsthaften Versuche zurückzukehren.
Das änderte sich Ende des 19. Jahrhunderts. Da kam plötzlich Unruhe auf im jüdischen Volk. Zahlreiche Pogrome in Osteuropa lösten ab 1882 die erste Einwanderungswelle aus. Ein kleines Buch von Theodor Herzl, "Der Judenstaat", wirkte 1896 wie ein Zündfunke, der die Heimkehr richtig in Bewegung setzte. Und damit begann ein Konflikt, der immer größere Kreise zieht. Ein Konflikt, der die Menschheit mehr beschäftigt und aufregt als jeder andere.
Vorwort 3
Anfang dieses Jahres fand in Gaza ein relativ kurzer Krieg statt. Dabei starben wohl 14 Israelis und ca. 1400 Palästinenser. Derzeit, im Oktober 2009, wird dieser Krieg wieder diskutiert. In den Zeitungen finden sich Überschriften wie: "Menschenrechtsrat verurteilt Israel" (FAZ 17.10. 09). Es die Rede von Goldstone-Bericht, UN-Menschenrechtsrat, UN-Sicherheitsrat, Internationaler Strafgerichtshof in Den Haag ... UNO und Medien beschäftigen sich mit dem Gaza-Krieg; genauer: in erster Linie mit dem, was die Israelis dort getan haben.
Parallel zu dem Gaza-Krieg fanden auch in Sri Lanka bewaffnete Kämpfe statt, zwischen der dortigen Regierung und aufständischen Tamilen. Dieser Krieg dauerte ungleich länger, war ungleich härter und erforderte ungleich mehr Opfer. Es gab Meldungen, wonach es an nur einem Tag 1000 Tote gegeben haben soll. Doch in diesem Zusammenhang hört man nichts von internationalen Untersuchungen, Goldstone-Berichten, UN-Sicherheitsrat UN-Menschenrechtsrat, Internationaler Strafgerichtshof ... Dieser Krieg scheint inzwischen vergessen.
Auch wenn die Palästinenser, Hamas und PLO, sich gegenseitig umbringen, dann regt das hierzulande kaum jemanden auf. Oder wenn die Hamas jahrelang Raketen nach Israel schießt, dann löst das sowohl bei der UNO als auch in den deutschen Medien nur wenige Aktivitäten aus. Doch kaum beginnen die Juden, sich zu verteidigen, ihre Frauen und Kinder vor diesen Raketen zu schützen - sofort erhebt sich allerorten heftiges Wehklagen über Menschenrechts-Verletzungen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Kriegsverbrechen usw. usw.
"Die Einseitigkeit der Berichterstattung ist für Israel eine alltägliche Erfahrung. ’Araber schlägt Araber’ ist kein Thema, auch ’Araber schlägt Juden’ nicht. Aber ’Jude schlägt Araber’ – das sind die Nachrichten" (2a). "In den Augen der Welt und ihrer Presse sind immer nur wir die Bösen, die Buhmänner, und die Palästinenser sind die Guten. Als die Iraker im Krieg gegen den Iran ein ganzes kurdisches Dorf mit 5000 Menschen vernichtet haben, waren das für die großen Zeitungen sieben, acht Zeilen. Die Schlagzeilen dagegen berichteten, daß zwei Palästinenser in Hebron erschossen worden seien … Ich habe das aufbewahrt, weil es so typisch ist dafür, wie einseitig man sich auf uns eingeschossen hat" (2b)
"Der 2006 gegründete Menschenrechtsrat hat Israel schon mehr als zwanzig mal verurteilt, während Diktaturen rund um die Welt gar nicht oder höchstens vier Mal (im Fall von Burma) an den Pranger gestellt wurden" (2c). Laut Wikipedia "beschäftigte sich der Rat allein im Jahr 2007 auf Betreiben der islamischen Mitglieder 120 mal mit dem Nahostkonflikt und verabschiedete zahlreiche israelkritische Resolutionen, während der Antrag westlicher Staaten auf die Einbeziehung und Verurteilung palästinensischer Menschenrechtsverletzungen jeweils abgelehnt wurde" (2d).
In der Schlachter-Übersetzung lautet Sacharja 12,2ff: "Siehe, ich mache Jerusalem zum Taumelbecher für alle Völker ringsum ... zum Laststein für alle Völker ... An jenem Tag, spricht der HERR, will ich alle Rosse mit Scheu und ihre Reiter mit Wahnsinn schlagen". Mit etwas Phantasie kann man die "Rosse" als die Völker der Erde verstehen; und "ihre Reiter" als diejenigen, die diese Völker lenken; sprich: Politik und Medien, kurz: die Meinungs-Industrie. Man fragt sich, ob diese "Reiter" im Blick auf Jerusalem und Israel tatsächlich zunehmend mit Wahnsinn geschlagen sind. Der ist in Europa sicher weit weniger zu spüren als z. B. in der arabischen Welt oder im Iran. Dennoch, auch hierzulande wirkt bei einigen dieser "Reiter" der Verstand mitunter etwas eingetrübt. Zumindest scheinen sie nicht mehr in der Lage, den Konflikt im Nahen Osten objektiv-sachlich wahrzunehmen.
Exkurs "Antisemitismus": In Deutschland gäbe es Neonazis als "Dumpfbacken mit Springerstiefeln und Glatze". Viel gefährlicher aber seien "Rechte mit Schlips und Kragen", die "braunes Gedankengut" eher unauffällig verbreiten. Auch der Antisemitismus präsentiert sich oft genug in primitiven Formen, mit Hakenkreuzschmierereien und Tod-Israel-Gebrüll. Ungleich häufiger aber gibt er sich vornehm-gebildet, triefend von Edelmut und Menschenrechtsgehabe. Denn Judenhaß beginnt nicht, wo der Holocaust geleugnet wird - sondern dort, wo man Israel anders behandelt als andere Völker; wo dieser Staat in eine Außenseiterrolle gedrängt wird, indem man ihn mit besonderen, nur für Juden gültigen Maßstäben misst. Wo Israelis verboten wird, was anderen erlaubt ist; wo von ihnen gefordert wird, was andere nicht leisten müssen.
Antisemitismus ist, Juden durch eine ideologische Brille betrachten. Die mag noch so edel und modern und elegant und correct daherkommen, eines bleibt immer gleich: Sie findet die Splitter im Auge Israels - die Balken im eigenen oder gar die Bäume im Auge der Palästinenser bemerkt sie kaum.
Wohlgemerkt: Diese "Judenbrille" gibt es in den unterschiedlichsten Formen und Stärken. Auch wird sie nicht von jedem Meinungs-Macher getragen. Dennoch, diese den Blick verzerrende Sehhilfe ist schon lange in "der Mitte der deutschen Meinungs-Industrie angekommen" . . .
Beispiel 1: Einwanderung
1. 1. Die allgemeine Meinung lautet: Die Palästinenser lebten still und zufrieden vor sich hin - bis die Juden ins Land drängelten, sich breit machten und damit die ganzen Probleme auslösten. Diese Meinung ist leider falsch. Denn: die Juden drängelten tatsächlich ins Land und machten sich breit - aber sie brachten auch Geld mit und Belebung und Arbeit; d. h., sie bewirkten eine Art Wirtschaftswunder. Und prompt gab es Menschen in den Nachbarländern, die – ähnlich wie in Deutschland heute - von diesem Wirtschaftswunder profitieren wollten; die deshalb nach Palästina einwanderten, um dort ein besseres Leben zu suchen.
Im Jahr 1919 sollen in dem umstrittenen Gebiet ca. 526.000 Araber und ca. 55.000 Juden gelebt haben. 1948 waren es ca. 1,2 Mio Araber und ca. 650.000 Juden (3). D. h., in diesen knapp 30 Jahren ist die Zahl der Juden um ca. 600.000 gewachsen und die der Araber um ca. 670.000. Letzteres hat verschiedene Ursachen; dennoch, die Zahl der Araber ist stärker gewachsen als die der Juden. Das bedeutet: es sind auch massenhaft "Palästinenser" zusätzlich ins Land gekommen. Folglich sind an dem Konflikt nicht nur zwei sondern drei Bevölkerungsgruppen beteiligt: a) die alteingesessene Bevölkerung, die eigentlichen "Palästinenser", b) die einwandernden Juden und c) die einwandernden Araber. Und erst alle drei zusammen ergeben das explosive Gemenge, das die Welt bis heute in Atem hält. Wären nur allein die Juden gekommen, dann wären die Probleme erheblich geringer ausgefallen. So aber leben heute in und um Israel Millionen von "Palästinensern", die gar keine Palästinenser sind - sondern Libanesen, Syrer, Jordanier, Ägypter oder was auch immer. Und viele von ihnen klagen: "Die Juden haben unser Land gestohlen!"
(In Klammer: Die umstrittenen Gebiete umfassen ca. 28.400 km2. 1882 lebten dort ca. 175.000 Menschen - 25.000 Juden und 150.000 Araber (1b). Jetzt, nachdem die Juden das Land aufgebaut haben, sind es plötzlich ca. 13,8 Millionen, die dort leben bzw. leben wollen: 5,6 Mio Juden und 8,2 Mio "Palästinenser" [davon 1,7 Mio in Israel, 2 Mio in der Westbank, 1,5 Mio im Gazastreifen und ca. 3 Mio Flüchtlinge noch außerhalb dieser Grenzen]. Das macht im Durchschnitt 486 Menschen pro Quadratkilo-meter. Zum Vergleich: in Syrien leben ca. 108 Menschen pro km2 und in Jordanien ca. 69. Selbst wenn man die Juden abzieht, bleiben in "Gesamt-Palästina" noch immer ca. 290 Palästinenser pro km2, d. h. fast drei bzw. mehr als vier Mal so viele Bewohner als in Syrien oder Jordanien.)
Genau das ist die Juden-Brille: Die Einwanderung der Juden sieht sie ganz klar; und die daraus erwachsenden Probleme groß und scharf. Die Einwanderung der Araber dagegen erscheint - wenn überhaupt - nur trübe und verschwommen. Die von denen verursachten Schwierigkeiten werden praktisch gar nicht wahrgenommen.
1. 2. Bei der DB AG soll es vorkommen, daß für ein und denselben Platz zwei Platzkarten verkauft werden. Genau dies haben die Engländer mit Palästina gemacht: sie haben das Land zwei verschiedenen Völkern versprochen. Zunächst 1915 den Arabern (McMahon-Briefe, damit die gegen die Türken kämpfen) und 1917 den Juden (Balfour-Erklärung).
Als die Briten 1917 das Land dann tatsächlich erobert hatten, bekamen aber weder die Araber noch die Juden den "Sitzplatz", sondern der Schaffner setzte sich selber drauf; sprich: Palästina wurde in das englische Kolonialreich eingegliedert. (Woraufhin das Land 1922 erstmals geteilt wurde. In dieser Gegend gab es einen König zuviel; um den irgendwie zu versorgen, gaben die Engländer ihm etwa 75 Prozent von Palästina - das heutige Jordanien. In der Folge dreht sich der Streit nur noch um die verbliebenen ca. 25 Prozent des ursprünglichen Gebietes, den Landstreifen westlich des Jordan.)
Das Interesse der Besatzer war natürlich, Ruhe im Land zu haben. Deshalb war für viele Engländer klar, je mehr Juden kommen, desto größer wird der Ärger. Folglich begannen sie die (jüdische) Einwanderung immer stärker zu bremsen. 1933 kamen in Deutschland die Nazis an die Macht. 1936 durften nur knapp 30.000 Juden nach Palästina einreisen. Das war etwa ein Drittel von denen, die aus Europa fliehen wollten. 1939 wurde die Einwanderung dann so gut wie ganz gestoppt. 1941, als es buchstäblich um Tod und Leben ging, ließen die Engländer nur noch ca. 4.600 Juden ins Land (4).
Der traurige Höhepunkt kam nach dem 2. Weltkrieg: Die Überlebenden des Holocaust hatten praktisch alles verloren. Sie waren oft genug seelisch und körperlich schwer krank. Wenn sie in Israel neu beginnen wollten, wurde ihnen die Einreise verwehrt. Ca. 50.000 Juden wurden in Cypern sogar interniert. Den KZs der Nazis entkommen, wurden sie von den Engländern erneut in Lagern eingesperrt!
Wenn also behauptet wird, die Engländer oder Amerikaner oder wer auch immer haben die Einwanderung der Juden begünstigt, dann ist das falsch. Eher war das Gegenteil der Fall - die Einwanderung der Juden wurde gebremst (und ihnen der Landkauf erschwert), während gegen die illegale Einwanderung der arabischen "Gastarbeiter" aus den Nachbarländern nie etwas unternommen worden sei; zumindest nicht ernsthaft. (5). Wenn also den Juden jemand bei der Einwanderung geholfen hat, dann war das Gott - sonst niemand; zumindest kein Staat der Welt.
1. 3. In Deutschland leben derzeit Millionen von "Menschen mit Migrations-Hintergrund"; d. h. Menschen, die aus anderen Staaten eingewandert sind bzw. deren Kinder und Enkel. Darunter sind mehr als vier Millionen Muslime. Das wird hierzulande von Staat und Medien positiv bewertet; das wird begrüßt und gefördert. Wenn nun z. B. einer von diesen Muslimen sich ein Stück Land kauft und ein Haus darauf baut, dann ist das eine ganz normale Sache.
Und genau das, was in Deutschland heute so positiv bewertet wird, ist auch im Nahen Osten geschehen: Es sind in großer Zahl Ausländer eingewandert; die haben Land gekauft und Häuser darauf gebaut. Das war ganz normal. Sicherlich herrschte dort nicht unbedingt preußische Ordnung. Von daher waren die Besitzverhältnisse mitunter so einfach nicht zu klären. Das brachte und bringt manche Reibereien mit sich. Dennoch, die Juden haben sich ihren Grund und Boden nicht widerrechtlich angeeignet, sondern sie haben ihn gekauft. Sie haben sich auf ganz legale Weise in Palästina angesiedelt.
Allerdings durch diese legale Einwanderung bekamen die Juden selten große, zusammenhängende Flächen. Sondern das Land verwandelte sich nach und nach in eine Art Flickenteppich; zugespitzt: zwei arabische Dörfer, zwei jüdische, drei arabische, ein jüdisches usw. usw. Dadurch wohnten Araber und Juden zwar in geschlossenen Gruppen aber dennoch bunt durcheinander; sprich: es entstanden jede Menge "Parallelgesell-schaften". Und die boten und bieten natürlich Reibungsflächen. Dieser Flickenteppich von Parallelgesellschaften ist die Ursache vieler und großer Probleme. Bis heute beschäftigen die jüdischen Siedlungen alle Welt. Selbst der Präsident der fernen USA kümmert sich höchstpersönlich um diese Frage.
1. 4. In Deutschland finden Islamkonferenzen statt, wo unter Schirm-herrschaft des Innenministers nach Wegen gesucht wird, wie die Wünsche der Einwanderer am besten erfüllt werden können. Man berät, was die Deutschen tun müssen, damit die Muslime sich hier im Lande möglichst wohl fühlen. Die Konferenzen in und um Palästina hatten und haben andere Ziele: 1936 z. B. beschlossen die Palästinenser unter ihrem damaligen Chef Amin el-Husseini, Großmufti von Jerusalem, u. a.: 1.) einen totalen Stopp der jüdischen Einwanderung; und 2.) ein Verkaufs-verbot von Grund und Boden an Juden (3a). 1941 reiste dieser Großmufti für längere Zeit nach Berlin, wo er an Konferenzen teilnahm, auf denen (u. a. mit Adolf Hitler) die "Endlösung der Judenfrage" beraten wurde.
Bei Problemen mit Einwanderern in Deutschland steht für die hiesige Meinungs-Industrie oft von vornherein fest: die Schuld liegt bei den Einheimischen, den Deutschen. "Der Rassismus sei in der Mitte der Gesellschaft angekommen", heißt es. Im Nahen Osten sieht man es genau umgekehrt: dort wird die Schuld bei den Zugewanderten gesucht. Z. B. Robert Spaemann in der FAZ zur Frage, warum es dem Staat Israel nicht gelungen sei, als "Teil der Region anerkannt zu werden": "Eine der entscheidenden [Ursachen] ist die Tatsache, dass Israel nie so etwas wie eine Bringeschuld des zunächst unwillkommenen Neuankömmlings gegenüber seinen Nachbarn ... empfunden und anerkannt hat." (3b) Der Vergleich hinkt etwas; dennoch: Wann hört man hierzulande ernsthafte Forderungen nach einer "Bringeschuld der zunächst unwillkommenen muslimischen Neuankömmlinge gegenüber ihren deutschen Nachbarn"? Diese Bringeschuld verlangt man nur von den Juden im Nahen Osten. Dort gelten halt andere Maßstäbe als im politisch korrekten Europa!
Beispiel 2: Kriege
2. 1. In Deutschland spielt der Begriff "Fremdenfeindlichkeit" eine große Rolle. Die dürfte es im Nahen Osten auch geben. Nur da äußert die sich anders. Denn dort pflegt man eine andere, eine recht rabiate Kultur. Wenn, z. B., die Tochter über die Stränge schlägt, dann wird sie u. U. kurzerhand getötet. Oder: auch bei uns geht man mit politischen Gegnern nicht gerade zimperlich um; nicht umsonst gibt es die Steigerung: Feind, Todfeind, Parteifreund. Im Nahen Osten aber ist Politik buchstäblich lebensgefähr-lich. Da wird der politische Gegner mitunter vom Dach geworfen oder auf dem OP-Tisch erschossen wie im Gazastreifen geschehen.
Wenn dann in großer Zahl Fremde ins Land strömen - Menschen mit einer anderen Sprache, einer anderen Religion, einer anderen Kultur; Fremde die obendrein wirtschaftlich erfolgreicher sind und sich schnell einen wesentlich höheren Lebensstandard aufbauen - dann greift man halt auch mal zum Gewehr, um die Probleme zu lösen oder sich das Eigentum der Fremden zu holen. So gab es von Anfang an bewaffnete Übergriffe der Araber; folglich waren die Juden gezwungen sich selber zu verteidigen. Denn eine funktionierende Staatsmacht gab es praktisch nicht; die Engländer hatten das Land nicht im Griff. Die Spannungen wurden ab 1936 so stark, daß die Juden bei neuen Siedlungen als allererstes eine stabile Mauer bauten, hinter der sie sich verschanzen und verteidigen konnten.
Mit anderen Worten: Faktisch mit Beginn der Einwanderung am Ende des 19. Jahrhunderts kam es zu bewaffneten Auseinandersetzungen; begann - mehr oder weniger offen - der Bürgerkrieg. Und je mehr Juden und je mehr Araber ins Land strömten, umso mehr wurde der angefacht. Es gab Zeiten, da gab es regelrechte Pogrome; z. B. 1929 wurden 132 Juden getötet (mehr als 60 davon allein in Hebron), von 1936 bis 39 waren es 415 (6). In anderen Jahren schwelte der Krieg eher verborgen unter der Oberfläche - aber wirklichen Frieden gab es letztlich nie.
Nach dem 2. Weltkrieg hatten die britischen Besatzer die Nase voll und wollte raus aus dem Land. Deshalb entschied die UNO: Damit endlich Ruhe herrscht, wird das verbliebene Restpalästina noch einmal geteilt. Jede Seite bekommt einen eigenen Staat: die Juden ihren Judenstaat und die Palästinenser ihren Palästinenserstaat. Jerusalem bekommt keine der beiden Seiten; um Ärger zu vermeiden, bleibt die Stadt vorläufig neutral; sie kommt unter internationale Verwaltung.
Das wurde von der UNO am 29. 11. 1947 ganz offiziell beschlossen. Die ca. 650.000 Juden waren einverstanden. Sie stimmten dieser UNO-Resolution 181 zu. Doch die ca. 1.200.000 Palästinenser waren das nicht; zumindest nicht deren maßgeblichen Kräfte. Die wollten das ganze Land. Deshalb lehnten sie den UNO-Teilungsbeschluß ab. Der Führer des arabischen Nationalrates erklärte damals sinngemäß: Was bei der UNO "mit Tinte geschrieben wurde, wird in Palästina mit Blut ausradiert werden. Das Schlachtfeld soll entscheiden, wer in diesem Lande leben wird." (7)
So kam es dann auch. "Die Araber Palästinas antworteten mit einem Generalstreik und verstärkten den Terror gegen jüdische Dörfer und öffentliche Verkehrsmittel. Sie waren fest entschlossen, den jüdischen Staat zu ersticken, noch bevor er geboren war" (7). Im Januar 1948 begannen sie - unterstützt von Truppen aus den Nachbarstaaten (7a) - den offenen Bürgerkrieg. U. a. wurde Jerusalem unter den Augen der Briten regelrecht belagert und von der Außenwelt abgeschnitten. 2500 Juden in der Altstadt mußten sich nach fünfmonatigem Kampf am 29. Mai 1948 ergeben (7b).
2. 2. Knapp ein halbes Jahr nach dem Teilungsbeschluß der UNO zogen die Engländer endgültig ab. Am 14. Mai 1948 wurde der Staat Israel gegründet. Einen Tag später erklärten ihm fünf arabische Staaten auch formell den Krieg. Die Armeen von Ägypten, Jordanien, Syrien, Irak und Libanon marschierten in Israel ein. Es folgte der erste richtige Nahostkrieg. Ca. ein Jahr später wurde der durch Waffenstillstands-Abkommen beendet. Der Palästinenserstaat wurde nicht gegründet, weil die dafür vorgesehenen Gebiete zu großen Teilen von Jordanien (Westbank) und Ägypten (Gazastreifen) besetzt waren. Israel dagegen hatte sein Territorium nicht nur verteidigen sondern sogar vergrößern können. Nach dem Willen der Araber war auf dem Schlachtfeld entschieden worden, wer in dem Lande leben würde.
Am Südzipfel Israels liegt die Stadt Eilat. Der dortige Hafen ist Israels einziger Zugang zum indischen Ozean. 1956 sperrte Ägypten die Zufahrt zu diesem Hafen (Golf von Akaba bzw. Straße von Tiran). Das war eine offene Kriegserklärung. Es folgte der 2. Nahostkrieg. In dessen Verlauf besetzten die Juden die Sinai-Halbinsel. Kurz vorher hatte Ägypten den Suezkanal verstaatlicht. Deswegen griffen Frankreich und England die Ägypter ebenfalls an. Das gab große Aufregung in der Weltpolitik; besonders Russen und Amerikanern drohten mit Gegenmaßnahmen. In der Folge zogen Franzosen und Engländer sich wieder zurück. Auch Israel räumte die Sinai-Halbinsel. Dafür wurden als Sicherheitsgarantie UNO-Soldaten dort stationiert.
1967 wiederholte sich das Spiel. Die Ägypter sperrten den Seeweg nach Eilat. Außerdem schickten sie die UNO-Soldaten vom Sinai nach Hause und ließen stattdessen die eigene Armee dort aufmarschieren. Obendrein wurden weitere sechs (?) arabischen Armeen mobilisiert. Präsident Nasser verkündete am 27. Mai: "Unser erklärtes Ziel ist die Vernichtung Israels. Das arabische Volk will kämpfen." Den Kampf bzw. den 3. Nahostkrieg bekam das arabische Volk am 5. Juni 1967. Nach sechs Tagen war er vorbei. Israel hatte die Golanhöhen, den Gazastreifen und erneut die Sinai-Halbinsel besetzt.
Wohlgemerkt: In diesem Krieg haben die Juden Syrien und Ägypten angegriffen - Jordanien aber nicht! Im Gegenteil, diesem Land hatten die Israelis ausdrücklich Waffenruhe angeboten, vorausgesetzt es bleibt neutral. Doch die Jordanier ließen sich von Ägyptens Nasser beschwatzen und griffen in die Kämpfe ein - mit dem Erfolg, daß die Juden auch Ostjerusalem und die Westbank besetzten.
Am 6. 10. 1973 versuchten es die Araber erneut. Der vielgerühmte israelische Mossad hatte wohl nahezu komplett versagt und so gelang Ägyptern und Syrern am israelischen Jom-Kippur-Fest ein Überraschungs-angriff. In diesem 4. Nahostkrieg erzielten die Araber einige Anfangs-erfolge; doch am 24. 10. waren sie erneut besiegt. Seitdem halten sich die arabischen Staaten zurück. Einen weiteren Angriff haben ihre regulären Armeen in den letzten 35 Jahren nicht mehr gewagt.
2. 3. Weil die Araber im offenen Kampf nichts gewinnen konnten, griffen sie auf eine andere, altbewährte Methode zurück: ständige Nadelstiche. Laut dem israelischen Sonderbotschafter bei der Uno kam es zwischen den Kriegen 1949 und 1956 allein an der ägyptischen Grenze zu: "1843 bewaffneten Überfällen und Raubzügen [durch Freischärler], 1339 bewaffneten Zusammenstößen mit ägyptischen Streitkräften ... und 172 Fällen von Sabotage durch ägyptische Truppeneinheiten und Fedajin in Israel. Infolge dieser ägyptischen Kampfhandlungen auf israelischem Boden wurden 364 Israelis verletzt und 101 Personen getötet." (8)
Diese Überfälle hörten niemals auf: 1965 seien es 35 gewesen, 1966 waren es 41 Angriffe und in den ersten vier Monaten 1967 sollen es 37 gewesen sein (9). Im Zeitraum von 1968 bis 70 spricht man sogar von einem regelrechten Zermürbungskrieg. In dieser Zeit - während des offiziellen Waffenstillstandes! - verlor Israel 15 Flugzeuge, 1424 Soldaten, 100 Zivilisten; weitere 2.000 Soldaten und 700 Zivilisten wurden verletzt (10).
Anfang der 60er Jahre entstanden die Kampfgruppen der Palästinenser. 1964 - d. h. vor dem Sechs-Tage-Krieg, als Juden und Araber noch innerhalb der Grenzen von 1967 lebten! - wurde die PLO gegründet. Deren erklärtes Ziel: die Befreiung Palästinas; sprich: die Vernichtung Israels. Daneben (bzw. darin) gibt es Dschihad al Islami, Fatah, Schwarzer September, Al-Aqsa-Brigaden, Hisbollah, Hamas usw. usw. Sie alle verübten unzählige Überfälle und Attentate an den Grenzen und in Israel selbst. Dieser Kleinkrieg war mal stärker und mal schwächer, aber er dauerte ständig an; der Terror hat nie völlig aufgehört. Israel hat buchstäblich noch niemals wirklichen Frieden erlebt.
2. 4. So gibt es seit mehr als 100 Jahren Krieg um Israel, einen ständigen immerwährenden Krieg; mal offen, mal eher verdeckt. Fakt ist: in all den Jahren haben Juden Dinge getan, die man kritisieren kann; auch Dinge, die man kritisieren muß. Sie haben auch Dinge getan, die nicht zu ent-schuldigen sind. Aber Fakt ist auch, "daß … alles, was Israel tut, Unrecht eingeschlossen, seiner Position des Bedrohtseins und der Notwehr entspringt" (9a). Dem Judenstaat ist "mit der zerbrechlichen ägyptischen [und jordanischen] Einschränkung, von seinen Gegnern nie etwas anderes entgegengebracht worden als der gemeinsame arabische Wille zu seiner Vernichtung" (9b). Die einzelnen Kriege wurden allesamt von den Arabern entweder direkt begonnen oder aber ganz gezielt provoziert. Israel hat in all den Jahren nur reagiert; hat sich verteidigt; hat arabische Übergriffe abgewehrt. Aber genau das will die Judenbrille nicht wahrnehmen.
Zum Beispiel: Im Juli 1982 wurde ein Waffenstillstandsabkommen zwischen der PLO und Israel geschlossen. Mit dem Ergebnis: in den elf Monaten danach sei es "zu 270 Terroranschlägen in Israel, der Westbank, im Gazastreifen und entlang der jordanischen und libanesischen Grenze" gekommen. Dabei seien 29 Israelis getötet und über 300 verletzt worden (10a). Im Juni 1982 sind die Israelis deshalb in den Libanon einmarschiert, um die PLO aus ihren dortigen Stützpunkten zu vertreiben. Im Jahre 2000 haben sie den Südlibanon wieder geräumt. Daraufhin hat die Hisbollah von da aus den Norden Israels regelmäßig beschossen. Kein Staat der Welt würde das widerstandslos hinnehmen. Die Juden haben sehr viel Geduld bewiesen, dann aber 2006 den Libanon massiv angegriffen. Seitdem schießt die Hisbollah nicht mehr. Seit dieser israelischen Verteidigungs-aktion herrscht an der israelisch-libanesischen Grenze relative Ruhe.
Ähnlich im Gazastreifen: Den hatten die Juden im Sechs-Tage-Krieg 1967 besetzt. 2005 haben sie ihn geräumt. Das Ergebnis: regelmäßiger Beschuß durch die Hamas. Auch hier haben die Israelis lange zugesehen - bis sie im Dezember 2008 Gaza angegriffen haben. Seitdem schießt die Hamas spürbar weniger. An der Grenze zum Gazastreifen herrscht derzeit relative Ruhe.
1993 wurde das erste Oslo-Abkommen unterzeichnet. Darin war ver-einbart, daß die Palästinenser in bestimmten Gebieten die Kontrolle über-nehmen. Das ist auch geschehen, das Ergebnis: Zunahme der Anschläge, speziell der Selbstmord-Attentate. Israel reagierte "durch die Absperrung der Palästinensergebiete, die gezielte Bombardierung von Prestigeobjekten und den Einmarsch in die Autonomiegebiete und schließlich durch die gezielte Tötung von maßgeblichen Terroristen". Irgendwann wußten die Juden sich nicht mehr anders zu helfen und haben einen Sicherheitszaun gebaut. Seitdem seien diese Terrorakte um ca. 80 Prozent zurückgegangen. 2001 und 2002, d. h. vor dem "Mauerbau", habe es 89 Anschläge mit 305 Toten 4942 Verletzten gegeben; 2006 und 2007, nach dem "Mauerbau", nur noch fünf Attentate mit 18 Toten und 699 Verletzten (10b).
Der Libanonkrieg 2005, der Gazakrieg 2009 und der Bau des Sicherheits-zaunes waren aus israelischer Sicht begründet, berechtig und erfolgreich. Dennoch werden die Juden dafür verurteilt. Man betrachtet sie halt durch die Lupe und sucht nach jedem Haar in der Suppe; und wenn die Judenbrille keines findet, dann erfindet sie eben welche. Wann z. B. hat es jemals einen Krieg gegeben, wo die eine Seite die andere angerufen hat: "Lieber Feind, in einer Stunde schießen wir - bitte bring dich in Sicher-heit?" Oder wann ist es je in einem Krieg geschehen, daß eine Seite täglich mehrere Stunden die Kämpfe einstellt, um den Feind Hilfsmittel zu liefern? Die Israelis haben das im Gazakrieg getan - und dennoch werden sie ständig angeklagt: Unrecht, unverhältnismäßig, völkerrechtswidrig, Kriegsverbrechen, Menschenrechts-Verletzungen und und und … Die Juden können machen, was sie wollen, sie werden immer die Bösen sein.
Im Oktober 2009 startete die pakistanische Regierung eine große Militäraktion gegen die Taliban. Dieser Krieg wurde hierzulande nicht verurteilt; im Gegenteil: er wurde weithin mit Wohlwollen und den besten Wünschen begleitet - obwohl bereits vor dessen Beginn hunderttausend unbeteiligte Zivilisten auf der Flucht waren. Dennoch hat man nichts gehört von UN-Menschenrechtsrat, internationalem Strafgerichtshof, Goldstone-Bericht ... Im Gegenteil, dieser Krieg war nach wenigen Tagen völlig aus den Medien verschwunden. Man hört und liest darüber praktisch kein Wort mehr?
Kurz: Wenn die Pakistanis gegen Terroristen Krieg führen, dann gilt das als gut; wenn die Israelis es tun, dann sei das schlecht. Wir Deutschen verteidigen unsere Freiheit am Hindukusch, obwohl von dort noch keine einzige Rakete nach Deutschland geschossen wurde. Die Israelis dürfen ihre Freiheit selbst dann nicht verteidigen, wenn sie tagtäglich mit Raketen beschossen werden.
Mit anderen Worten: In Afghanistan führen UNO und EU Krieg gegen den Terror; in Gaza, wo es gegen die Juden geht, machen sie mit ihm gemeinsame Sache - indem sie die Terroristen mit Milliardenbeträgen unterstützen. (Der Krieg im Januar 2009 soll im Gazastreifen Schäden von ca. 3 Milliarden Dollar verursacht haben. Anschließend haben "Geber-länder" zugesagt, zu den laufenden Zahlungen zusätzlich noch weitere fünf Milliarden Dollar nach Gaza zu pumpen. Eine bessere Geldquelle als den Krieg kann es für die Palästinenser gar nicht geben.)
2. 5. Nur am Rande als Ergänzung: Am 22. 10. 09 stand in der FAZ ein Artikel von H.-C. Rößler "Gefangen in der Kloake". Der schildert in düsteren Farben die "schwere Umweltkrise" im Gazastreifen. Darin wird mehrfach angedeutet, daß Abhilfe kaum möglich sei, da Israel den Gazastreifen abgeriegelt habe. Auf derselben Seite fand sich noch ein Interview mit der UNRWA-Generalkommissarin K. Abuzayd "Die Zahl der Menschen in bitterer Armut hat sich verdreifacht". Auch sie erwähnt, es sei fraglich, ob Israel Baumaterialien nach Gaza läßt. Dabei muß sowohl H.-C. Rößler als auch der Generalkommissarin entgangen sein, daß Gaza eine gemeinsame Grenze mit Ägypten hat. Warum also kommen die Baumaterialien nicht aus Ägypten? Oder warum liefern EU, Ölstaaten und andere Palästinenser-Freunde die so dringend benötigten Güter nicht über die ägyptische Grenze?
Es ist stets das Gleiche: die Abriegelung durch die Israelis - klar, scharf, deutlich; die Abriegelung durch die Ägypter - dickes Milchglas, nicht zu sehen. 2005 haben die Israelis Gaza geräumt. Danach war die Grenze offen. Erst wegen des anhaltenden Raketenbeschusses und der Entführung von Gilad Shalit wurde sie 2007 gesperrt. D. h., Umweltkrise, "bittere Armut" usw. sind ganz wesentlich die direkte Folge des Hamas-Terrors. Ähnliches gilt für die Westbank: Durch den fortwährenden Terror und die Reaktionen der Israelis "ist die humanitäre Lage des palästinensischen Volkes heute so katastrophal, daß sie von westlichen Beobachtern oftmals als Ursache des Terrors fehlinterpretiert wird" (10c). Im Klartext: Die Judenbrille sieht die Ursache (Terror) als Wirkung und die Wirkung (Not der Palästinenser) als Ursache.
In dem Moment, wo Hamas, Hisbollah, Fatah usw. Israel wirklich anerkennen und auf Gewalt verzichten würden, ließe sich vieles regeln. Dann wäre allen geholfen, am allermeisten den Palästinensern selber. Da dies aber nicht geschieht, dürfte sich die Spirale aus Gewalt und Not immer weiterdrehen.
Beispiel 3: Palästinenserstaat
Heute wird allerorten eine Zwei-Staaten-Lösung gefordert; und zwar "in den Grenzen von 1967". Die sei das Allheilmittel für den Nahostkonflikt.
3. 1. 1947 hatte die UNO genau solch einen eigenen Staat für die Palästinenser beschlossen. Sie hätten nur "Ja" sagen brauchen und hätten ihn gehabt. Aber sowohl die Palästinenser selber als auch die arabischen Nachbarstaaten sagten: "Nein!" Sie haben genau das, was sie heute fordern, vor 60 Jahren ausdrücklich abgelehnt. Sie waren nicht zufrieden mit nur einem Teil des Landes, sondern sie wollten alles, das ganze Land. Azzam Pascha, der Sekretär der arabischen Liga erklärte 1947 wahrheits-gemäß: "Die arabische Welt ist zu keinem Kompromiß bereit." (11) Und selbst nach dem Krieg von 1948 lebten die Israelis 18 Jahre lang "in den Grenzen von 1967". In diesen 18 Jahren hätte der heute so lautstark geforderte Palästinenserstaat jederzeit gegründet werden können. Das ist nicht geschehen. Dafür dürfte es im Wesentlichen zwei Gründe gegeben haben:
a) Westbank und Gazastreifen waren von Jordaniern bzw. Ägyptern besetzt. Und die wollten diese Gebiete offenbar für sich selbst. Sie haben sie an ihre jeweiligen Länder angegliedert. Wenn also zur damaligen Zeit jemand den Palästinenserstaat verhindert hat, dann waren das nicht Juden sondern Araber.
b) Vor allem aber: solch einen Staat wollte zur damaligen Zeit kaum jemand. Er wurde überhaupt nicht in Betracht gezogen. Nach dem Sechs-Tage-Krieg 1967 verabschiedete der UNO-Sicherheitsrat die Resolution 242. Darin wurden wesentliche Forderungen zur Lösung des Nahost-Konfliktes formuliert. Von einem Palästinenserstaat ist nicht die Rede. Im Gegenteil, die Worte "Palästina", "Palästinenser" oder "palästinensisch" tauchen darin gar nicht auf (12). Ein entsprechender Staat stand bis 1967 nicht auf der Tagesordnung. Alles, was die Araber bis dahin wollten, war, den Judenstaat auszulöschen. Erst als das nicht gelang, wurde der Palästinenserstaat zum Thema.
Nach dem Krieg von 1967 bot Israel seinen Nachbarn Friedensgespräche an. Die Juden waren gewillt, besetzte Gebiete zurückzugeben. Doch die Araber waren noch nicht einmal bereit, mit ihnen zu reden. Stattdessen antworteten sie mit "drei kategorischen Nein": Nein zu Verhandlungen; Nein zum Frieden und Nein zur Anerkennung des jüdischen Staates (24). Die Araber wollten noch immer alles, das ganze Land.
Doch nun auf einmal, wo sie "die Grenzen von 1967" nicht mehr haben, da wollen sie die doch - allerdings ohne Abstriche, bis auf den letzten Quadratmeter, zu absolut 100 Prozent. Anfang der 90iger Jahre wurde hinter den Kulissen eine Art "Friedensweg" ausgehandelt. (Ab 2002 nennt man den ganz offiziell "Roadmap" bzw. "Straßen-Karte".) Der wies in die von Palästinensern gewünschte Richtung. Also gingen sie ein Stück auf diesem Weg: 1993 und 1995 wurden die Verträge von Oslo unterschrieben. Die Israelis zogen sich aus einigen Gebieten zurück und unterstellten sie palästinensischer Verwaltung. Doch als es darum ging, diesen Weg zu Ende zu gehen und einen abschließenden Frieden zu vereinbaren, da kehrten die Palästinenser wieder um. Im Juli 2000 hatte der israelische Ministerpräsident Barak ca. 90 Prozent der "Grenzen von 1967" angeboten, einschließlich Ostjerusalem ohne das historische jüdische Viertel. Doch das war Arafat nicht genug; er hat alle Vorschläge abgelehnt und stattdessen eine neue Intifada inszeniert, sprich: verschärften Terror.
Derzeit, 2010, fordern die Palästinenser einen Baustopp in den "besetzten Gebieten". Solange diese Forderung nicht erfüllt werde, seien sie zu direkten Gesprächen nicht bereit; solange werde es keinen Frieden geben. D. h., seit mehr als 60 Jahren haben Palästinenser bzw. Araber immer Gründe gefunden, warum sie sich realistischen Kompromissen verweigern mußten. Sie waren nie einverstanden mit dem, was sie entweder hatten oder realistischerweise hätten haben können. Was also würde passieren, wenn sie einen Staat in den Grenzen von 1967 bekämen? Wären sie dann schlagartig zufrieden? Oder begänne das Spiel von vorn: mit weiteren, zusätzlichen Forderungen nach letztlich allem, dem ganzen Land?
Am 25. 02. 71 schrieb ein Vertrauter des ägyptischen Präsidenten in der halboffiziellen Zeitung Al-Ahram: "In diesem Stadium hat jegliche arabische Politik nur zwei Ziele. Das Erste ist die Auslöschung aller Spuren der Aggression von 1967 durch den Rückzug Israels aus allen besetzten Gebieten. Das zweite Ziel ist die Auslöschung aller Spuren der Aggression von 1948 durch die Auslöschung des Staates Israel selbst. Dieses zweite ist jedoch vorläufig noch ein abstraktes Ziel, auch wenn manche von uns dem Irrtum verfallen sind, den letzteren Schritt vor dem ersten tun zu wollen." (13) Auf deutsch: Wir müssen schrittweise vorgehen; zuerst das kleine Ziel, die "Grenzen von 1967", danach das große Ziel: alles, das ganze Land.
Das ist und bleibt die entscheidende Frage: Bedeutet ein Palästinenserstaat in den Grenzen von 1967 die Lösung des Nahost-Konfliktes? Oder ist der nur ein vorläufiges, ein taktisches Ziel der Araber? Ein erster Schritt, dem weitere Schritte folgen werden, sprich: weiterer Terror und Kriege - auf dem Weg zu ihrem wirklichem Ziel: "die Auslöschung des Staates Israel"?
3. 2. Die UNO hatte 1947 einen konkreten Teilungsplan beschlossen. Doch der wurde von den arabischen Nachbarstaaten nicht anerkannt. In der Folge fielen ihre Armeen 1948 über Palästina her. Diesen ausländischen Truppen gelang es, Teile des Landes zu besetzen und die Juden von dort zu vertreiben. Die Waffenstillstandslinien am Ende des Krieges blieben 18 Jahre lang die Grenzen zwischen Israel, d. h. dem verbliebenen Rest-palästina, und Jordanien bzw. Ägypten. Diese Waffenstillstandslinien von 1949 - vom Zufall des Krieges gezogen und damals ausdrücklich als vorläufig betrachtet - nennt man heute "die Grenzen von 1967". Und die gelten weithin als absolut verbindliches, nicht verhandelbares internatio-nales Recht. D. h., dieses "Recht" (bzw. die Forderung nach "die Grenzen von 1967") stützt sich - einzig und allein! – auf das Ergebnis der arabischen Aggression von 1948/49; sprich: es akzeptiert und belohnt die die Besetzung palästinensischer Gebiete durch Jordanien und Ägypten.
Es gab danach noch weitere Kriege: z. B. gelang es den Israelis 1967, die Eroberer zu vertreiben und die von Ausländern besetzten Gebiete wieder zu befreien. Doch die Ergebnisse dieser Kriege werden nicht akzeptiert. Offenbar besagt das Völkerrecht: Wenn Araber in einem Angriffskrieg Land besetzen, dann ist das rechtmäßig und begründet Besitzansprüche. Araber dürfen diese Gebiete vollständig behalten (bzw. an die Palästinen-ser ’vererben’). Wenn aber Israelis in einem Verteidigungskrieg Land besetzen, dann ist das Unrecht und begründet keinerlei Ansprüche. Juden haben solche Gebiete vollständig zu räumen.
Ähnliches gilt für Ostjerusalem als Hauptstadt des Palästinenserstaates. Auch diese Forderung kann sich nur berufen auf das Ergebnis der jordanischen Aggression von 1948/49. Denn Jerusalem war niemals die Hauptstadt irgendeines arabischen Staates; die Stadt war noch nicht einmal Provinzhauptstadt. Als Muslime im 7. Jahrhundert diese Gegend eroberten, machten sie Ramallah zu ihrem Hauptort - nicht Jerusalem. Das war immer nur dann Hauptstadt, als es "Christen" (Kreuzfahrer, Engländer) oder Juden gehörte. Auch im UNO-Teilungsplan von 1947 war Jerusalem nicht als Hauptstadt der Palästinenser vorgesehen. Und schon gar nicht war eine Teilung beabsichtigt. Doch als die Jordanier 1948 Palästina überfielen, eroberten sie halt auch den Osten der Stadt. Sie vertrieben die Juden von dort und betrachteten diesen Teil Jerusalems als jordanisches Territorium. Diese Annexion wurde international niemals anerkannt. Dennoch, dadurch war die Stadt 18 Jahre lang geteilt - durch eine zufällige Waffen-stillstandslinie, die heute zu "die Grenzen von 1967" gezählt wird.
Deshalb bestehen die Palästinenser darauf, ihr Staat müsse unbedingt die Hauptstadt Ostjerusalem haben. Und die Judenbrillen in aller Welt sind sich einig: Diese Forderung ist berechtigt und muß erfüllt werden! Offenbar gilt auch hier: Wenn Juden Kriege gewinnen, dann zählt das nicht. Wenn Araber einen Krieg (wenigsten zum Teil) gewinnen, dann begründet das unwiderruflich dauerhafte und unverhandelbare Besitzansprüche. Folglich gehöre der Osten Jerusalems den Arabern - Juden haben dort nichts zu suchen!
Allerdings, "die Grenzen von 1967" gelten nur dort, wo sie den Israelis zum Nachteil sind. Wenn sie deren Interessen entsprechen, zählen sie ausdrücklich nicht. Z. B. war der Westen Jerusalems bereits vor 1967 Hauptstadt Israels. Doch das erkennt die 'internationale Staaten-gemeinschaft' nicht an - mit Verweis auf den UNO-Teilungsbeschluß von 1947. Deshalb finden sich die ausländischen Botschaften bzw. diploma-tischen Vertretungen nicht in Jerusalem sondern in Tel Aviv. Auch hier vertreten die das Völkerrecht hütenden Staaten einen eindeutigen Stand-punkt: Wenn es um die Hauptstadt der Palästinenser geht, gelten die Waffenstillstandslinien von 1949; wenn es um die Hauptstadt der Juden geht, zählt der UNO-Teilungsplan von 1947. Auf deutsch: der Osten Jerusalems müsse unbedingt und um jeden Preis die Hauptstadt eines Palästinenserstaates werden; der Westen der Stadt (erst recht nicht ganz Jerusalem) darf auf keinen Fall die Hauptstadt Israels sein.
Nun ist ja einzusehen, daß die Palästinenser Jerusalem gerne haben wollen und z. B. die EU-Europäer den Israelis die Stadt nicht gönnen - aber es braucht schon eine extrem starke und gewaltig schielende Brille, um diese Haltung als "internationales Recht" zu sehen. Oder sollte das Schicksal Jerusalems (und ganz Israels) tatsächlich bestimmt werden von der - jedem Recht Hohn sprechenden - Aggression der Araber von 1948/49 und den damit verbundenen ethnischen Säuberungen?
3. 3. Hinzu kommt noch: In einer - in Anführungszeichen! - "Ehrenmordkultur" würden Zugeständnisse als Schwäche gewertet. D. h., Kompromißbereitschaft, guter Wille, Entgegenkommen der Israelis wird von den Arabern als Triumph gefeiert. Sie verstehen das als Erfolg ihres Kampfes. Und das wiederum ermutigt sie, diesen Kampf umso intensiver fortzusetzen.
Zum Beispiel: als die Israelis 2000 den Südlibanon geräumt haben, betrachtete die Hisbollah dies als großen Sieg und schoß jahrelang von genau dort Raketen nach Nordisrael. Ebenso im Gazastreifen: den hatten die Juden 2005 einseitig, als Zeichen guten Willens, geräumt - das Ergebnis: jahrelanger Raketenbeschuß durch die Hamas. Oder das erste Oslo-Akommen 1993: Es wurde vereinbart, daß die Juden bestimmte Gebiete schrittweise räumen und sie der palästinensischen Autonomie-behörde unterstellen. Das ist auch geschehen. (Rabin und Arafat bekamen dafür den Friedens-Nobelpreis.) Israel kommt den Palästinensern entgegen - das Ergebnis: statt Frieden folgte eine "beispiellose Welle des Terrors" (12a); sprich: noch mehr Bombenanschläge, Selbstmord-Attentate usw.
Immer wenn die Israelis Kompromißbereitschaft und guten Willen zeigten, lautete das Ergebnis: mehr Gewalt von Seiten der Araber. Was also würde geschehen, wenn die Israelis sich auf "die Grenzen von 1967" zurückzögen und u. a. auch Ostjerusalem den Palästinensern überließen? Gäbe es dann Frieden? Oder würde die Hamas dies als Einladung verstehen, auch innerhalb Jerusalems mit ihren Raketen herumzuschießen? Dort gibt es ja genügend Kindergärten, Schulen und Krankenhäuser, in denen sie sich ihre heldenhaften Kämpfer verstecken könnten.
Reusch/Gerloff fassen dies treffend zusammen: "Die Formel 'Land für Frieden', mit der sich Israel seit 1967 um Frieden und Anerkennung bemüht hat, erwies sich als Betrug. Israel gab Land an die Araber ab und bekam dafür doch nur mehr Terror. Jede neue Landabgabe Israels wurde und wird von der arabischen Seite als Schwäche, und damit als Ermutigung für neuen Terror, interpretiert." (12b) Doch zu solch einem differenzierten Blick ist die Judenbrille halt nicht in der Lage.
3. 4. Exkurs "Völkerrecht": Es gibt Worte, die wirken wie Waffen. Sie sollen sachliche Diskussionen ersticken bzw. unerwünschte Meinungen totschlagen. Begriffe wie "Intoleranz", "Homophobie", "Islamophobie", (christlicher) "Fundamentalismus" usw. suchen von schwerwiegenden Problemen abzulenken, indem sie die Person des Andersdenkenden angreifen; ihn 'kriminalisieren'; als primitiv, gewaltbereit oder psychisch krank abstempeln.
Im Nahen Osten spielt "Völkerrecht" die Rolle solch einer Sprach-Waffe. Dieses Wort wird bei anderen Konflikten eher selten verwendet. Im Zusammenhang mit z. B. Iran, Nordkorea, Türkei oder gar USA, England und Deutschland in Afghanistan ist vom "Völkerrecht" kaum die Rede. Im Blick auf den Nahen Osten dagegen ist dieses Wort allgegenwärtig. Mit ihm wird alle naselang jongliert: um die Juden zu verurteilen, ohne dies konkret begründen zu müssen. Wenn Israelis terroristische Angriffe abwehren, ihre Grenzen sichern, sich vor Attentaten schützen, Wohnhäuser bauen oder was auch immer - ständig erhebt sich der Chor der Verkläger und singt das Lied: "Die Juden sind böse. Sie verletzen das Völkerrecht. Deshalb sind sie die Täter und ihre Feinde die Opfer. Das ist - wegen des Völkerrechts - so sonnenklar, daß man sich mit den genauen Fakten oder den komplizierten Einzelfragen gar nicht erst beschäftigen braucht!"
Falls man jüdischem Handeln eine gewisse Berechtigung dennoch nicht absprechen kann, greift eben der "Grundsatz der Verhältnismäßigkeit". Denn gegen diesen Grundsatz verstoßen die Juden grundsätzlich! Folglich können sie tun und lassen, was sie wollen, die Israelis sind immer im Unrecht: entweder sie verletzen "das Völkerrecht" oder "den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit".
"Denn er selbst, der Satan, verstellt sich als Engels des Lichts" (2Ko 11,14). "Völkerrecht" ist eines der Sprach-Mäntelchen, in dem der uralte Judenhaß sich heute als Lichtgestalt zu präsentieren sucht.
Beispiel 4: Die Flüchtlingsfrage
4. 1. Man stelle sich bitte vor: Palästina 1948; ein Flickenteppich, arabische Dörfer und jüdische Siedlungen bunt durcheinander; in den Städten noch bunter: Araber und Juden leben auf engstem Raum nebeneinander. Und dann der Krieg: die arabischen Armeen rücken von den Landesgrenzen her vor - wie sollen die Freund und Feind unterscheiden? Was haben sie gemacht? Die arabischen Militärs haben die Palästinenser aufgefordert, ihre Dörfer zeitweilig zu verlassen, damit deren Armeen ungehindert vorrücken und die Juden erledigen können. Nach dem schnellen Sieg sollten diese "Flüchtlinge" dann wieder in ihre Häuser zurückkehren. Hunderttausende Palästinenser haben das getan. Sie haben ihre Heimat verlassen - nicht weil sie von den Juden vertrieben wurden, sondern weil ihre eigenen Verbündeten sie dazu aufgefordert haben.
Außerdem sind viele Araber geflohen aus unbegründeter Angst; nicht vor den Israelis, nicht vor dem Krieg - sondern letztlich vor ihrer eigenen Propaganda. Zum Beispiel: Es gibt Namen, die sind weltbekannt, weil sie für Kriegsverbrechen an Zivilisten stehen. Lidice, My Lai, Katyn sind Orte, wo Deutsche, Amerikaner oder Russen Blutbäder angerichtet haben. In diese Reihe stellt die Judenbrille auch das arabische Dorf Deir Yassin. Dort fanden im April 1948 heftige Kämpfe statt. Dabei wurden 4 Juden und ca. 120 Araber getötet; darunter Frauen und Kinder. Was genau geschehen ist, läßt sich schwer feststellen. Fakt aber ist, ein Mitarbeiter des palästinensischen Rundfunks hat später der BBC (sinngemäß) gesagt: Ein Palästinenserführer habe ihn aufgefordert, Berichte über Vergewaltigungen zu erfinden und zu verbreiten. Das aber "war unser größter Fehler. Wir hatten nicht mit der Reaktion unserer eigenen Leute gerechnet. Als sie hörten, daß in Deir Yassin Frauen vergewaltigt worden seien, flohen die Palästinenser in Panik." (13a) Kurz: Propaganda spielt in jedem Krieg eine wichtige Rolle. Hier hat der palästinensische Rundfunk sinnigerweise den Juden sehr genutzt, indem er die eigenen Leute verschreckt und verjagt hat.
Die andere Seite, die Perspektive der Israelis: An den Grenzen greifen von allen Seiten feindliche Armeen an; die eigenen Streitkräfte sind an Zahl und Ausrüstung weit unterlegen; im Lande selber Bürgerkrieg - der Feind sitzt überall, im ganzen Flickenteppich; die eigenen Nachbarn schießen den Juden praktisch in den Rücken. Wie soll man sich da verteidigen? Um zu überleben, hatten sie gar keine andere Wahl, als strategisch wichtige Dörfer oder Städte zu erobern und die Araber zu vertreiben. Das war unter militärischen Gesichtspunkten unvermeidbar.
Hinzu kommt: 1945, nach dem 2. Weltkrieg, herrschten in Deutschland Verhältnisse, die so katastrophal waren, daß sie für uns heute unvorstellbar sind. 1948 stand Israel vor Problemen, die noch größer gewesen sein müssen. Als die Engländer abzogen, existierte keinerlei staatliche Ordnung; keine Polizei, keine Justiz, keine Armee, kein Bildungswesen, keine Wirtschaft - nichts. Es fehlte an allem.
Dazu jede Menge Einwanderer. Nach der Staatsgründung kamen innerhalb weniger Jahre mehr Menschen ins Land, als der Staat Einwohner hatte. Juden mit unterschiedlichster Kultur, Bildung, sozialer Herkunft. Es kamen der Professor aus Europa und der halbnackte Analphabet aus dem Jemen; sie kamen aus Polen, dem Irak, aus Marokko, Rumänien, Irak, Ungarn, Deutschland ... Sie hatten noch nicht einmal eine gemeinsame Sprache! Aber sie alle mußten untergebracht und ernährt werden, brauchten Arbeit usw. Sie alle mußten sich irgendwie zu einer lebensfähigen Gemeinschaft zusammenraufen.
Und das mitten im Krieg! Nicht nur der Staat, jeder einzelne Jude kämpfte buchstäblich ums nackte Überleben. Unter diesen Umständen ging vieles drunter und drüber; da ist auch viel Unrecht geschehen. Dennoch eine planmäßige, flächendeckende Vertreibung von Arabern hat es nicht gegeben. Wenn die Judenbrille das behauptet, dann ist das schlicht falsch. Das beweisen schon die ca. 160.000 Palästinensern (13b), die nicht geflohen sind und israelische Staatsbürger wurden.
4. 2. Wie dem auch sei, am Ende hatten ca. 700.000 Araber das Land verlassen. (Die Zahlen schwanken zwischen 472.000 und 1 Million; 700.000 wird am häufigsten genannt.) Die haben inzwischen Kinder gekriegt; durch den Krieg 1967 seien weitere ca. 175.000 hinzugekommen. Bei der UNO sind derzeit 4,6 Millionen Palästinenser offiziell als Flüchtlinge registriert (13c). Von denen leben ca. ein Drittel in Flüchtlings-lagern in Jordanien, dem Libanon, Syrien, der Westbank und dem Gazastreifen. Die anderen zwei Drittel "leben in städtischen Ballungs-gebieten der Gastländer, in der Westbank und im Gazastreifen" (13d).
Von diesen Flüchtlingen wird regelmäßig gesprochen; bei Friedens-verhandlungen sind sie ein wichtiges Thema. Die andere Seite: Es gab auch jüdische Flüchtlinge. Doch von denen ist so gut wie nie die Rede.
Seit Jahrhunderten lebten Juden in Palästina auf eigenen Grund und Boden. Dann wurde 1922 das erstmals Land geteilt; 75 Prozent davon kamen praktisch unter palästinensische Herrschaft, wurden Jordanien. Die Juden, die dort lebten, wurden vertrieben.
Im 1. Nahostkrieg wurden Westbank und Gazastreifen von Jordanien bzw. Ägypten besetzt. Die Juden, die dort auf eigenen Grund und Boden lebten, wurden vertrieben. In der Jerusalemer Altstadt gab es ein jüdisches Stadtviertel. Seit Jahrhunderten lebten dort Juden in ihren eigenen Häusern. Sie alle wurden vertrieben; die Synagogen zerstört.
2005 räumte Israel den Gazastreifen. Auch dort lebten Juden auf rechtmäßig erworbenen Grund und Boden. Auch sie wurden vertrieben - zur Abwechslung diesmal von der eigenen israelischen Regierung. Nur die Synagogen wurden von den Palästinensern zerstört.
Außerdem neigen Muslime dazu, ihre Wut an gänzlich Unbeteiligten auszulassen. Z. B. ist ja einzusehen, daß heute viele Iraker sauer sind auf die Amerikaner. Nicht einzusehen aber ist, daß sie ihren Ärger an den eigenen Landsleuten abreagieren, an den im Lande wohnenden irakischen Christen. Von denen sind heute Tausende auf der Flucht. Sie sind unschuldig und unbeteiligt, aber sie werden vertrieben von ihren muslimischen Landsleuten.
Ähnliches geschah auch 1949. Als der Krieg verloren war, reagierten sich die Araber ab an den Juden, die in arabischen Ländern lebten. Bereits 1947 hatte der ägyptische Delegierte vor der UNO-Vollversammlung erklärt: "Durch die Teilung würde das Leben von einer Million Juden in muslimischen Ländern aufs Spiel gesetzt." (14) Auf deutsch wohl: Wenn Palästina geteilt wird, dann rächen wir uns an den Juden in unserem Machtbereich. In der Tat mußten bzw. haben dann Hunderttausende Juden ihre Heimat in diesen Ländern verlassen; sie verloren ihr Land; verloren Haus und Hof; oft genug auch Hab und Gut. Sie wurden vertrieben aus Jemen, Irak, Lybien usw. (Im Irak z. B. haben 1948 ca. 135.000 Juden gelebt; 2001 seien es noch 100 gewesen.) Man spricht von insgesamt 600. - 800.000 Juden die aus muslimischen Ländern geflohen und folglich auch Flüchtlinge sind. Der Grund und Boden, den sie entschädigungslos zurücklassen mußten, sei in der Summe größer als der Staat Israel (14a).
Es war keineswegs so, daß 1948/49 plus den Folgejahren die Juden die großen Gewinner waren und die Araber die großen Verlierer. Sondern eher im Gegenteil - wenn man alles zusammenrechnet, haben die Juden mehr verloren als sie gewonnen haben. Zumindest hat ein vergleichbarer Austausch stattgefunden zwischen Arabern und Juden; ein Austausch von Menschen und ein Austausch von Grund und Boden. Die Verluste der Palästinenser sind in aller Munde; die Verluste der Juden sieht die Judenbrille nicht.
4. 3. Die Engländer besaßen einst ein gewaltiges Kolonialreich. Dazu gehörte auch ein riesiges Gebiet in Asien. Das wurde 1947 unabhängig und aufgeteilt - in das hinduistische Indien und das muslimische Pakistan (bzw. später noch Bangladesh). Diese Teilung war begleitet von großen Unruhen. In deren Verlauf flohen Millionen Muslime aus Indien nach Pakistan; und umgekehrt flüchteten eine vergleichbare Anzahl Hindus aus Pakistan nach Indien. Es ist die Rede von insgesamt 16 - 17 Millionen Flüchtlingen, die im jeweils anderen Land aufgenommen und integriert wurden (13e). Von ihnen hört man heute praktisch kein Wort mehr.
Etwa zur gleichen Zeit wurden in Palästina ca. 700.000 Muslime zu Flüchtlingen, d. h. viel, viel weniger (kaum fünf Prozent). Die wurden von den muslimischen Nachbarländern nicht integriert. Von denen redet heute alle Welt. Es fragt sich, wieso wurde das große Flüchtlingsproblem in Indien und Pakistan erfolgreich gelöst - während das relativ kleine Flüchtlingsproblem im Nahen Osten bis heute ungelöst ist (bzw. immer weiter anwächst)?
Nur drei Jahre vorher, 1945, gab es auch in Deutschland Millionen von Flüchtlingen. Von denen lebt heute keiner mehr in Lagern; niemand fordert deren Rückkehr nach Schlesien, Ostpreußen usw. In vielen Teilen der Welt leben unzählige Menschen, die irgendwann einmal geflohen sind und in-zwischen eine neue Heimat gefunden haben. Das sind oft genug tragische Schicksale! Dennoch, sie suchen aus ihrer Situation das Beste zu machen und in der neuen Heimat Fuß zu fassen. Die einzige große Flüchtlings-gruppe, die das nicht tut bzw. der das verwehrt wird, sind die Palästinen-ser. Warum sitzen ausgerechnet sie seit 60 Jahren in ihren Lagern und tun nichts anderes, als warten, daß sie irgendwann zurückkehren können?
Dafür dürfte es u. a. zwei wesentliche Gründe geben. a) Indien, Pakistan, Deutschland usw. wollten das Problem lösen; die Araber im Nahen Osten wollen das nicht. Sie wollen das genaue Gegenteil; nämlich eine Lösung der Flüchtlingsfrage verhindern. Die islamischen Nachbarstaaten (Ausnahme: Jordanien) weigern sich, die islamischen Flüchtlinge zu integrieren. Die Palästinenser dort gelten in der Regel als staatenlos und erhalten keine Arbeitserlaubnis. Viele von ihnen sind in ihrem Flüchtlings-Status praktisch eingesperrt; sie werden in gewisser Weise wie Gefangene behandelt, wie Geiseln - um Israel zu erpressen.
Zum Beispiel: 2004 habe Saudi-Arabien die Einbürgerung von Ausländern erleichtert. Danach sollen ca. eine Million Menschen aus den unterschiedlichsten Herkunftsländern die saudi-arabische Staatsbürger-schaft erlangen können. Mit einer Ausnahme: die Palästinenser. Denen wird eine saudische Staatsbürgerschaft grundsätzlich verweigert. Begründung: "um ihr Recht auf Rückkehr in ihre Heimat zu schützen" (14b). Auf deutsch wohl: Wir Saudis bürgern keine Palästinenser ein - denn die müssen zurück nach Israel, um den Staat der Juden zu ersticken.
Gewissermaßen als Krönung des Ganzen: Als die Israelis 1967 den Gazastreifen besetzten, gab es dort Flüchtlingslager. Also versuchten die Juden, den Flüchtlingen neue, feste Wohnsitze zu geben. Das verweigerten die Palästinenser-Führer. Sie forderten sogar UN-Resolutionen, die den Israelis verbieten sollten, die Flüchtlinge aus den Lagern heraus in ein normales Leben zu integrieren (14c). D. h., die Palästinenserführer selber tun alles, um eine vernünftige Lösung zu verhindern. Eben weil sie die Flüchtlinge brauchen als Waffe gegen Israel.
Grund b) Dieses Vorgehen wird unterstützt durch die UNO. Auch die läßt den Palästinensern eine Sonderbehandlung zuteil werden. Z. B. gelten laut Genfer Flüchtlings-Konvention nur die Menschen als Flüchtlinge, die tatsächlich auch geflohen sind. Ausnahme: die Palästinenser. Bei ihnen werden auch die nachfolgenden Generationen anerkannt. D. h., auch Kinder, Enkel, Urenkel usw., die 60 Jahre nach der Flucht geboren werden, zählen automatisch als Flüchtlinge. Die Folge: obwohl seit mehr als 40 Jahren kein friedlicher Palästinenser mehr fliehen mußte, werden die Flüchtlinge immer mehr (13c). Einst waren es 700.000; jetzt sind schon 4,6 Millionen von der UNO offiziell anerkannt - d. h. mehr als sechs Mal so viele als es ursprünglich waren. Von diesen 4,6 Millionen ist eine übergroße Mehrheit niemals wirklich geflüchtet. Das gäbe es sonst nirgends auf der Welt (14d).
Außerdem unterhält die UNO ein Flüchtlingshilfswerk UNHCR. Das kümmert sich um die derzeit wohl 40 Millionen Flüchtlinge überall auf der Erde. Ausnahme: die Palästinenser. Für sie wurde extra ein eigenes UNO-Hilfswerk gegründet (UNRWA). Das bezahlt ca. 29.000 Mitarbeiter, die für ca. 2 Mio Menschen in den Lagern zuständig sind. Bei dem UNO-Hilfswerk für den Rest der Welt (UNHCR) kümmern sich 6.300 Angestellte um 40 Mio Flüchtlinge. D. h., einem palästinensischen Flüchtling steht umgerechnet mindestens fünfzigmal mehr UN-Personal zur Seite als einem anderen Flüchtling in Afrika oder sonst wo. Beim Geld sei das Mißverhältnis nicht ganz so kraß (ca. 0,5 - 1 Milliarden US-Dollar für die Palästinenser und ca. 1Milliarden für die anderen Flüchtlinge.) Dennoch, auch da werden die Palästinenser weit besser behandelt als alle anderen (14e). Es fragt sich, sind diese Extra-Würste Ausdruck einer besonderen Liebe zu den Palästinensern - oder Zeichen einer besonderen Ablehnung der Juden bzw. deren Staates?
Wohlgemerkt: Die Israelis sind keine Unschuldslämmer. Dennoch, daß die Flüchtlingsfrage bis heute derartige Ausmaße hat, ist nicht ihre Schuld. Einst sagte der damalige Leiter der UNO-Hilfsorganisation für Palästinenser (UNRWA): "Die arabischen Staaten wollen das Flüchtlings-problem nicht lösen. Sie wollen die Wunde offen halten, als Affront für die Vereinten Nationen und als Waffe gegen Israel. Den arabischen Führern ist es dabei völlig egal, ob die Flüchtlinge leben oder sterben." (15)
Das war 1958. Inzwischen betrachtet die UNO diesen Affront offenbar mit Wohlgefallen. Denn deren Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) für den Rest der Welt sucht nach "dauerhaften Lösungen für die Probleme von Flüchtlingen". Das durchaus mit Erfolg; z. B. in Indien und Pakistan. Das UNO-Hilfswerk für Palästinenser (UNRWA) dagegen hat offenbar die Aufgabe, dafür zu sorgen, daß die Probleme der Palästinenser dauerhaft ungelöst bleiben. Auch das mit Erfolg! Und den betrachtet die Judenbrille mit großen Wohlgefallen. Denn dieser "Erfolg" liefert Grund für vieles und lautes Wehklagen über die bösen Juden in Israel. (Mehr dazu unter 5.4.)
Beispiel 5: Siedlungsbau
Man stelle sich bitte vor: Ein Jude Y kauft in Berlin ein Grundstück und baut darauf ein Haus. Falls dann ein deutscher Herr X käme und sich darüber aufregte: "Juden dürfen in Berlin keine Häuser bauen!", gäbe es ein Riesentheater und der deutsche Herr X wäre ein Antisemit, d. h. ein böser, schlechter Mensch. Wenn der gleiche Jude Y im Osten Jerusalems ein Grundstück kaufen und darauf ein Haus bauen würde, gäbe es auch Theater, von den gleichen Leuten. Doch nun plötzlich wäre Jude Y der Böse. Denn Juden dürfen in Ostjerusalem keine Häuser bauen. Wenn sie es trotzdem tun, dann tun sie Unrecht, gefährden den Friedensprozeß, sind sie Rassisten, denn sie verletzen die legitimen Rechte des palästinensischen Volkes.
Und deshalb fordert die Judenbrille in aller Welt einen "völligen Baustopp in den besetzten Gebieten". Die Frage lautet auch hier: "Warum?" Warum sollen Juden nicht bauen dürfen in Gebieten, die von den Palästinensern beansprucht werden?
5. 1. Wenn z. B. Italiener, Inder oder Türken in Deutschland Grundstücke kaufen und Häuser bauen, dann ist das die selbstverständlichste Sache der Welt. Wenn sie gar Arbeitsplätze schaffen, wird ihnen der rote Teppich ausgerollt und oft genug noch Geld hinterher geworfen. Selbst daß Muslime eine Moschee nach der anderen bauen, wird von einer übergroßen Mehrheit in Politik und Medien begrüßt und gefördert.
Nichts anderes haben die Juden im Nahen Osten getan. Sie haben Land gekauft, Häuser gebaut und oft genug auch Arbeitsplätze geschaffen - das alles ganz normal und ganz legal. Aber genau dieses selbstverständliche Recht will man ihnen in ihrer Heimat, im Heiligen Land, verwehren. Doch nicht nur das, denn immer wenn es den Arabern möglich war, haben sie die Juden dort aus deren Häusern vertrieben und von deren Grund und Boden verjagt. Das war 1922 in Jordanien so; das war 1948 in Gaza, Westbank und Ostjerusalem so; das war 2005 in Gaza erneut der Fall. Und genau das ist offenbar auch in dem angestrebten Palästinenserstaat geplant.
(In Klammer: Die Araber hätten zu diesem Zweck extra einen neuen Begriff in ihre Sprache übernommen, nämlich das schöne deutsche Wort "judenrein". Wenn also Palästinenser von den von ihnen beanspruchten Gebieten sprechen, dann fordern sie in ihrer eigenen Sprache, in Original-Arabisch, daß die "judenrein" sein müßten.)
Für die betroffenen Juden sieht das dann konkret z. B. so aus: Südlich von Jerusalem liegt das Siedlungsgebiet "Gusch Etzion". Dort gab es seit 1927 jüdische Siedlungen - auf Grund und Boden, der von Juden ganz legal gekauft worden war. Diese Siedlungen wurden mehrfach zerstört und wieder aufgebaut. 1948 besetzten die Jordanier das Gebiet und vertrieben die rechtmäßigen Besitzer. Nach dem Sechs-Tage-Krieg 1967 kehrten die bzw. ihre Kinder und Enkel dorthin zurück und bauten ihre Siedlungen nochmals auf. Und heute sollen sie erneut von dem Land vertrieben werden, das seit 80 Jahren rechtmäßig ihnen gehört. (16)
Auch hier gilt, wie überall, der feine Unterschied: Wenn Palästinenser vertrieben werden, dann begleitet sie weltweites Wehklagen, weltweites Bedauern und weltweite Unterstützung. Wenn Juden vertrieben werden, dann merkt man nichts von alledem; die Vertreibung von Juden ist scheinbar ganz in Ordnung.
Wohlgemerkt: Über die israelische Siedlungspolitik kann man gerne streiten. Dennoch bleibt die grundsätzliche Frage: Heute seien ca. 25 Prozent der Israelis keine Juden. D. h., fast 1.500.000 Palästinenser sind Bürger des Staates Israel. Warum also sollten - im umgekehrten Fall - in einem Palästinenserstaat keine Juden leben dürfen? Warum sollten sie in solch einem Staat kein Land besitzen und Häuser bauen dürfen? In Israel existieren jede Menge Palästinenser-Siedlungen. Warum also darf es in einem Palästinenserstaat nicht auch jüdische Siedlungen geben?
Oder mit anderen Worten: Warum sollte das, was in Deutschland, in Israel und in jedem demokratischen Staat für Juden, Muslime, Christen und überhaupt alle Menschen ganz selbstverständlich ist, warum sollte das ausgerechnet für Juden in Palästina, d. h. im Heiligen Land, nicht gelten?
5. 2. Nur am Rande: Im zweiten Weltkrieg haben wir Deutschen Polen und Russen angegriffen. Die haben sich verteidigt und ihrerseits deutsche Gebiete besetzt. Dort bauen sie nun jede Menge Häuser. Das kritisiert kein Mensch. Im Gegenteil, wenn das jemand täte, bekäme er allerhand Ärger. Auch die Israelis wurden angegriffen. Sie haben sich verteidigt und ihrerseits arabisches Land besetzt. Nun bauen sie dort Häuser. Doch in ihrem Fall erhebt sich ein weltweiter Sturm der Entrüstung.
Oder: 1951 besetzten die Chinesen Tibet. Das ist bis heute umstritten und der Dalai Lama wird allgemein bedauert. Aber hört man von ernsthaften Protesten, daß Chinesen dort Häuser bauen? Oder hört man sonst irgendwelche Klagen, weil irgendwo auf der Welt Häuser oder Siedlungen gebaut werden? Es sind einzig und allein die Juden, denen man das vorwirft! (Eine vergleichbare Aufregung gibt es lediglich um die Atomanlagen im Iran. Sind jüdische Wohnhäuser so gefährlich wie iranische Atombomben?)
5. 3. Auch am Rande: Mitunter wird beklagt, die Israelis würden Palästinenser enteignen; sie von ihrem Grund und Boden vertreiben. Wohl wahr. Aber das passiert auch in Deutschland. Wenn z. B. ein Braunkohle-Tagebau erweitert wird, werden auch hierzulande ganze Dörfer umgesiedelt - ob das den Bewohnern gefällt oder nicht. Vor kurzem wurde aus diesem Anlaß sogar eine komplette Kirche durch die Gegend gefahren. Oder wenn Autobahnen gebaut werden oder Eisenbahnlinien oder Flugplätze - dann wird Privatbesitz enteignet. Anders geht es nicht. Die Besitzer werden entschädigt, aber eine Wahl haben sie nicht.
Wenn die Israelis gezwungen werden, einen Sicherheits-Zaun zu bauen, muß notgedrungen auch Palästinenser-Land enteignet werden (bzw. zwangsweise gepachtet). Anders geht es nicht. Aber auch dort werden die Besitzer entschädigt. Israel ist ein Rechtsstaat. Es gibt Gesetze, die gelten für alle, auch für den Staat bzw. die Regierung. Und es gibt unabhängige Gerichte. Dort kann jeder klagen, auch Palästinenser. Die Streitfälle werden - wie in Deutschland - gemäß geltendem Recht entschieden. Wenn also Israelis Häuser bauen oder Siedlungen oder einen Anti-Terrorzaun, dann geschieht das im Rahmen einer verbindlichen Rechtsordnung.
Solches Recht hat mit Gerechtigkeit oft wenig zu tun. Das gilt für Deutschland, das gilt für Israel; das gilt in allen Rechtsstaaten der Welt. Aber dennoch, der Staat bzw. die Regierenden können nicht machen, was ihnen gerade einfällt. Sie sind an die jeweiligen Gesetze gebunden. Die arabischen Staaten sind keine Rechtsstaaten; sie sind auch keine Demokratien. Dort stehen die Machthaber über dem Gesetz; sie können tun und lassen, was sie wollen. Z. B. im Gazastreifen werden Streitfälle nicht vor Gericht geregelt, sondern der politische Gegner wird halt mal eben vom Dach geworfen oder auf dem OP-Tisch erschossen. Oder nach dem Gaza-Krieg 2009 habe die Hamas 15 Mitglieder der Fatah öffentlich hingerichtet; anderen seien gefoltert oder in die Knie geschossen worden. Palästinenser, die sich der Hamas nicht unterordnen, "gelten pauschal als Kollaborateure und sind praktisch vogelfrei" (16a)
Kurz: Wenn Israelis im Rahmen einer demokratisch verfaßten Rechtsordnung Häuser bauen, dann regt alle Welt sich darüber auf. Darüber wird hierzulande regelmäßig berichtet. Wenn aber Palästinenser jegliches Recht mit Füßen treten und die eigenen Landsleute foltern und umbringen, dann nimmt die gleiche Welt dies kaum zur Kenntnis; das ist hierzulande keine Schlagzeilen wert.
5. 4. Nicht am Rande! Nun könnte man ja sagen: Gut, auf dem künftigen palästinensischen Staatsgebiet sollten nur Palästinenser leben und keine Juden - und umgekehrt, in Israel, sollten nur Juden leben und keine Palästinenser. Dann wären beide Seiten sauber getrennt und es gäbe Ruhe. Aber siehe da, genau die Leute, die lauthals gegen den jüdische Siedlungs-bau protestieren, fordern im gleichen Atemzug den Bau von Siedlungen für Palästinenser in Israel; sprich: die Rückkehr der Flüchtlinge.
An diesem Punkt läuft die Judenbrille zu Höchstform auf. Hier wird die Doppelzüngigkeit oder die unterschiedlichen Maßstäbe oder auch die Schizophrenie der Meinungs-Industrie besonders deutlich: Für die Palästinensergebiete fordert man: "Juden raus!"; für die jüdischen Gebiete verlangt man: "Palästinenser rein!" Da die irgendwo wohnen wollen, müßten in Israel entsprechend Häuser gebaut werden - für 4,6 Millionen Palästinenser. Mit anderen Worten: Wenn Juden Häuser bauen auf "palästinensischem Boden", dann gilt das als böse, als Unrecht, als "Kriegsverbrechen". Wenn aber Palästinenser Häuser bauen auf "jüdischem Boden", dann sei das gut, dann sei das deren Recht und diene dem Frieden.
Dazu nur ein Beispiel: Der bereits erwähnte Robert Spaemann nannte in der FAZ als Bedingungen für eine Frieden in Nahost u. a.: "Israel ... beseitigt auch die bisher auf fremden Territorium gebauten Siedlungen. Ferner: Israel verzichtet auf die ethnische Selbstdefinition, die jeden Nichtjuden in diesem Staat zum Fremden macht." (3b)
Auf deutsch: Der künftige Palästinenserstaat müsse absolut ethnisch definiert und von allen jüdischen Bestandteilen gereinigt werden; selbst jüdische Häuser dürfen dort nicht stehen. Der Judenstaat dagegen müsse absolut auf jede "ethnische Selbstdefinition" verzichten; dessen jüdische Identität müsse vollständig aufgegeben werden. Was letztlich bedeutet, daß Israel sich in der arabischen Welt auflösen soll wie eine Semmel im Ozean. Robert Spaemann schafft es auf praktisch einer Zeile, Juden und Palästinenser mit zu genau 100 Prozent gegensätzlichen Maßstäben zu messen.
Spaemanns Forderungen decken sich mit denen der Palästinenser. Deren Präsident Abbas erklärte im Sommer 2010, er werde Israels Forderung, als "jüdischer Staat" anerkannt zu werden, niemals akzeptieren (15a). Im September verließ der palästinensische Premier Salam Fajjad eine hochrangig besetzte Tagung zu Wirtschaftsfragen - nur weil der stellvertretende israelische Außenminister Danny Ajalon für die abschließende Erklärung auf der Formulierung "zwei Staaten für zwei Völker" bestanden hatte (16a). D. h., ein "jüdischer Staat für Juden" wird von den Arabern konsequent abgelehnt.
Hinter dieser Haltung verbirgt sich eine einfache Rechnung: In einem nicht "ethnisch definierten" Israel würden - über kurz oder lang - mehr "Palästinenser" leben als Juden. Wodurch sie dann Wahlen gewinnen und so die politische Macht übernehmen könnten. Was letztlich in einer sehr speziellen "Zwei-Staaten-Lösung" enden dürfte: einen Staat, in dem ausschließlich Palästinenser leben, und einen zweiten, in dem sie die Mehrheit stellen und Juden als Minderheit geduldet werden (vorausgesetzt die zahlen - wie vom Islam gefordert - Kopfsteuer und unterwerfen sich als Bürger zweiter Klasse brav der Herrschaft der Muslime?). Was im Klartext heißt: die PLO würde die israelische Armee befehligen und die Hamas über die mysteriösen israelischen Atombomben verfügen.
Solche Schnapsideen sind nicht weltfremde Spinnereien sondern offizielle Politik. Z. B. hört man gelegentlich von einem Friedensplan der arabischen Staaten. Die bieten Frieden unter folgenden Bedingungen: a) Rückzug der Israelis auf die Grenzen von 1967, b) Gründung eines Palästinenser-Staates und c) Regelung der Flüchtlingsfrage (16b). Dieser und andere "Friedenspläne" laufen letztlich auf nur eines hinaus: die Zerstörung Israels auf 'demographischen Wege'; sprich: die Auslöschung des Judenstaates durch Erlangen einer arabischen Bevölkerungsmehrheit. Und all diese "Friedensaktivitäten" werden von EU und UNO unterstützt.
Die "ethnische Selbstdefinition" des jüdischen Staates ist ein sehr leiser, aber ganz entscheidender Punkt im Nahostkonflikt. Solange die nicht wirklich anerkannt wird, bleibt all das Gerede von einer Zwei-Staaten-Lösung eine große Lüge.
Beispiel 6: Sonderthema Religion
6. 1. Für die deutsche Meinungs-Industrie ist Jerusalem - ganz selbstverständlich - die Heilige Stadt der drei monotheistischen Weltreligionen. Da stellt sich die Frage: "Warum?" Warum gilt diese eine Stadt als heilig für gleich drei Religionen?
Für das Christentum sollte das klar sein: In Jerusalem hat Jesus Christus "gelitten unter Pontius Pilatus", ist "gekreuzigt, gestorben und begraben" und "am dritten Tage auferstanden von den Toten". Die Wurzeln des christlichen Glaubens liegen in dieser Stadt und deren Umgebung.
Für die Juden sollte das auch klar sein: Jerusalem war von ca. 997 v. Chr. bis 135 n. Chr. ihre Hauptstadt. In dieser Zeit erlebte die eine wechselvolle Geschichte; es ging oft genug drunter und drüber; dennoch: Jerusalem war mehr als 1000 Jahre das politische, kulturelle und religiöse Zentrum des jüdischen Volkes. Und danach, seit 135 n. Chr., war diese Stadt fast 2000 Jahre Symbol und Ziel der jüdischen Identität und des jüdischen Glaubens. Folgerichtig wurde Jerusalem 1980 vom israelischen Parlament zur ewigen und unteilbaren Hauptstadt Israels erklärt.
Bleiben die Muslime: Mohammed, Mekka, Medina - die Wurzeln des Islam liegen in ca. 1000 km Entfernung. Warum also ist Jerusalem für Muslime eine "Heilige Stadt"? Ich habe dafür vier Gründe gefunden:
1. Grund: Der Islam kennt neben Mohammed noch andere Propheten; gewissermaßen seine - weniger bedeutenden - Vorgänger. Die hören auf so klangvolle Namen wie z. B. Adam, Noah, Henoch, Abraham, Hiob, Mose, David, Salomo, Johannes der Täufer, Joseph, Jesus usw. D. h., sie stammen fast alle aus der Bibel. Daneben findet sich im Koran noch so manches andere, was wir aus der Bibel kennen: die Jungfrau Maria, Abraham soll seinen Sohn opfern, Jesus wird gekreuzigt und ... und ... und.
Allerdings, diese biblischen Elemente wurden verändert: Die genannten Personen sind für den Islam (mehr oder weniger) allesamt Muslime gewesen. Dort, wo Abraham seinen Sohn opfern sollte, fehlt dessen Name. Folglich sind die meisten Muslime überzeugt, das war nicht Isaak sondern Ismael. Jesus sei nur zum Schein gekreuzigt worden; d. h. (vermutlich) an seiner Stelle wurde ein anderer, ihm ähnlicher Mensch getötet; usw. usw.
(In Klammer ein aktuelles Beispiel: Der iranische Staatspräsident Ahmedinedschad hat am 23. 09. 2009 vor der UNO eine Rede gehalten. Dort erwähnte er u. a. einen islamischen Heilsbringer, der wohl am Ende der Zeit erscheinen und allen Menschen "Wissen, Spiritualität und Freundschaft" bringen werde. Dadurch werde es dann überall auf der Erde Frieden, Fortschritt und Freiheit geben. Ahmedinedschad wörtlich über diesen Heilsbringer, den Hazrate Mahdi: "Er wird kommen! Und der geehrte Jesus, Sohn der Maria, und andere rechtschaffene Menschen werden bei dieser großen internationalen Mission an seiner Seite stehen ... Die Erwartung der Herrschaft des Guten ... gibt den Völkern die Hoffnung darauf, dass die Welt geheilt wird." Also sinngemäß: der muslimische Mahdi werde die Welt in Ordnung bringen.
Ähnliche Aussagen finden sich in der Bibel! Auch dort wird solch ein Mahdi angekündigt. Er trägt einen anderen Namen; aber er wird - laut Bibel - am Ende der Zeit eine wichtige Rolle spielen. Der Unterschied ist nur: Laut (schiitischem?) Islam werden dieser Mahdi und Jesus Christus gleichzeitig erscheinen; sie werden Verbündete sein, gewissermaßen ein Herz und eine Seele, die gemeinsam Christen und Juden 'platt machen'. Laut Bibel dagegen werden sie nacheinander erscheinen und Feinde sein. Der Mahdi heißt im Neuen Testament "Mensch der Gesetzlosigkeit" oder "der Widersacher" oder schlicht "der Antichrist" (2Thess 2,4). Und der werde tatsächlich mit Erfolg(!) Christen und Juden bekämpfen. Am Ende allerdings wird Jesus Christus erscheinen und seinerseits den "Mahdi" 'platt machen' - indem er "ihn umbringen wird mit dem Hauch seines Mundes" (2Thess 2,8ff). Dennoch, es ist schon erstaunlich, wie viele Parallelen es gibt - nicht Gemeinsamkeiten, aber Parallelen - zwischen christlichem Glauben und Islam. Klammer zu.)
D. h., Mohammed hat zwar eine eigene, neue Religion begründet, aber dabei hat er vieles von anderen übernommen, von anderen abgekuckt, letztlich von anderen geklaut. Das geht soweit, daß der Islam versucht, sowohl den jüdischen als auch den christlichen Glauben als Ganzes zu vereinnahmen. Mohammed verstand sich ausdrücklich als den letzten und größten und bedeutendsten der biblischen Propheten. Und genau so sieht der Islam sich selbst: als die letzte und größte und endgültige Offenbarung Gottes. Er sei gewissermaßen die Vollendung des biblischen Glaubens - und damit auch dessen Erbe; sprich: der Islam versteht sich als Besitzer, als rechtmäßiger Eigentümer der biblischen Wahrheit.
(In der FAZ vom 23. 12. 09 schrieb ein Walter Iqbal aus Berlin: "Den Muslimen ist auch das gesamte Erbe der monotheistischen Religionsgeschichte auf die Schultern gelegt. Daher ehren sie die Propheten, u. a. Abraham, Moses und Jesus, wie dies durch den Propheten Muhammed gelehrt wurde." Auf deutsch: Das gesamte Erbe der monotheistischen Religionsgeschichte liegt auf unseren Schultern; d. h. es gehört uns, den Muslimen. Christen und Juden sind gewisser-maßen enterbt; vom Erbe der monotheistischen Religionsgeschichte gehört ihnen nichts mehr.)
Zu dem, was der Islam sich von anderen angeeignet hat und nun als seinen Besitz betrachtet, gehört auch die Heilige Stadt Jerusalem. Etwa nach dem Motto (sehr salopp ausgedrückt): Jerusalem ist für Juden und Christen heilig? Das ist gut, das ist nützlich, das können wir verwenden! Deshalb hatte Mohammed am Anfang seines Wirkens angewiesen, daß Muslime in Richtung Jerusalem beten sollen; sprich: in Richtung Jerusalem knien und sich verneigen. Als er noch wenig Anhänger hatte und von vielen ausgelacht wurde, hat Mohammed sich an Juden und Christen angehängt. Später, als er an Macht und Einfluß gewann, hatte er das nicht mehr nötig. Also hat er die Gebetsrichtung verändert. 624 hat Mohammed den Islam von Jerusalem abgekoppelt und auf Mekka hin ausgerichtet. Erst ca. 14 Jahre nach Mohammeds erstem Auftreten als Prophet begannen die Muslime, in diese Richtung zu beten.
Mit anderen Worten: Die Heiligkeit Jerusalems erwächst für den Islam zunächst nicht aus sich selbst heraus. Sondern Mohammed hat sie von anderen übernommen - um davon zu profitieren, um sie für seine Zwecke zu nutzen.
(In Klammer: Auch heute sind Muslime sehr erfinderisch, wenn es darum geht, ihre Ansprüche zu rechtfertigen. Z. B. wissen offizielle palästinensische Quellen, daß die Palästinenser Nachkommen der biblischen Jebusiter seien, wahlweise auch der Kanaaniter, der Philister oder des Priesters Melchisedek [16c]. Auch Maria, die Mutter Jesu, wird als Palästinenserin bezeichnet und Jesus selber war nicht nur Palästinenser, sondern sogar der erste Palästinenser, der in Palästina gefoltert wurde. Mit ihm habe der palästinensische Widerstand begonnen [16d]. Führende Politiker der arabischen Welt - darunter Palästinenserpräsident Abas und Ägyptens Staatspräsident Mubarak - sind überzeugt, in Jerusalem habe niemals ein jüdischer Tempel gestanden [16e], stattdessen sei die Al-Aqsa-Moschee bereits 40 Jahre nach der Weltschöpfung errichtet worden[16c]. Klammer zu.)
2. Grund: Solche Aneignung muß natürlich irgendwie begründet werden. Und da hat der Islam ein weiteres Problem: Denn im Neuen Testament werde Jerusalem ca. 154 mal namentlich erwähnt; im Alten Testament, der "Bibel" der Juden, ca. 657 mal - im Koran dagegen nicht ein einziges Mal! Der Name Jerusalem (oder arabisch "Al-Quds") taucht im Koran nicht auf. Deshalb bleibt die Frage: Wie begründet der Islam seinen Anspruch? Was ist das speziell Muslimische, das Jerusalem für diese Religion heilig sein läßt?
Im Koran steht geschrieben (17,1): "Preis dem, der seinen Diener des nachts entführte von der heiligsten Moschee zur fernsten Moschee". Und fernste Moschee heißt auf arabisch: Al-Aqsa-Moschee. In Jerusalem steht neben dem Felsendom mit der goldenen Kuppel tatsächlich eine "Al-Aqsa-Moschee". Beide Gebäude sind kulturhistorisch äußerst wertvoll, ca. 300 Jahre älter als der Magdeburger Dom. Also sagen Muslime: "Da seht ihr's; im Koran ist die Al-Aqsa-Moschee erwähnt; und deswegen ist Jerusalem uns heilig!"
Das Dumme ist nur, diese al-Aqsa-Moschee hat es zu Mohammeds Lebzeiten noch gar nicht gegeben. Die Muslime haben Jerusalem 638 n. Chr. erobert - sechs Jahre nach Mohammeds Tod. Auch die "Al-Aqsa-Moschee" sei erst weitere 50 Jahre später erbaut worden. Also muß sich das Koran-Zitat auf einen anderen Ort beziehen. Und eine "fernste Moschee" soll es zu Mohammeds Zeiten tatsächlich gegeben haben - allerdings nicht in Jerusalem sondern irgendwo östlich von Mekka (17). Kurz: wenn jemand behauptet, mit der "Al-Aqsa-Moschee" im Koran sei Jerusalem gemeint, dann ist das mit großer Sicherheit ein Irrtum oder aber Betrug.
3. Grund: Der Koran besagt also, Mohammed sei "von der heiligsten Moschee zur fernsten Moschee" entführt worden. Diese schlichte Aussage wurde nach dessen Tod ausgeschmückt und zu einer ganzen Geschichte ausgebaut. Deren erste vollständige Aufzeichnung fände sich erst mehr als hundert Jahre nach Mohammed (17a). Danach sei Mohammed auf einer Art geflügeltem Esel nach Jerusalem geritten. Dort fand - unter Mohammeds Leitung - ein Gebetstreffen statt mit Mose, David, Salomo, Adam und Jesus. Anschließend sei er auf einer Art Wunderleiter in den Himmel aufgestiegen und habe mit Gott u. a. über die Zahl der für Muslime vorgeschriebenen Gebete verhandelt (18). Heute sind viele Muslime überzeugt, diese "Nachtfahrt" ihres Propheten habe tatsächlich stattgefunden. Andere meinen, das sei eine Vision, ein Traum, gewesen. Wie auch immer, wegen dieses Traumes bzw. wegen dieser Legende gilt Jerusalem den Muslimen als heilig: Mohammed sei in einer Nacht ca. 1000 km von Mekka nach Jerusalem geflogen, dort in den Himmel gestiegen und anschließend wieder zurück nach Mekka.
4. Grund: Laut einer offiziellen Zählung hätten 1844 - nach Jahrhunderten muslimischer Herrschaft, 50 Jahre bevor die Rückkehr der Juden ernsthaft begann - also 1844 hätten in Jerusalem 16.270 Menschen gelebt. Davon waren 3.390 Christen, 7.120 Juden und 5.760 Muslime (19). D. h., 1844 war die Stadt alles andere als eine Weltstadt. Im Gegenteil, sie war ein kleines Nest in der Provinz. Und bereits damals wohnten in Jerusalem mehr Juden als Muslime. Wenn von denen nur knapp 6000 in ihrer heiligen Stadt leben wollten, dann kann sie damals, 1844, den Muslimen so besonders heilig nicht gewesen sein.
Hinzu kommt: Prominente Reisende, die im 19. Jahrhundert Jerusalem besuchten, waren entsetzt: "Wie ein großer Friedhof in der Wüste" (de Chateaubriand); "Gottes Fluch scheint über der Stadt zu liegen, der heiligen Stadt von drei Religionen, die vor Langeweile, Entkräftung und Verlassenheit dahinstirbt" (Flaubert); "Kein Land wird romantische Erwartungen schneller zerstreuen als Palästina - ganz besonders Jerusalem. Für einige ist die Enttäuschung herzzerreißend" (Melville; 19a).
Das erste "halbwegs wissenschaftliche Buch" über Jerusalem in arabischer Sprache sei 1972 (!) veröffentlicht worden. Darin werde im Vorwort betont: "Ich stieß auf kein einziges wissenschaftliches Buch in der heutigen arabischen Sprache über die Geschichte dieser heiligen Stadt." (20) Vermutlich, weil Muslime sich bis zu diesem Zeitpunkt kaum ernsthaft für Jerusalem interessiert haben.
Dieses Interesse scheint erst erwacht zu sein, nachdem die Stadt von den Israelis besetzt wurde. Erst seit 1967 wird die Heiligkeit der Heiligen Stadt der Muslime in immer bunteren Farben beschrieben und mit immer größerem Ernst beschworen. Der Haken dabei: in jedem Krieg stirbt als erstes die Wahrheit; d. h., Propaganda spielt eine wesentliche Rolle. Der Feind wird als wer weiß wie böse dargestellt und der eigene Kampf als gut und gerecht und großartig. Von daher haftet der muslimischen Verehrung Jerusalems ein starker Beigeschmack an, ein Beigeschmack von Propaganda - und zwar von Kriegspropaganda. Jerusalem gilt den Muslimen heute deswegen als so gewaltig heilig, weil sich das hervorragend als propagandistische Waffe gegen die Juden eignet.
Kurz: als Grundlage für den (religiös begründeten) Besitzanspruch, den die Muslime auf Jerusalem erheben, bleiben - neben dem von Juden und Christen Übernommenen - letztlich nur: ein Irrtum (oder Betrug: Al-Aqsa-Moschee), ein Traum (bzw. eine Legende: die "Nachtfahrt Mohammeds") und Propaganda. Und das wird von der Judenbrille in Politik und Medien als gleichwertig und gleichberechtigt neben 1000 Jahre jüdische Geschichte gestellt.
6. 2. Ex-US-Präsident George W. Busch ist Christ und hat viel Blödsinn verzapft. Ist dieser Blödsinn die Folge seines Glaubens oder hat das eine mit dem anderen nichts zu tun? Andersherum: mitunter sprengen Muslime sich selber in die Luft. Sind diese Selbstmord-Attentate Ausdruck ihres Glaubens oder hat das eine mit dem anderen nichts zu tun? Religion wird oft mißbraucht. Im Namen des Christentums, im Namen des Islam, im Namen aller Religionen sind - mehr oder weniger - Dinge geschehen, die nicht zu entschuldigen sind. Deshalb ist es schwierig zu unterscheiden, was ist die Religion selber und was ist Dummheit oder Bosheit der jeweiligen Anhänger? Folglich ist es auch schwer, die einzelnen Religionen und deren Wirkungen zu vergleichen bzw. sachlich zu bewerten.
(Wobei - in Klammer - in der deutschen Meinungs-Industrie eine eindeutige Tendenz zu erkennen ist. Wenn Muslime großen Blödsinn machen, wird sofort scharf getrennt: zwischen dem Islam an sich und den Islamisten; d. h. denjenigen, die den Islam mißbrauchten und eigentlich gar keine richtigen Muslime seien. Oder wenn in islamischen Ländern die Rechte von Andersdenkenden, von Frauen usw. eingeschränkt werden, dann läge das an der Kultur, am politischen System oder woran auch immer - mit dem Islam selber habe das überhaupt nichts zu tun. Schließlich dürften man nicht alle Muslime unter Generalverdacht stellen!
Wenn aber "Evangelikale" oder andere "christliche Fundamentalisten" kleinen Blödsinn machen, da wird nichts getrennt; da wird automatisch deren Glaube für diesen Blödsinn verantwortlich gemacht. Christen werden gerne unter General-verdacht gestellt.
D. h. es werden auch hier zu genau 100 Prozent gegensätzliche Maßstäbe angelegt: Muslime können anstellen, was sie wollen - der Islam gilt grundsätzlich immer als edel, hilfreich und gut. Den Glauben entschiedener Christen dagegen hält man [oft] für dumm, böse und gefährlich - auch dann, wenn diese Christen gar nichts Ungesetzliches getan haben. Die Christenbrille in Deutschland funktioniert ähnlich wie die Judenbrille im Nahen Osten. Klammer zu.)
Dennoch, einige objektive Hinweise auf das Wesen der Religionen gibt es schon. Z. B. haben 1948 die Jordanier Ostjerusalem erobert. Bei dieser Gelegenheit verwüsteten, verbrannten oder sprengten sie 48 Synagogen (21). Oder: 2005 räumten die Israelis den Gazastreifen. Da geschah genau dasselbe: die Synagogen wurden von den Palästinensern zerstört. D. h., immer wenn Muslime im derzeitigen Nahostkonflikt die Möglichkeit hatten, heilige jüdische Gebäude zu schänden, dann haben sie das getan.
Andersherum ist das nicht geschehen. 1967 besetzten die Israelis ihrerseits Ostjerusalem. Die Moscheen dort wurden nicht zerstört. Ob das nun aus Respekt geschah oder aus Angst vor unnötigem Ärger, sei dahingestellt. Fakt aber ist: Auf dem heiligsten Ort der Juden, dem Tempelberg, stehen Gebäude der Muslime, der Felsendom und die Al-Aqsa-Moschee. Die Israelis hätten die mühelos platt machen können. Aber diese Symbole des Islam stehen noch immer.
Oder, als die Muslime von 1948 - 67 Ostjerusalem beherrschten, galt dort: für Juden Betreten verboten! Die Juden durften ihre heiligen Stätten nicht besuchen. Ihnen war es nicht möglich, an der Klagemauer zu beten. Heute können Muslime den Felsendom jederzeit besuchen. Das den Juden heilige Gelände auf dem Tempelberg steht sogar unter islamischer Selbstverwaltung ("Al-Haram al-Sharif"). Die Muslime können dort machen, was sie wollen.
Und das tun sie dann auch. Als im Jahre 2000 der damalige Oppositionsführer Sharon mit einer Gruppe Knesseth-Abgeordneter - nach vorheriger Absprache und mit Zustimmung der Palästinenserführung - den für Touristen zugänglichen Bereich besuchen wollte, wurden sie massiv angegriffen und mit Steinen beworfen. D. h., mitten in Israel, mitten in der Hauptstadt des jüdischen Staates gilt: für Mitglieder des jüdischen Parlamentes Zutritt verboten! Oder, vor kurzem war zu lesen, daß auf dem Tempelberg eine jüdische Amerikanerin von den islamischen Ordnungs-hütern verhaftet und mehrere Stunden verhört worden sei. Ihr Vergehen: sie habe irgendwo gesessen und die Augen geschlossen. Dies sei ein Akt des Gebetes gewesen und das sei an diesem Ort für Juden verboten. Mitten in Jerusalem, am heiligsten Ort des Judentums, dürfen Juden nicht beten! Die Muslime verbieten das.
Gelegentlich wird gefordert, Jerusalem müsse eine neutrale Stadt sein (z. B. unter UNO-Verwaltung), damit alle drei Religionen ungehindert Zutritt zu ihren heiligen Stätten haben können. Auch hier lautet die Frage: "Warum?" Denn dieser freie Zutritt zu den heiligen Stätten ist im Moment jederzeit möglich. Er wird von den Israelis garantiert - und zwar allen: Juden, Christen und Muslimen. Aber damit wäre es in genau dem Moment vorbei, an dem die Muslime die Kontrolle über die Stadt bekämen bzw. über Teile davon. Die Judenbrille mag die religiöse Toleranz des Islam bejubeln - die Realität sieht anders aus.
6. 3. Im Namen des Christentums wurde und wird viel Politik getrieben. Dennoch, der Glaube selbst zielt nicht in diese Richtung. Jesus hat niemals nach politischer Macht gestrebt; als man sie ihm angeboten hat, hat er sie konsequent abgelehnt. Er hat ausdrücklich betont, "mein Reich ist nicht von dieser Welt" (Joh 18,36f). D. h., für Jesus war klar, Glauben und Politik sind zu trennen.
Bei Islam und Judentum ist das anders. Dort gehören Politik und Religion zusammen. Mohammed, Mose, David ... waren sowohl religiöse als auch politische Führer. Entsprechend streben Islam und Judentum danach, "Kirche" und Staat zu verbinden; d. h., die staatliche Gesetzgebung nach religiösen Vorschriften zu gestalten bzw. die Religion auch über die poli-tische Schiene durchzusetzen (Stichwort: "Scharia").
Wohlgemerkt: Ich sage nicht, die Juden haben gute Gesetze und der Islam schlechte. Aber: Beide Seiten neigen dazu, ihre Religion auch politisch umzusetzen, ihr in einem entsprechenden Staat sichtbar Gestalt zu verleihen. Und dieses beiderseitige Bestreben prallt nun im Nahen Osten aufeinander. Das gibt natürlich Probleme:
Problem a) In der Bibel werden gelegentlich Ismaeliten bzw. Araber erwähnt; aber Muslime und deren Glaube kommen darin nicht vor. Ganz einfach, weil es die damals, als die Bibel entstand, noch nicht gab. Deshalb existieren für Juden auch keine religiösen Vorschriften, wie sie mit dem Islam umgehen sollen. Umgekehrt ist das anders. Mohammed hatte sehr viel mit Juden zu tun. Er verstand sich ja ausdrücklich als Nachfolger der biblischen, d. h. der jüdischen Propheten. Deshalb erwartete er zunächst, daß die Juden sich ihm anschließen. Doch die dachten gar nicht daran. In der Folge kam es zu erheblichen Konflikten. Mohammed führte u. a. Kriege gegen drei jüdische Stämme in Medina; zwei von ihnen wurden vertrieben, beim dritten wurden die Männer ermordet, Frauen und Kinder zu Sklaven gemacht.
Diese Feindschaft fand ihren Ausdruck auch im Koran. Dort werden Juden und Götzendiener als größte Feinde der Muslime bezeichnet (Koran 5,82). Außerdem wird von Leuten berichtet, die Allah verflucht und in "Affen und Schweine verwandelt" habe (Koran 5,60). Nach den meisten Korankommentaren seien damit die Juden gemeint (21a). In der Folge ranken sich darum herum zahlreiche antijüdische Sprüche und Legenden, die in der Erwartung gipfeln, daß die Juden eines Tages vollständig ausgerottet würden. Mitunter wird ein Spruch Mohammeds zitiert, wonach an diesem Tage sogar Bäume rufen werden: "O Knecht Allahs! Hier ist ein Jude hinter mir, komm und töte ihn!" (21b).
Kurz: Der Zorn der Muslime auf die Juden ist keine Reaktion auf deren Verhalten im derzeitigen Nahostkonflikt. Er rührt nicht her vom Sechstagekrieg 1967, auch nicht von der Gründung Israels 1948 oder von der Einwanderung seit Ende des 19. Jahrhunderts. Das alles mag eine Rolle spielen, dennoch: der Haß der Muslime auf die Juden beginnt bei Mohammed. Er findet sich bereits im Koran. Dieser Haß gehört zum Wesen des Islam.
Problem b) Das Judentum ist keine missionarische Religion. Es beschränkt sich weitestgehend auf das eigene Volk; es hat nicht die Absicht, die Araber oder den Rest der Welt zu bekehren. Im Gegenteil, die Juden wollen im Grunde nur eines: einen Ort, wo sie in Ruhe leben können. Sie waren fast zwei Jahrtausende heimatlos, verachtet, getreten, verfolgt. Nun wollen sie endlich einen Platz auf der Welt, wo sie in Frieden leben und ihre Religion ungestört praktizieren können. Sie wollen einzig und allein das Land, das ihr Gott ihnen verheißen hat.
Der Islam ist anders. Der ist eine "missionarische", auf Expansion angelegte Religion. Die Muslime hatten seinerzeit die halbe Welt erobert: von Mekka aus über Nordafrika bis tief nach Frankreich hinein; über den Balkan bis vor Wien; im Osten bis einschließlich Indien. Sie waren mehr als 1000 Jahre eine Weltmacht; zwar mit einer wechselvollen Geschichte, aber sie beherrschten riesige Reiche. Juden und Christen galten dort als als "Schutzbefohlene", als Menschen zweiter Klasse. Die Muslime fühlten sich als Herren der Welt; was durchaus auch realistisch war!
Dann, ab dem 18. Jahrhundert, versanken sie in der Bedeutungslosigkeit; fielen ca. 200 Jahre ins 'weltgeschichtliche Koma'. Die islamischen Staaten waren militärisch, wirtschaftlich, kulturell abgehängt. 'Christen' kamen als Kolonialherren und besetzten nahezu den ganzen islamischen Kulturkreis. Dann allerdings fand man dort Erdöl; und plötzlich hatten Muslime Geld, viel Geld, und gewannen so wieder an Einfluß.
Und mit dem finanziellen Erstarken gewann auch die Religion wieder an Kraft. Mitte des letzten Jahrhunderts waren viele Länder der islamischen Welt mehr oder weniger säkulare Staaten. Ägypten unter Nasser war am Sozialismus interessiert nicht an Religion. Das hat sich inzwischen geändert. Im Iran haben muslimische Geistliche die Macht im Staate über-nommen. In der Türkei regiert eine islamische Partei. Von Marokko über Ägypten, Saudi Arabien, Pakistan bis Indonesien gibt es starke religiöse Strömungen, die nach politischer Macht streben. Die bewirken, daß auch eher weltliche Regierungen 'auf fromm machen' müssen und zumindest nach außen hin den Islam beschwören. Und es dürfte nicht wenige Muslime geben, die von den alten Zeiten der Weltherrschaft träumen . . .
Dieser aufstrebende politische Islam sieht sich nun mit Israel konfrontiert. Der ewige Erbfeind, die minderwertigen, verachteten Juden haben einen eigenen Staat mitten in der islamischen Welt, mitten im "dar Al-Islam", im "Haus des Islam". Die ehemaligen Untertanen, die "Dhimmis", herrschen über Muslime. Sogar heilige islamische Stätten sind unter ihrer Kontrolle! Israel muß eine einzige Provokation für überzeugte Muslime sein. Denn: wenn Allah mit den paar Juden nicht fertig wird, dann ist grundsätzlich etwas faul. Dann ist der Islam als Ganzes in Frage gestellt (22).
Bei den lautstarken Beschwörungen der Heiligkeit Jerusalems ist viel Zweck-Propaganda dabei. Dennoch, weil sowohl Juden als auch Muslime Glaube und Politik nicht trennen, geht es im Nahen Osten auch um die Frage: welche ist die wahre Religion? Oder genauer: Welcher ist der wahre und damit der stärkere Gott? Und deshalb wird es aller Wahrscheinlichkeit niemals einen echten Kompromiß geben können. Der immer mehr erstarkende politische Islam kann und wird Israel niemals wirklich anerkennen. Denn solange dieser Staat existiert, ist der ja der Beweis, daß der Gott der Juden stärker ist als der Gott der Muslime. Und das wird der Islam niemals akzeptieren.
Kurz: Die orthodoxen Juden sind auch nicht unproblematisch. Aber sie beschränken sich auf Jerusalem und ihr Heiliges Land. Die arabische Welt ist ihnen egal. Sie kämen niemals auf die Idee, Mekka erobern und zum Judentum bekehren zu wollen. Dem Islam dagegen kann Israel nicht egal sein. Der will und muß expandieren. Deshalb wird er nicht eher Ruhe geben, bis er Israel samt Jerusalem unterworfen hat. Folglich ist der Islam als solcher ein wesentliches Problem im Nahostkonflikt. Genau so, wie er in absehbarer Zeit in Europa und Deutschland zu einem wesentlichen Problem werden dürfte. Doch auf diesem Auge ist die Judenbrille blind; das will die Meinungs-Industrie hierzulande nicht zur Kenntnis nehmen.
6. 4. Nachschlag: Mitunter ist die Rede von "den abrahamitischen Reli-gionen". Soll heißen: Islam, Judentum und christlicher Glaube gehen auf einen gemeinsamen Ursprung zurück. Sie alle hätten denselben Gründer, denselben "Urvater", nämlich Abraham. Folglich seien sie miteinander verwandt. So wie Katholiken und Evangelische trotz aller Unterschiede 'Brüder und Schwestern' sind; so hätten Muslime, Juden und Christen trotz aller Unterschiede im Grunde den gleichen Glauben; sprich: wir glauben alle an denselben Gott und sind letztlich eine große Gemeinschaft.
Richtig ist zunächst: Araber und Juden stammen - im Prinzip - von Abraham ab. Aber das ist eine ethnische, eine biologische Abstammung. D. h., sie gelten als die leiblichen Nachkommen von Abraham bzw. dessen Söhnen - die Araber von Ismael, die Juden von Isaak. Im Blick auf den Glauben ist die Sache nicht ganz so einfach.
Abraham lebte vor mehr als 4000 Jahren; d. h. mindestens 2000 vor Christus. Von ihm her kommt ein breiter Strom an literarischer, religiöser und kultureller Tradition: das jüdische alte Testament, der jüdische Glaube und das jüdische Volk. Bei den Juden gibt es eine direkte Entwicklung von Abraham über Mose, David, die Propheten bis heute. Das kann man in der Bibel jederzeit nachlesen.
Der christliche Glaube kommt nicht von Abraham her sondern von Jesus Christus. Doch auch der war Jude; er war jüdischen Glaubens und hat ausdrücklich betont, er sei gekommen, das jüdische Gesetz zu erfüllen (Mt 5,18). D. h., auch bei uns Christen gibt es eine direkte Entwicklung von Abraham über Jesus Christus, die (jüdischen) Apostel ... bis heute. Auch das kann man in der Bibel jederzeit nachlesen.
Der Islam kommt ebenfalls nicht von Abraham her sondern von Mohammed. Doch der war kein Jude; er war auch nicht jüdischen Glaubens. Mohammed kommt aus der religiösen Tradition Arabiens. Und die war völlig anders als die jüdische, nämlich ein bunter Geister- und Götterglaube. Den hat Mohammed reformiert und mit jüdischen und christlichen Elementen kombiniert. Er hat gewissermaßen seinen (reformierten) arabischen Glauben mit dem jüdischen und dem christlichen Glauben verquirlt. In der Folge beruft Mohammed sich auf Abraham und die jüdisch-christliche Tradition. Der Islam betrachtet sich als deren Erbe, als deren abschließende Erfüllung - als "Krönung der Religion Abrahams". Auch das kann man sinngemäß jederzeit im Koran nachlesen.
Die Frage ist bloß: "Stimmt das?" Denn a) eine direkte arabische Traditions-Linie von Abraham zu Mohammed, gewissermaßen einen "Vor-Islam", hat es nie gegeben. Zumindest habe ich noch nichts davon gehört. Das Einzige, was in der arabischen Vielgötter-Religion eventuell direkt auf Abraham zurückgeht, war ein allgemein verbreiteter Glaube an einen "höchsten Schöpfergott". Doch dieser Glaube war alles andere als ein breiter Strom gesicherter Überlieferung wie bei den Juden - sondern eher eine nicht näher bestimmte Erinnerung. Zumindest sei dieser höchste Schöpfergott nur "selten direkt verehrt oder angebetet" worden (16c).
Und b) die "abrahamitischen Elemente" im Islam stammen nicht aus Arabien. Sie kommen auch nicht von Mohammed - sondern der hat sie halt von Juden und Christen übernommen. Und diese Elemente aus der jüdisch-christlichen Tradition wurden obendrein 'entkernt' bzw. islamisiert. Sprich: die Formen, die äußeren Hüllen, wurde übernommen; die Inhalte dagegen, die 'theologische Substanz', wurde so verändert, daß zum biblischen Original kaum noch Gemeinsamkeiten verblieben sind.
Deshalb meine ich: Judentum und christlicher Glaube sind bei allen äußerlichen Verschiedenheiten (besonders im Blick auf Jesus Christus) im Innersten verwandt. Juden und Christen glauben an denselben Gott - an den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Der Islam hingegen ist - trotz vieler äußerlicher Ähnlichkeiten - im Innersten eine völlig andere Religion. Muslime haben einen anderen Gott; sie glauben nicht an den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs - sondern an den Gott Mohammeds. Darum ist der Islam keine "abrahamitische Religion", zumindest nicht die Religion des Abraham aus der Bibel.
Das weiß niemand besser als die Muslime selber. Denn wenn einer von ihnen auf die Idee kommt, z. B. Christ zu werden, dann begibt er sich buchstäblich in Lebensgefahr. Auf Religionswechsel steht im Islam die Todesstrafe! Da heißt es nicht mehr: "Wir glauben doch alle an einen Gott"; sondern dann heißt es: "Du hast Allah und den Islam verraten!" Für Muslime geht es bei Religionswechsel nicht nur um äußerliche Formen - da es geht um viel, viel mehr.
(In Klammer: Diese Todesstrafe wird nicht immer vollstreckt, aber sie wird vom Islam allen Ernstes verlangt. 2006 ging "der Fall Abdul Rahman" durch die Medien. Der war in Afghanistan angeklagt, weil er Christ geworden war. Damals wurde der dortige oberste religiöse Richter zitiert: "Das islamische Recht lasse ... keinen Spielraum. Konvertiten müßten exekutiert werden." [ideaSpektrum 13/06]. Das sagte nicht irgendein durchgeknallter Taliban; das sagt der oberste geistliche Richter einer Regierung, die von Europa und den USA gestützt wird bzw. abhängig ist! "In Saudi-Arabien, Iran, Pakistan, Jemen, Sudan, Katar und Mauretanien müssen Bürger, die vom Islam abfallen, daher um ihr Leben bangen oder Repressalien befürchten." (Focus 13/06). Dabei geht die größte Gefahr noch nicht einmal von den staatlichen Behörden aus. Denn oft genug werden Konvertiten von der eigenen Familie verstoßen, verfolgt oder gar umgebracht. Selbst in Deutschland sollen jährlich einige Ex-Muslime tödlich verunglücken - kurz nachdem sie Christen wurden. Klammer zu.)
Wenn also jemand redet von "den abrahamitischen Religionen" oder "wir glauben alle an denselben Gott" oder "alle Religionen wollen im Grunde das Gleiche" . . . kurz: wenn gemeint ist "im Grunde sind wir doch alle ein Herz und eine Seele", dann tun er oder sie genau das, was Mohammed auch getan hat: Man benutzt den Namen Abrahams zu Werbezwecken. Man versteckt sich hinter dem Glauben von Juden und Christen - um die eigenen Interessen besser durchsetzen zu können. Und diese Interessen sind oft genug die der Muslime oder einer linken Ideologie.
Im Klarrtext: hinter den schönen Reden von den "abrahamitischen Religionen" verbirgt sich der Versuch, gutgläubigen Christen eine andere Religion unterzujubeln.
(In Klammer: In dem Punkt "eine andere Religion unterjubeln" finden sich erstaunliche Gemeinsamkeiten auch zwischen Mohammed und z. B. R. Bultmann, zwischen Islam und moderner evangelischer Theologie. Beide berufen sich u. a. auf Jesus Christus - aber sie verstehen ihn völlig anders, als die Bibel das tut. Deshalb kann man relativ oft eine recht kuriose Situation erleben: Wenn es ans Eingemachte geht; wenn es hart auf hart kommt, neigen zahlreiche evangelische Theologen dazu, eher den Islam zu verteidigen als ihren [angeblich] eigenen christlichen Glauben. Doch das ist ein Thema für sich. Klammer zu.)
Beispiel 7: Frieden
7. 1. Im Mai 1949 - nach dem 1. Nahostkrieg - suchte der syrische Staatschef Husni Zaim nach einer Lösung des Konfliktes. Er wollte wohl wirklich Frieden. Drei Monate später, am 14. August 1949, war er tot. Ermordet von den eigenen Leuten. Auch der jordanische König verhandelte mit Israel. Am 20. Juli 1950 war er tot. Ermordet im Auftrag des Palästinenser-Führers Amin el-Husseini. 1977 bot der ägyptische Präsident Anwar as-Sadat den Juden Frieden an. Am 6. 10. 1981 war er tot. Ermordet von fanatischen Moslems.
"Intifada" heißt: Palästinenser leisten offenen Widerstand gegen die "israelischen Besatzer" - mit Gewalt und Straßenschlachten und bürger-kriegsähnlichen Zuständen. Dabei werden dann regelmäßig Palästinenser von Israelis getötet. Allerdings, genau so regelmäßig werden auch Palästi-nenser von Palästinensern umgebracht. 1991, während der 1. Intifada, sollen es 238 gewesen sein, die von den eigenen Landsleuten ermordet wurden. Das waren drei Mal so viele, wie von Israelis getötet wurden (25). Begründung: "Kollaboration mit Israel".
(Wobei - in Klammer - "ermordet" ein eher freundlicher Ausdruck sein dürfte: "Darunter ist der konkrete Fall eines 36jährigen Mannes aus Nablus, der von Jugendlichen entführt, aber nicht sogleich exekutiert, sondern buchstäblich Glied um Glied am lebendigen Leibe zerstückelt wurde – ’erst die Hände, dann die Arme, dann die Beine, schließlich der Kopf’" (25a). "Was sind das für Leute, die tatsächliche oder angebliche Kollaborateure … auf so grausame Weise sterben lassen, Kinder, Haus-frauen, alte Männer, daß ich die Wiedergabe solcher Abschlachtungen meinen Lesern nicht zumuten mochte? (25b) Klammer zu)
Im Programm der Hamas gilt es offiziell als "Hochverrat", wenn jemand "den Kreis des Kampfes gegen den Zionismus" verläßt (26). D. h., wer sich dem Terror widersetzt, riskiert sein Leben. Allein in den ersten drei Wochen nach dem Gaza-Krieg seien "15 Palästinenser, Mitglieder der Fatah, unter dem Vorwurf, Kollaborateure zu sein, öffentlich hingerichtet worden". Andere wurden gefoltert oder in die Knie geschossen (27).
Ende April 2009 habe ein Militärgericht der palästinensischen Autonomiebehörde in Hebron einen Palästinenser zum Tode verurteilt; sein Verbrechen: er hat Land an einen Israeli verkauft und das sei laut Gesetz "Nationalverrat". Palästinensischen Journalisten droht Berufs-verbot, wenn sie in den Verdacht geraten, sich für eine Normalisierung der Beziehungen zu den Juden einzusetzen. Ein kleines Jugendorchester wurde sofort aufgelöst, nachdem es vor Holocaust-Überlebenden gespielt hatte; usw. usw. "Nur wenige im Westen realisieren, dass die Palästinenser zwar vom Frieden reden … es jedoch eine Straftat für Palästinenser ist, mit den israelischen Nachbarn friedvoll zu koexistieren " (27a).
Mit anderen Worten: Es gibt Araber bzw. Palästinenser, die wirklich Frieden wollen. Aber wenn sie sich ernsthaft dafür einsetzen, riskieren sie Kopf und Kragen. Sie begeben sich buchstäblich in Lebensgefahr. Zum Islam gehört auch - nicht nur, aber auch - der Islamismus: eine dunkle, bösartige Strömung, die kein Mitgefühl kennt; die mit gnadenloser Brutalität ihre Ziele verfolgt. Nicht alle Palästinenser sind Islamisten - aber der Islamismus hat die Palästinenser fest im Griff.
Auf der anderen Seite: der israelische Premier Jitzchak Rabin hat sich ernsthaft um Frieden bemüht und war zu weitgehenden Kompromissen bereit. 1995 war er tot. Ermordet von einem fanatischen Juden. Das allerdings war - bisher - eine Ausnahme. Israel ist eine Demokratie, dort gibt es Freiheiten, von denen die Araber nur träumen können. Dennoch, in einer Demokratie gibt es bekanntlich Staatsmänner, die denken an die nächste Generation; und es gibt Politiker, die denken an die nächste Wahl. Israel hat derzeit keine Staatsmänner; stattdessen ein kompliziertes Machtgefüge mit "italienischen Verhältnissen"; d. h. zahlreichen Parteien, die sich gegenseitig lähmen und das Land nahezu unregierbar machen. Wenn ein Politiker sich dort zu weit aus dem Fenster lehnt, ist er schnell weg von demselben; sprich: er verliert die nächste Wahl. Folglich sind radikale Lösungen nur schwer zu verwirklichen.
Ähnlich bei den Palästinensern: Im Westjordanland regiert die PLO, im Gazastreifen die Hamas, in Südlibanon die Hisbollah. Darüber hinaus gibt es noch zig andere Gruppen und Grüppchen, die sich je nach Bedarf gegenseitig beharken. Selbst wenn ein Palästinenser-Präsident wirklich Frieden wollte, es dürfte nahezu unmöglich sein, den in den eigenen Reihen auch durchzusetzen.
Kurz: im Nahen Osten herrschen extrem komplizierte Machtstrukturen, praktisch ein politisches Chaos. Das macht es so unsagbar schwer, wirk-liche Fortschritte zu erzielen. Dies dürfte einer der Gründe sein, weshalb ein wirklicher Frieden noch in weiter, weiter Ferne zu liegen scheint.
7. 2. Die Judenbrille fordert sinngemäß: "Die Juden müssen guten Willen zeigen. Sie müssen einlenken und die Wünsche der Muslime erfüllen. Dann werden die allesamt ganz lieb und friedlich". Die Realität dagegen zeigt: das genaue Gegenteil ist richtig.
Die Ägypter haben 30 Jahre lang versucht, Israel zu vernichten - und 30 Jahre lang jeden Krieg mit Pauken und Trompeten verloren. Erst danach haben sie eingelenkt. 1977 verkündete der ägyptische Präsident Anwar el-Sadat, er sei bereit, mit Israel Frieden zu schließen. Es folgten längere Verhandlungen, 1979 wurde der Friedensvertrag von Camp David unter-zeichnet; 1982 zogen die Israelis sich vom Sinai zurück.
Mit anderen Worten: Das Problem lag nicht bei den Juden; die mußten ihre Haltung nicht ändern, die waren immer - grundsätzlich - zum Frieden bereit. Das Problem lag bei den Ägyptern. In dem Moment, als die ihre Haltung änderten, wurde Frieden möglich. Doch sie haben ihre Haltung nur geändert, weil sie von der militärischen Überlegenheit der Israelis dazu gezwungen wurden. (Ähnlich erging es den Jordaniern. Die haben 1994 Frieden geschlossen. Die Syrer tun sich noch schwer; aber auch sie führen Verhandlungen.)
Diese Grundregel bestätigt sich immer wieder: Israel räumt 2000 den Südlibanon; das Ergebnis: Raketen von der Hisbollah. Erst seit die Juden 2006 den Libanon massiv bombardiert haben, herrscht dort relative Ruhe. Oder 2005, Israel räumt den Gaza-Streifen; das Ergebnis: Raketen von der Hamas. Erst nachdem die Juden im Januar 2009 den Gaza-Streifen massiv angegriffen haben, ging die Zahl der Angriffe spürbar zurück. Oder 1993, die ersten Oslo-Verträge wurden geschlossen und die Israelis begannen, den Palästinensern schrittweise Selbstverwaltung einzuräumen; das Ergebnis: eine Welle von Anschlägen und Selbstmord-Attentaten. Erst seit die Juden den Sicherheitszaun errichtet haben, hält der Terror sich in Grenzen.
Es ist stets das Gleiche: Wenn die Israelis guten Willen zeigen, verstehen die Araber dies als Zeichen der Schwäche und reagieren mit verstärkten Angriffen. Wenn aber die Juden konsequent Stärke zeigen, dann - und nur dann - ziehen die Araber die Köpfe ein und halten (wenigstens zeitweise) still.
Heute ist es der Iran, der jeden Kompromiß ablehnt. Dessen Präsident gibt sich wild entschlossen, Israel von der Landkarte zu tilgen. Er wagt derzeit keinen offenen Angriff - aber er (und andere) führen einen ständigen "Partisanenkrieg". Der endlose Terror ist letztlich nur möglich, weil Hamas, Hisbollah usw. massiv mit Geld, Waffen usw. aus dem Iran und anderen muslimischen Staaten unterstützt werden. D. h. Frieden gäbe es nur, wenn der Iran zur Vernunft gebracht würde. Doch wie soll das geschehen? Den USA und anderen Großmächten dürfte das Erdöl wichtiger sein als der Frieden im Nahen Osten; sie reden zwar viel, aber tun wenig. Wie also will das kleine Israel den Iran zum Frieden zwingen?
Krieg und Terror währen nun seit mehr als 100 Jahren - und ein Ende ist nicht abzusehen. Weil es in der islamischen Welt immer wieder Kräfte gab und gibt und geben wird, die zu Kompromissen und Frieden nicht bereit sind. Deshalb ist schon was dran an der schlichten Formel, die die ganze Problematik zusammenfaßt: In dem Moment, wo die Araber die Waffen niederlegten, gäbe es Frieden; in dem Moment, wo die Juden die Waffen niederlegten, gäbe es Israel nicht mehr. Doch solche Feinheiten sind durch die Judenbrille halt nicht zu erkennen.
(In Klammer die andere Seite der Medaille: ca. 1947 - 52 wurde Israel von den Russen unterstützt. Ohne die Sowjetunion wäre es nicht zur Gründung des Judenstaates gekommen. Als die ihre Haltung änderte, wurde Frankreich ca. 15 Jahre Israels wichtigster Partner. Der Sechs-Tage-Krieg 1967 wurde mit französischen Waffen gewonnen. Als die Franzosen auf Distanz gingen, traten die USA an deren Stelle. Derzeit scheinen die USA unter Obama auf einen Israel-kritischen Kurs umschwenken zu wollen? Mal sehen, ob die Israelis auch diesmal einen neuen, starken Partner finden? Vielleicht die Chinesen? Wenn die im eigenen Land verstärkt Ärger mit dem Islam bekommen, wer weiß, wie sie dann reagieren? Es ist schon erstaunlich, auf welchen Wegen Gott seinem Volk zur Seite steht. Klammer zu.)
7. 3. In und um Israel herrscht seit mehr als 100 Jahren Krieg. In dieser Zeit haben alle Parteien ihre Unschuld verloren. Man kann endlos diskutieren, wer was getan und wer wofür verantwortlich ist. Aber es gibt Punkte, an denen einiges deutlich wird:
1947 hatte die UNO beschlossen: "Das Land wird geteilt! Die Juden sollen ihren Staat haben, aber auch die Palästinenser bekommen einen eigenen Staat". Damals war Frieden möglich. Die Juden haben "Ja" gesagt. Hätten Palästinenser und Araber auch zugestimmt, hätten sie all das gehabt, was sie heute fordern. Aber sie haben "Nein" gesagt - und dadurch einen Prozeß in Gang gesetzt, der inzwischen seit mehr als 60 Jahren Schmerz und Not und Gewalt für beide Seiten mit sich brachte. Es war das Nein der Araber - und zwar einzig und allein das der Araber - das den Frieden zerstört hat, der 1948 greifbar nahe war.
Dieses Grundmuster hat sich nicht geändert. Über die "drei kategorischen Nein" 1967 zu Verhandlungen, Frieden und Anerkennung Israels (24) und dem "Nein" Arafats zu Baraks Angebot in Camp David 2000 bis hin zum Gazastreifen 2005. Den hatten die Israelis nach fast 40 Jahren Besatzung freiwillig geräumt; d. h. einseitig, von sich aus, ohne Gegenleistungen. Die Palästinenser hatten alle Möglichkeiten dort in Frieden zu leben; sich mit dem Geld der UNO und der Europäer ein vernünftiges Leben aufzubauen. Doch was haben sie gemacht: Sie schießen Raketen, Tausende von Raketen! Die Juden zeigen guten Willen, bieten Frieden an - die Muslime sagen: "Nein!" und antworten mit Terror und Krieg.
Auch heute sind die Israelis zu Gesprächen bereit; sicherlich nicht mit großer Begeisterung, aber sie sind bereit - die Palästinenser lehnen echte Friedensgespräche ab. Die Hamas in Gaza verkündet immer wieder: "Nein; wir werden Israel niemals anerkennen". Die "gemäßigte PLO" im Westjordanland sagt das so nicht, aber sie stellt Bedingungen: "Völliger Stopp des Siedlungsbaus oder es bleibt beim Nein! Solange Israel unsere Bedingungen nicht erfüllt, gibt es keine Verhandlungen, gibt es keine Einigung, gibt es keinen Frieden."
Das war und ist und wird wohl bleiben das größte Problem im Nahost-Konflikt: Die Juden sind keine Engel, sie achten sehr genau darauf, daß sie nicht zu kurz kommen. Aber sie waren und sind (grundsätzlich) zu Zugeständnissen bereit. Die Araber sind das nicht, zumindest nicht wirklich. Sie haben in den entscheidenden Momenten echte Kompromisse immer abgelehnt. Und sie können sich diese Haltung leisten, weil die Judenbrille in aller Welt ihre gnadenlose Sturheit mit großem Verständnis und noch größerem Wohlwollen unterstützt.
Nachwort
In der Offenbarung ist die Rede von einem Tier, das dem Meer entsteigt. Diesem Tier wird große Macht gegeben "über alle Stämme und Völker und Sprachen und Nationen. Und alle, die auf Erden wohnen, beten es an …" (Off 13,7). Nun muß man bei dem Bild vom Meer nicht unbedingt an Wassermassen denken, man kann sich auch Menschenmassen vorstellen: die Menschheit als Meer, aus dem Ideen hervorsteigen, Religionen, Welt-anschauungen, Ideologien usw. Und einige dieser Ideen erringen gewal-tigen Einfluß; "ihnen wird gegeben große Macht" über Menschen, über Völker: Kommunismus, Faschismus, Christentum, Islam, Aufklärung . . .
Das letzte, alles beherrschende Tier aus Offenbarung 13 ist noch nicht erschienen (zumindest hat es sein wahres Gesicht noch nicht gezeigt). Aber zu dessen zahlreichen Vorgängern gehört auch der Antisemitismus. Dieses "Tier Antisemitismus" ist sehr wandlungsfähig; es trat und tritt in unterschiedlichsten Gestalten auf: mal als Bestie wie Hitler, mal als vorgeblicher Hüter von Menschenrechten. Doch ganz egal, welches Gesicht dieses Tier gerade zeigt, es behandelt Juden anders als andere Menschen. Es mißt sie mit eigenen, besonderen Maßstäben. Antisemi-tismus treibt das Volk Gottes in eine Sonderrolle; genauer: er sucht, Israel aus dem Völkermeer hinauszudrängen.
(In Klammer: Mitunter setzt das Tier auch ein kirchlich-theologisches oder gar ein christlich-frommes Gesicht auf. Zum Beispiel war die Abwrackprämie für so manchen eine gute Nachricht, gewissermaßen "Evangelium". Man stelle sich bitte vor, Frau Merkel hätte sich hingestellt und gesagt: "Die Abwrackprämie können alle Bürger bekommen mit einer Ausnahme - die Juden. In Deutschland lebende Juden erhalten diese staatliche Förderung nicht." Unsere Kanzlerin wäre vermutlich gelyncht worden ...
Kirche predigt Evangelium [Luk 2, 10]: "Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids". Nun kommt die EKD und behauptet ganz offiziell: "Dieses Evangelium gilt allem Volk mit einer Ausnahme - die Juden. Ihnen ist diese große Freude nicht angeboten; für Juden ist Christus, der Herr, nicht geboren in der Stadt Davids. Wer etwas anderes behauptet, treibt Judenmission - und Judenmission darf nicht sein!" D. h., die ev. Kirche versperrt den Juden den Weg ihrem Messias, zu "Jesus von Nazareth, König der Juden" [Joh 19,19]. Die EKD stellt gewissermaßen an der "Tür" [Joh 10,9] zum Reich Gottes ein Schild auf: "Juden nicht erwünscht". Klammer zu.)
Allerdings, der Antisemitismus braucht Gehilfen, braucht Handlanger. Deshalb ist in der Offenbarung noch von einem zweiten Tier die Rede. Das "übt alle Macht des ersten Tieres aus vor seinen Augen, und es macht, daß die Erde und die darauf wohnen das erste Tier anbeten ... und es verführt, die auf Erden wohnen, durch die Zeichen, die zu tun ... ihm Macht gegeben ist" (Off 13,12ff). Im Kapitel 19 ist dann nochmals die Rede von "das Tier" und "der falsche Prophet". D. h., Ideen, die aus dem Völkermeer aufsteigen, brauchen "Propheten", die sie verbreiten. Sie brauchen Helfer, um die Menschen zu gewinnen - und das sind heute die Medien.
Mit anderen Worten: Presse, Rundfunk, Fernsehen, Internet usw. sind letztlich nicht frei und unabhängig, sondern sie dienen einem "Tier", das hinter ihnen steht. D. h., sie berichten nicht objektive Wahrheiten, sondern sie vertreten Interessen. Sie verbreiten Weltanschauungen, Ideologien, Meinungen usw. Sie treiben letztlich "Mission". Ob sie nun Deutschland-funk heißen oder ARD oder ZDF oder SPIEGEL, Neues Deutschland, BILD, Prawda, Times, Al-Ahram oder Jerusalem Post - das Prinzip ist immer das gleiche: dahinter steht ein "Tier", die jeweilige Überzeugung, der sie sich verpflichtet haben.
Folglich ist den Medien gegenüber stets eine gewisse Vorsicht geboten. Sie mögen sich noch so objektiv und aufgeklärt und humanistisch geben - es ist ja gerade das Wesen des falschen Propheten, daß er ausgezeichnet lügen kann; daß er mit überzeugendem Auftreten "verführt, die auf Erden wohnen". Wir können davon ausgehen, daß die falschen Propheten gerade im Blick auf Israel und Jerusalem ihre ganze Kunst aufbieten werden, um die Menschen "zu verführen"; um sie dahin zu bringen, den Nahost-Konflikt durch die Judenbrille zu sehen.
Deshalb noch der Hinweis darauf, was Gott - und zwar der Gott, der Himmel und Erde gemacht hat - zu seinem Volk sagt; 1Mo 12,1ff: "Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen ..." Oder Sach 2,12: "Wer euch antastet, tastet meinen Augapfel an."
Zugabe 1: Ausblick
Wie geht es denn nun weiter im Nahen Osten? Wie wird der Konflikt dort enden? Da gibt es letztlich nur zwei Möglichkeiten:
1) Es gibt keinen Gott im Himmel; oder es gibt einen Gott, aber die Juden sind nicht dessen Volk; oder der Islam hat Recht und die Juden sind in Gottes Augen die Nachkommen von "Affen und Schweinen", wie es im Koran angedeutet wird. In all diesen Fällen dürfte der Staat Israel im 20. und 21. Jahrhundert nur eine Episode am Rande der Weltgeschichte bleiben. Dann wird es den Juden ergehen wie den Kreuzfahrern. Die hatten das Heilige Land auch erobert; doch 100 Jahre später haben sie Jerusalem wieder verloren und nach weiteren 100 Jahren waren sie endgültig vertrieben. In der Tat ziehen viele Muslime diese Parallele: Laßt den Juden ruhig eine Weile ihren Staat, über kurz oder lang kriegen wir sie doch - und dann ist der ganze Spuk vorbei.
2) Die Juden sind tatsächlich das "Volk Gottes"; und der allmächtige Gott hält seine Hand schützend über die Israelis und ihren Staat. Dann wird die Vorhersage sehr viel schwieriger. Denn Gott ist halt ein wenig schlauer als wir Menschen. Er pflegt seine Ziele auf Wegen zu erreichen, die menschlicher Intelligenz niemals einfallen würden. Bei Möglichkeit 2 dürften die Ereignisse in und um Israel auch weiterhin sehr, sehr spannend bleiben.
Immerhin, für ein schlichtes Gemüt ist folgende Entwicklung vorstellbar: In Deutschland, USA und anderswo leben derzeit viele Juden, die den Staat Israel nicht unbedingt für das Paradies halten. Sie denken gar nicht daran, dorthin zu gehen. Dennoch sind auch sie froh, daß es den Judenstaat gibt. Denn falls jemals wieder eine Bestie wie Hitler aus dem Völkermeer stiege, gäbe es für sie einen Platz, wohin sie fliehen könnten, wo sie willkommen und relativ sicher wären.
Nun deutet einiges darauf hin, daß solch eine erneute Judenverfolgung vielleicht näher ist, als man das für möglich hält. Denn in Deutschland finden wieder Demonstrationen statt, bei denen "Tod Israel" gebrüllt wird - und das mit Beteiligung von Bundestagsabgeordneten (29)! Bei einer ähnlichen Gelegenheit brach die Polizei in Duisburg eine Wohnung auf, um eine Israel-Fahne am Fenster zu entfernen; Begründung: es bestand die Gefahr, daß die Demonstranten das Haus stürmten. In Frankfurt/Main hat ein jugendlicher Muslim am hellichten Tag auf der Straße einen Juden niedergestochen - einzig und allein weil der ein Jude war.
Aus Frankreich werden ähnliche Dinge berichtet. In Dänemark soll es Schulen geben, die sich weigern, Kinder von Juden zu unterrichten. Begründung: dort gehen muslimische Kinder hin und die würden häufig Terror machen. Deshalb seien die Schulen nicht mehr in der Lage, die jüdischen Kinder zu schützen. Also geht man allem Ärger aus dem Wege und sagt: "Juden nicht erwünscht!"
Kurz: der Antisemitismus wird hierzulande heftig kritisiert; doch im Verborgenen greift er immer weiter um sich. Je länger der Konflikt im Nahen Osten andauert, je intensiver die Judenbrille ihre Sicht darauf verbreitet, umso aggressiver dürfte der Judenhass auch in Europa werden. Es deutet einiges darauf hin, daß es in absehbarer Zeit für Juden in Deutschland, Europa und vielleicht auch in den USA richtig gefährlich werden wird. Und dann müßten sie, ob sie das wollen oder nicht, nach Israel fliehen.
Was wäre, wenn … ? Wenn das tatsächlich geschehen sollte und alle Juden irgendwann in Israel versammelt wären? Dann hätte das "Tier aus dem Völkermeer" die Chance, sie alle mit einem Schlag zu vernichten und eine wirklich endgültige Endlösung der Judenfrage herbeizuführen. Sprich: es ist denkbar, daß der Rest Welt (bzw. zumindest ein großer Teil davon) Israel angreift, um die Juden auszulöschen.
Und siehe da, Muslime rechnen mit genau solch einem Krieg. Abdel Asis Rantisi, seinerzeit der "intellektuelle Kopf der Hamas", erklärte 1997: "Wir können unser Land nicht aus eigener Kraft befreien. Aber wir glauben daran, was unsere Propheten sagen: Juden aus der ganzen Welt werden herkommen, um sich in Palästina niederzulassen, und dann wird es eine große Schlacht zwischen Muslimen und Juden geben … So steht es im Koran und in der Thora." (30)
In der Tat, die Bibel sagt ähnliches voraus; z. B. in Hesekiel 38 und 39. "Am Ende der Tage" ! ! ! - am Ende der Tage werde Gog, der Fürst von Rosch, Meschech und Tubal gegen Israel ziehen; und mit ihm Perser (der Iran!), Kuschiter (Äthiopien, Sudan?), Libyer und viele andere Völker. Die würden "heraufziehen und daherkommen wie ein Sturmwetter", "wie eine Wolke, die das Land bedeckt" - Gog und sein ganzes Heer und die vielen Völker mit ihm. Sie würden kommen "in ein Land, das dem Schwert entrissen ist, und zu dem Volk, das aus vielen Völkern gesammelt ist, nämlich auf die Berge Israels, die lange Zeit verwüstet gewesen sind". Sie alle kämen "zu rauben, zu plündern und große Beute zu machen." (Nur am Rande: die diesem Gog zugeschriebenen Gebiete lagen allesamt in der heutigen Türkei.)
Die Vorhersagen der jeweiligen Propheten unterscheiden sich auch hier nur in einem ’unwesentlichem Detail’ - dem Ausgang dieses Krieges. Rantisi bzw. der Islam ist überzeugt: "die Moslems werden den Staat der Juden in der Schlacht zerstören." Hesekiel war anderer Meinung. Er sagt dem Gog voraus: "Auf den Bergen Israels sollst du fallen, du mit deinem ganzen Heer und mit den Völkern die bei dir sind. Ich will dich den Raubvögeln und den Tieren auf dem Felde zum Fraß geben" (Hes 39,4).
Mit anderen Worten: Gott kann man glauben oder ablehnen; man kann ihn anbeten oder beschimpfen. Das alles ist möglich, weil Gott weit weg ist; wir können ihm normalerweise nicht direkt begegnen. Nur einmal, da war Gott "Fleisch geworden"; da ist er in Jesus Christus als Mensch auf der Erde herumgelaufen. In diesem Moment kam es zu einer Begegnung zwischen Mensch und Gott; damals haben sich beide gewissermaßen Aug in Aug gegenübergestanden. Das Ergebnis ist bekannt: Es kam zur Konfrontation. Die Menschen haben Gott in ihrer Mitte nicht geduldet; sie haben ihn getötet. Allerdings, die Konfrontation ging anders aus, als die Menschen das geplant hatten: Sie konnten Jesus zwar ermorden - aber am dritten Tage ist er auferstanden. In der Folge lebt der "Leib Christi", die Gemeinde Jesu, überall auf der Erde - aber das ist ein Kapitel für sich.
Ähnlich ist es mit den Juden. Sie sind halt "Gottes Volk", Gottes Eigentum, "Gottes Augapfel". Auch dadurch kommt es in gewisser Weise zu einer Begegnung zwischen Gott und Menschheit; auch hier stehen sie sich Aug und Aug gegenüber. Und auch hier kam und kommt es zur Konfrontation - vom Pharao über die Römer und Hitler bis heute. In den letzten 2000 Jahren waren die Juden über die Erde verstreut und ließen sie sich treten und schubsen. Deshalb wurden sie einigermaßen geduldet. Ein Gott, der sich treten und schubsen läßt, mag ja noch angehen. Jetzt aber hat Gott gewissermaßen einen eigenen, starken Staat; ein Land, das sich nicht mehr so ohne weiteres treten und schubsen läßt. Und solch einen starken Gott dürfte die ach so tolerante Menschheit niemals akzeptieren; sprich: das Tier aus dem Völkermeer wird nicht hinnehmen, daß z. B. Jerusalem von den Juden beherrscht und damit die Stadt Gottes ist. Also heulen Politik und Medien in aller Welt: "Kreuziget Israel ..." Sie tun das mal laut und eindeutig, mal leise und vornehm-diplomatisch. Doch wirklich treue Jünger hat Gott auf seinem Leidensweg nur wenige - damals wie heute.
Es mag sein, daß auch in dieser Konfrontation der Mensch die Oberhand gewinnt und das Volk Gottes kreuzigen, sprich: in große Nöte bringen wird. Dennoch dürfte auch diese Konfrontation anders ausgehen, als die Menschheit das plant. Adolf Hitler hätte sich wohl nicht träumen lassen, daß seine Endlösung der Judenfrage darin bestand, daß der Staat Israel gegründet wurde. Ebenso mag es sein, daß Gog und viele Völker Israel angreifen und großen Schaden anrichten werden. Aber über all dem steht die große Verheißung; Hes 39,7: "Ich will meinen heiligen Namen kundmachen unter meinem Volk Israel und will meinen heiligen Namen nicht länger schänden lassen, sondern die Heiden sollen erfahren, daß ich der HERR bin, der Heilige in Israel."
Ob nun Gog, der Mahdi, Ahmedinedschad, Erdogan oder wer auch immer gegen Israel ziehen werden, muß sich zeigen. Wie gesagt, Gott ist schlauer als wir und deswegen kommt vieles anders, als wir denken. Dennoch ist es immer wieder erstaunlich, wie aktuell die Bibel ist; Sach 12,2ff: "Siehe, ich will Jerusalem zum Taumelbecher machen für alle Völker ringsumher ... zum Laststein für alle Völker." Genau so ist es: Jerusalem macht - in zunehmenden Maße - alle Welt verrückt. Und nach Lage der Dinge, wird die Aufregung in absehbarer Zeit nicht weniger - im Gegenteil!
Wenn die Bibel über die Jahrtausende hinweg die heutige Situation so treffend beschreibt, dann dürfte sie auch glaubwürdig sein im Blick auf das, was noch kommen wird. Von daher empfiehlt es sich, den Nahost-konflikt nicht durch die Judenbrille zu betrachten sondern durch die Brille der "Apostel und Propheten"; sprich: wir sollten bei Deutschlandfunk, ARD, SPIEGEL usw. vorsichtig sein und stattdessen der Bibel vertrauen.
Und all denjenigen zum Trost, die mit Israel fühlen - die Fortsetzung bei Sacharja lautet: "Ich will Jerusalem zum Laststein machen für alle Völker. Alle, die ihn wegheben wollen, sollen sich daran wund reißen.
Zugabe 2: Juden und Christen
In Röm 11,17ff gebraucht Paulus ein einfaches Bild: Das jüdische Volk gleicht einem Ölbaum. Wurzeln und Stamm symbolisieren dessen Ursprung in Gott; die Zweige stehen für die einzelnen Juden. Nun habe Gott etliche von den Zweigen ausgebrochen und an ihrer Stelle neue Zweige eingepfropft. Sinngemäß: viele Juden sind vom Reich Gottes abgetrennt; an ihrer Stelle wurden Nichtjuden aufgenommen.
In diesem Bild steckt eine ungeheure Tiefe. Die kann man an der gemeinsamen Geschichte von Juden und Christen erahnen. Ihr Mit-, Neben- und Gegeneinander läßt viele Deutungen zu. Allerdings, dieses Bild ist inzwischen 2000 Jahre alt. Die Frage ist, wie würde Paulus das Bild vom Ölbaum heute beschreiben?
Da kann man natürlich nur spekulieren. Aber wahrscheinlich würde er auf einen Ausspruch seines Chefs verweisen; Luk 21,24: "Jerusalem wird zertreten werden, bis ..." Ebenso könnte Paulus auch sich selber zitieren; Röm 11,25: "Blindheit ist Israel zum Teil widerfahren solange, bis ..." D. h., die Gültigkeit des Bildes von den ausgebrochenen jüdischen Zweigen ist zeitlich begrenzt; nämlich "bis daß der Heiden Zeit erfüllt ist" und "bis die Fülle der Heiden eingegangen ist". Und nach diesem "bis" muß dann wohl ein neues Bild gelten.
Dieses neue Bild dürfte an die gewaltigen Verse von Hesekiel 37 anknüpfen: Dort wird ein Feld voller Totengebeine beschrieben. "Es lagen sehr viele Gebeine über das Feld hin, und siehe, sie waren ganz verdorrt ... Und Gott sprach zu mir: Weissage über diese Gebeine und sprich zu ihnen: Ihr verdorrten Gebeine höret des Herrn Wort! ... Siehe, ich will ... euch Odem geben, daß ihr wieder lebendig werdet ...
Und ich weissagte wie mir befohlen war. Und siehe, da rauschte es, als ich weissagte, und siehe, es regte sich, und die Gebeine rückten zusammen, Gebein zu Gebein ... und siehe, es wuchsen Sehnen und Fleisch darauf, und sie wurden mit Haut überzogen; es war aber noch kein Odem in ihnen. Und Gott sprach zu mir: Weissage zum Odem ... Odem, komm herzu von den vier Winden und blase diese Getöteten an, daß sie wieder lebendig werden! ... Da kam der Odem in sie, und sie wurden wieder lebendig und stellten sich auf ihre Füße, ein überaus großes Heer ... diese Gebeine sind das ganze Haus Israel ...
So spricht Gott der HERR: Siehe, ich will eure Gräber auftun und hole euch, mein Volk, und bringe euch ins Land Israels ... Und ich will meinen Odem in euch geben, daß ihr wieder leben sollt, und will euch in euer Land setzen, und ihr sollt erfahren, daß ich der HERR bin. Ich rede es und tue es auch, spricht der HERR."
Es braucht wenig Phantasie zu glauben, daß die erste dieser beiden Weis-sagungen derzeit über die Erde hin gesprochen wird. Es dauert zwar länger als anfangs erhofft, dennoch der HERR ist dabei, die Juden "in ihr Land zu setzen". Die zweite Weissagung dagegen läßt noch auf sich warten. Der Odem ist noch nicht zu spüren, der von den vier Winden herzu kommt und Israel geistlich lebendig macht - so daß sie den "ansehen, den sie durch-bohrt haben" (Sach 12,10). In dieser Frage sind ungeduldige Zeitgenossen noch immer an den Propheten Habakuk (2,3) verwiesen: "Die Weissagung wird ja noch erfüllt werden zu ihrer Zeit und wird endlich frei an den Tag kommen und nicht trügen. Wenn sie sich auch hinzieht, so harre ihrer ..."
Folglich dürfte Paulus heute noch nicht das neue Bild zeichnen, sondern zunächst eine Zwischenstufe, eine Art Übergangs-Skizze: Dem Ölbaum sind zahlreiche der ursprünglichen, jüdischen Zweige wieder eingepfropft. Doch die sind noch nicht richtig angewachsen; der Saft der Wurzeln fließt nur schwach durch diese neuen Triebe. Dennoch, sie sind fachgerecht eingesetzt; es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie wieder kräftig treiben.
Und die einstmals wilden christlichen Triebe? Die treiben zahlreicher und kräftiger als je zuvor; ihre Zweige bedecken die ganze Erde. Nur ein starker Ast wirkt krank, welk, wie abgestorben; vielleicht liegt er auch vertrocknend neben dem Baum: die Kirchen Europas sterben.
Einst wurden viele Juden vom Ölbaum ausgebrochen um ihres Unglaubens willen (Röm 11,20); weil sie der eigenen Frömmigkeit vertraut und Christus abgelehnt hatten. Heute scheint es, werden die europäischen Kirchen ausgebrochen aus einem ähnlichen Grund: Sie vertrauen ihrer eigenen (historisch-kritischen) Klugheit und lehnen den lebendigen (historischen) Christus ab, indem sie ihn zur Legende, zum Mythos erklären. Sie haben sich von den Wurzeln ihres Glaubens getrennt und an ein selbst gemaltes, d. h. von Menschen gemachtes Bild gehängt: an einen von Theologen erdachten kerygmatischen Christus. Ihre "wissen-schaftliche" Theologie hat sich eingepfropft in die Aufklärung, in die menschliche Weisheit. Letztlich wurzeln diese Kirchen in sich selbst, in die Intelligenz ihrer Theologen. Die mag zwar vornehm glänzen – doch Leben spenden kann sie nicht.
Oder (sinngemäß) mit Luther zu sprechen: Das Evangelium sei wie ein fahrender Platzregen. Einst fiel der auf den Nahen Osten, auf Kleinasien und Nordafrika. Diese Gebiete sind inzwischen (weithin) zur geistlichen Wüste geworden, während der Regen des Evangeliums weiter zog zunächst nach Europa und Amerika. Heute herrscht auch in Europa Trockenheit, dafür aber sind die Fenster des Himmels geöffnet über China bzw. weiten Teilen Asiens, Afrika, Südamerika.
Doch die spannendste Weltgegend ist derzeit der Nahe Osten bzw. die islamische Welt. Israel wird vorbereitet auf den verheißenen Spätregen. Und aus islamischen Ländern kommen Meldungen, wonach auch dort schon erste Tropfen fallen. Die traditionellen christlichen Kirchen sind zwar kaum noch lebensfähig, dafür aber würden zahlreiche Muslime zu Christen werden. ’Mark Gabriel’, der ’grüne Prinz’ Mosab Hassan Yousef, Tass Saada, Majed al-Shafie, Nassim ben Iman … sind nur die winzige Spitze eines riesigen Eisberges. In den letzten 20 Jahren seien in allen 18 arabischen Ländern neue Gemeinden entstanden. Im Iran sei die Zahl der Konvertiten von 10.000 auf mehr als 100.000 gestiegen. Experten halten ähnliche Entwicklungen für möglich wie in China.
Der Prophet Jesaja wußte bereits vor Jahrtausenden Erstaunliches zu verkünden; Jes 19,22ff: "Und der HERR wird die Ägypter schlagen und heilen; und sie werden sich bekehren zum HERRN ... Zu der Zeit wird eine Straße sein von Ägypten nach Assyrien, daß ... die Ägypter samt den Assyrern Gott dienen. Zu der Zeit wird Israel der dritte sein mit den Ägyptern und Assyrern, ein Segen mitten auf Erden; denn der HERR Zebaoth wird sie segnen und sprechen: Gesegnet bist du, Ägypten, mein Volk, und du, Assur, meiner Hände Werk, und du, Israel, mein Erbe."
Wohlgemerkt: Der Staat Israel ist kein Paradies und die Israelis sind keine Engel. In dem Land findet sich wahrhaft genug "gottloses Wesen". Dort sind Dinge möglich, angesichts derer gutgläubige Pietisten nur resigniert stöhnen können. Selbst die Judenbrille findet sich (mit besonders starken Gläsern!) auf jüdischen Nasen. Auch kann Jes 19,22ff sich auf die Anfänge der Christenheit beziehen. Dennoch, die gesamte Weltgeschichte scheint sich auf dieses Land hin zu bewegen. Der Haß der Welt konzentriert sich immer stärker auf "die geliebte Stadt" (Off 20,9); doch auch der Platzregen des Evangeliums bewegt sich in diese Richtung.
Insofern dürfte Paulus heute doch nichts völlig Neues sagen, sondern daran erinnern, was er bereits vor fast 2000 Jahren geschrieben hatte; Röm 11,25: "Ich will euch, liebe Brüder nicht verhehlen dieses Geheimnis, auf daß ihr euch nicht auf eigene Klugheit verlaßt: Blindheit ist Israel zum Teil widerfahren solange, bis die Fülle der Heiden eingegangen ist; und alsdann wird das ganze Israel gerettet werden, wie geschrieben steht (Jes 59,20; Jer 31,33): 'Es wird kommen aus Zion der Erlöser, der da abwende das gottlose Wesen von Jakob. Und dies ist mein Bund mit ihnen, wenn ich ihre Sünden werde wegnehmen.' Nach dem Evangelium sind sie zwar Feinde um euretwillen; aber nach Gottes gnädiger Wahl sind sie Geliebte um der Väter willen. Denn Gottes Gaben und Berufungen können ihn nicht gereuen."
Verwendete Literatur
Karen Armstrong "Jerusalem"
C. Bertelsmann München 1996
Henryk M. Broder "Die Irren von Zion"
1999 Deutscher Taschenbuch Verlag, München; 5. Auflage 2010
Benjamin M. David "Wem gehört Jerusalem"
Martin-Blaich-Verlag Stuttgart 2008
Jan Fleischhauer "Unter Linken"
2. Aufl., Rowohlt Verlag Reinbek b. Hamburg 2009
Tilman Tarach "Der ewige Sündenbock"
2. Aufl., Edition Telok Kopenhagen/Freiburg/Zürich 2009
Michael Wolffsohn "Die ungeliebten Juden"
Diana Verlag München und Zürich 1998
Besonders empfehlenswert:
Moussa Afschar "Die letzte Schlacht des Islam um Jerusalem"
2. Aufl., Martin-Blaich-Verlag Stuttgart 2002
Mitchell G. Bard "Behauptungen und Tatsachen"
Hänssler Verlag Holzgerlingen 2002
Ralph Giordano "Israel, um Himmels willen, Israel"
Cop. 1991, 2002 Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln; 3. Aufl. 2008
Haim Heinz Reusch & Johannes Gerloff "Grenzenloses Israel"
2. Aufl., Hänssler Verlag Holzgerlingen 2006
Ludwig Schneider "Brennpunkt Jerusalem"
2. Aufl., Hänssler Verlag Holzgerlingen 2004
Anmerkungen
(1) M. G. Bard S. 58; zitiert aus Mark Twain: "Die Arglosen im Ausland",
Zürich: Diogenes 1990
(1b) Reusch/Gerloff S. 12
(2) M. G. Bard S. 56; zitiert aus "Bericht der königlichen Palästina-
Kommission" S. 233
(2a) R. Giordano S. 320
(2b) R. Giordano S. 346
(2c) FAZ 17. 10. 09; "Menschenrechtsrat verurteilt Israel"
(2d) http://de.wikipedia.org/wiki/Un-Menschenrechtsrat
(3) Reusch/Gerloff S. 56
(3a) Reusch/Gerloff S. 32
(3b) FAZ 25. 07. 09; R. Spaemann "Schutz und Gehorsam" (unter
"fremde Federn")
(4) M. G. Bard S. 80ff
(5) M. G. Bard S. 82
(6) Reusch/Gerloff S. 35 und 42
(7) Reusch/Gerloff S. 70
(7a) M. G. Bard S. 124
(7b) M. G. Bard S. 345
(8) M. G. Bard S. 143; "offizielle Berichte des Sicherheitsrates S/3706,
30. 10. 1956, S. 14"
(9) M. G. Bard S. 154
(9a) R. Giordano S. 408
(9b) R. Giordano S. 405
(10) M. G. Bard S. 194
(10a) M. G. Bard S. 246
(10b) Reusch/Gerloff S. 93
(10c) J. Fleischhauer, S.
(11) M. G. Bard S. 115
(12) Reusch/Gerloff S. 83
(12a) Reusch/Gerloff S. 92
(12b) Reusch/Gerloff S. 92f
(13) M. G. Bard S. 197f
(13a) M. G. Bard S. 351
(13b) M. G. Bard S. 323
(13c) FAZ S. 3 vom 22. 10. 09; Interview mit der UNRWA-
Generalkommissarin K. Abuzayd
(13d) M. G. Bard S. 372
(13e) M. Schwind "Allgemeine Staatengeographie", S. 420
(14) M. G. Bard S. 324
(14a) T. Tarach S. 266
(14b) T. Tarach S. 271
(14c) M. G. Bard S. 373
(14d) T. Tarach S. 262
(14e) T. Tarach S. 264
(15) M. G. Bard S. 369
(15a) "israel heute" 10/2010 S. 5; R. Jones "Friedensgespräche und die
Gefahr der Eskalation"
(16) Reusch/Gerloff S. 102
(16a) www.israelheute.com v. 16. 04. 09
(16b) T. Tarach S. 270
(16c) "israel heute" 12/09 S. 4; A. Schneider "Nahostkonflikt zwischen
Israel und Jebusitern?"
(16d) www.israelnet.com 05. 02. 10; U. Sahm "Jesus war ein
palästinensischer Moslem"
(16e) "Zum Leben" (Zeitschrift d. sächsischen Israelfreunde) 2/09;
A. Schick "Die Geschichte d. Tempelberges ..."
(17) B. M. David S. 44ff
(17a) K. Armstrong S. 341f und 355)
(18) B. M. David S. 24ff
(19) Reusch/Gerloff S. 12
(19a) DER SPIEGEL GESCHICHTE 3/09; „Jerusalem – Geburtsstadt des
Glaubens“, S. 84ff; R. Traub “Verheißung und Erschrecken“
(20) M. Afschar S. 70
(21) Reusch/Gerloff S. 74
(21a) M. Afschar S. 16
(21b) M. Afschar S. 82f
(22) L. Schneider S. 64
(23) Reusch/Gerloff S. 70
(24) Reusch/Gerloff S. 81
(24a) M. Wolffsohn S. 73
(25) M. G. Bard S. 457
(25a) R. Giordano S. 153
(25b) R. Giordano S. 407
(26) M. G. Bard S. 646
(27) www.israelheute.com vom 16. 04. 09
(27a) "israel heute" 5/2010 S. 11; "Palästin. Journalisten unter Druck"
(28) FAZ 17. 09. 09 S. 6
(29) J. Fleischhauer S. 200
(30) H. M. Broder S. 112
Weh denen, die Böses gut und Gutes böse nennen,
die aus Finsternis Licht und aus Licht Finsternis machen,
die aus sauer süß und aus süß sauer machen!
Weh denen, die weise sind in ihren eigenen Augen
und halten sich selbst für klug!
Weh denen … die den Schuldigen gerecht sprechen für Geschenke
und das Recht nehmen denen, die im Recht sind!
Darum, wie des Feuers Flamme Stroh verzehrt
und Stoppeln vergehen in der Flamme,
so wird ihre Wurzel verfaulen und ihre Blüte auffliegen wie Staub.
Denn sie verachten die Weisung des Herrn Zebaoth
und lästern die Rede des Heiligen Israels.
Fürchte dich nicht, du Würmlein Jakob,
du armer Haufe Israel.
Ich helfe dir, spricht der Herr,
und dein Erlöser ist der Heilige Israels.
Der Prophet Jesaja, 5,20 – 24 und 41,14
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