Vorträge
Bebertal, 26. 05. 08
Auferstehung
1. Heute werde ich mal versuchen, das Thema so friedlich und so sachlich wie mir nur irgend möglich anzugehen. Dennoch halte ich es für sinnvoll, als Arbeits-Hypothese das Bild von den zwei Religionen weiter zu benutzen bzw. das Bild vom "Kampf der Religionen": Früher gab es eine Jahrhunderte dauernde Auseinandersetzung zwischen der Religion der alten Germanen und den neu auftretenden Christentum. Seit ca. 500 Jahren ist an die Stelle der Germanen-Religion die Aufklärung getreten. Seit dem gibt es einen Kampf zwischen dem christlichen Glauben, und dem religiösen Flügel der Aufklärung.
Mit anderen Worten: In Europa stehen sich (mal abgesehen vom Islam) zwei grundverschiedene Weltanschauungen (oder auch Religionen) unversöhnlich gegenüber. Bei deren Konfrontation geht es im Kern - wie üblich - um die Frage: wer hat die Macht? Weltanschauung A), der christliche Glaube, sagt: Über dem Menschen steht noch jemand, nämlich Gott. Der ist die entscheidende Autorität; und wir Menschen sind ihm untergeordnet; wir müssen Gott gehorchen; und irgendwann werden wir uns vor ihm verantworten müssen.
Weltanschauung B), die Aufklärung, sagt: Ich, der Mensch, dulde keine Autorität über mir; ich lasse mir von niemanden etwas sagen; ich, der Mensch, entscheide selbst, was gut und was böse, was richtig und was falsch ist.
Ganz grob gesagt: Bei A) ein großer Gott und darunter ein kleiner Mensch; bei B) ein großer Mensch und darunter ein kleiner Gott (d. h. Glaube, Theologie, Religion usw. sind der menschlichen Vernunft, der menschlichen Kontrolle unterworfen)
Aus dieser letzten, tiefsten Grundentscheidung heraus - Gott oder Mensch - leitet sich dann alles weitere ab; diese Grundentscheidung bestimmt das gesamte Denken, Reden, Tun - letztlich das ganze Leben.
Dieser Macht-Kampf - Gott oder Mensch - findet in der säkularen Gesellschaft statt (Wissenschaft, Erziehung, Medien, Politik s. EU-Verfassung - kommt Gott rein oder nicht? Er ist nicht drin. Die Mächtigen in Europa wollen mit Gott nichts zu tun haben.) Aber, dieser Macht-Kampf findet nicht nur im säkularen Bereich statt, sondern auch in Kirche und Theologie - und da besonders in den theologischen Fakultäten an den Universitäten; dort wo die Pfarrer ausgebildet werden. Davon kriegen die meisten Kirchenmitglieder gar nichts mit; das spielt sich weithin im Verborgenen ab. Gelegentlich gibt es Reizthemen, wo der Streit etwas hochkocht (Homosexualität, Feminismus, Kreationismus, Staat Israel . . .); doch normalerweise merkt der schlichte Kirchen-Christ davon nichts.
So hat - heimlich, still und leise - in den letzten ca. 250 Jahren ein gewaltiger Umbruch stattgefunden, der das Denken und die Theologie und den Glauben in der evangelischen Kirche grundlegend verändert hat (s. auch Anhang 1). Dieser Umbruch zeigt sich an vielen Stellen; u. a. auch im Blick auf Ostern, im Blick auf die Auferstehung.
2. Ich habe hier einen Artikel aus der theologischen Fachzeitschrift "Zeichen der Zeit" (02/1998): Werner Vogler "Auferstehung ohne leeres Grab?". Dort heißt es, die neutestamentliche Forschung habe "in der Frage nach Ostern noch immer zu keinem Konsens gefunden". Auf deutsch: die Theologen forschen und forschen, aber in der Frage, was zu Ostern passiert ist, können sie sich nicht einigen; da gibt es keinen Konsens.
Weiter heißt es: "Was ist an jenem Ostermorgen mit dem in das Grab gelegten Jesus von Nazareth passiert? Auf diese Frage werden seit langem (und noch immer) ganz unterschiedliche Antworten gegeben, unter denen zwei Extrempositionen herausragen. Die erste - traditionelle - Antwort . . . versteht die Auferstehung Jesu . . . als ein reales (objektives) Geschehen und lautet: Jesus ist als der ins Grab Gelegte aus dem Tod erstanden. Darum war das Grab am Ostermorgen leer.
Die zweite - besonders in neuerer Zeit gegebene - Antwort . . . trägt . . . den natur-wissenschaftlichen Zweifeln an einer Wiederbelebung Verstorbener Rechnung und versteht die Auferstehung Jesu . . . als ein . . . (subjektives) Geschehen. Dementsprechend lautet sie: Die Auferstehung Jesu ist ein Vorgang, der sich entweder nur in den Anhängerinnen und Anhängern Jesu vollzogen hat oder wenn auch in Jesus selbst, dann nur in einem geistigen Sinn. Auf jeden Fall ist danach der zu Karfreitag in das Grab gelegte Leib Jesu im Grab geblieben. Er ist dort verwest, so wie jeder tote Leib verwest, der in ein Grab gelegt wird."
Zwei gegensätzliche Antworten; die erste, A), besagt: zu Ostern ist etwas geschehen, das die Wirklichkeit, die wir kennen, übersteigt. Ein Mensch ist gestorben, war tot und ist zu neuem Leben erwacht. Allerdings, er wurde nicht wiederbelebt, ist also nicht in dieses Leben zurück gekommen - sondern er ist durch den Tod hindurch in eine neues, anderes Leben getreten; er hat den Tod praktisch durch den Hinterausgang verlassen - hinein in eine Wirklichkeit, die uns von hier aus nicht zugänglich ist; eine Wirklichkeit, die den Rahmen der uns bekannten Naturgesetze sprengt.
Die zweite Antwort, B): zu Ostern ist etwas Außergewöhnliches geschehen; was genau, weiß man nicht, aber was immer es gewesen sein mag - es hat sich im Rahmen der uns bekannten Naturgesetze abgespielt; es bewegt sich innerhalb der Wirklichkeit, die wir auch sonst erleben; innerhalb einer Wirklichkeit, die für uns Menschen zugänglich und verstehbar ist.
Zwei Antworten, die nicht zu vereinbaren sind. Eines geht nur: entweder A) leeres Grab oder B) verfaulte Leiche; entweder A) ein Geschehen, das unsere Wirklichkeit sprengt oder B) ein Geschehen, das im Rahmen dieser unserer Wirklichkeit bleibt?
Zwei Antworten. Ich behaupte, die sind nicht die Folge logischer, wissenschaftlicher Überlegungen - sondern sie sind die Folge der jeweiligen Grundentscheidung in der Machtfrage: Wer A) einen großen Gott glaubt; einen Gott, der tatsächlich Himmel und Erde geschaffen hat, für den ist es kein Problem zu glauben, daß Gott auch einen Toten auferwecken kann. Das leere Grab ist überhaupt kein Problem - im Gegenteil!
Wer dagegen B) keinen Gott über sich duldet, der kann natürlich auch keine Ereignisse akzeptieren, die sich der intellektuellen Kontrolle bzw. dem menschlichen Verstehen grundsätzlich entziehen. Was nicht sein darf, daß nicht sein kann. Also findet man jede Menge Begründungen, warum das Grab eben nicht leer gewesen sei.
3. Was stimmt denn nun? Was ist damals zu Ostern wirklich passiert? Die einzigen objektiven Hinweise, die wir haben, finden sich im Neue Testament. Wenn man dort die Auferstehungs-Geschichten liest, dann finden sich in allen vier Evangelien übereinstimmend zwei Grundaussagen: 1.) das Grab war leer. "Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier; er ist auferstanden." Und 2.) Jesus ist von den Frauen und Jüngern gesehen worden. (Er war nicht ständig unter ihnen, sondern immer nur kurzzeitig; er war auch nicht mehr "der Alte", d. h. er war verändert: er ist praktisch durch Wände gegangen, ist in einen verschlossenen Raum erschienen; er ist längere Zeit neben den Emmaus-Jüngern gelaufen und sie haben ihn nicht erkannt; dann ist er plötzlich spurlos verschwunden. Er war aber auch kein Gespenst - er hat etwas gegessen; der ungläubige Thomas hat ihn angefaßt, er hat gewissermaßen kontrolliert, ob Jesus auch echt war.)
Paulus faßt das im 1Ko-Brief zusammen; 15, 1ff: Jesus ist auferstanden am dritten Tage und gesehen worden von Petrus, danach von den 12 Jüngern und danach von mehr als 500 Menschen auf einmal.
Aber, neben diesen Gemeinsamkeiten finden sich auch zahlreiche Widersprüche. Da paßt einiges nicht zusammen: Z. B. gehen - in allen vier Evangelien - zuerst Frauen zum Grab; bei Johannes ist es eine, bei Matthäus sind es zwei, bei Markus drei und bei Lukas wohl eine ganze Menge. Mal sind sie hocherfreut, mal sind sie nur erschrocken; mal glauben sie, mal glauben sie nicht. Am schärfsten ist dann Himmelfahrt; die findet bei Lukas nahe Jerusalem statt, bei Matthäus in Galiläa (d. h. ca. 150 km weiter nördlich; Markus läßt den Ort offen und Johannes erwähnt die Himmelfahrt gar nicht).
Kurz: Die Ostergeschichten sind in sich nicht sonderlich überzeugend; schon gar nicht sind sie ein "notariell beglaubigtes Protokoll". Alles was wir haben, sind einige Geschichten, die sich teilweise widersprechen und obendrein nicht aus erster Hand stammen, sondern erst 20, 30, 40 oder noch mehr Jahre nach dem Ereignis in der jetzigen Form aufgeschrieben wurden.
Die Frage lautet: Wie stellen wir uns zu diesen Geschichten? Religion A) sagt dazu: Die Widersprüche sind in der Tat nur schwer oder gar nicht aufzulösen; aber dennoch, die Ostergeschichten sind Zeugen-Aussagen. Sie wurden halt 20, 40 oder noch mehr Jahre nach den Ereignissen aufgeschrieben. Folglich bringen die Zeugen in ihren Erinnerungen einiges durcheinander und verwechseln manches. Dennoch sind sie glaubwürdig; diese Menschen haben für dieses Zeugnis ihr Leben riskiert; die würden uns niemals belügen. Sie berichten - nach bestem Wissen und Gewissen - Ereignisse, die tatsächlich geschehen sind. Sie berichten, was sie entweder selbst gesehen und erlebt haben bzw. das, was sie "mit Fleiß erkundet" haben (s. auch Anhang 2).
Religion B dagegen sagt: Die Evangelien wollen gar keine Zeugen-Aussagen sein. Sondern sie sind Lehrerzählungen, Lehrfabeln, religiös-pädagogische Geschichten. Sie wollen nicht berichten, was wirklich geschehen ist. Sondern die ersten Christen wollten damit nur ihren Glauben verständlich machen; wollen ihn erläutern, illustrieren, plastisch ausschmücken. Die Widersprüche seien Beweis dafür, daß die Osterereignisse ausgedachte, erfundene Geschichten sind. (Nachzulesen z. B. im SPIEGEL 50/99: Was von all dem, was in den Evangelien über die Auferstehung steht, ist Legende? Lindemann: Die Überlieferung vom leeren Grab und seinem Auffinden durch Frauen und Jünger, die unterschiedlichen Schilderungen der Begegnungen mit dem Auferstandenen und natürlich auch die Himmelfahrt.")
Diese beiden Überzeugungen stehen sich unvereinbar gegenüber. Die Theologen können sich in dieser Frage - Wahrheit oder Dichtung - nicht einigen; sie haben "noch immer zu keinem Konsens gefunden". Und sie werden auch niemals zu einem Konsens finden. Genau so wenig wir alle unter einen Hut kommen werden. Denn hier geht es nicht um logisches Denken und objektive wissenschaftliche Argumente; hier geht es um knallharte persönliche Interessen; hier geht es um die Macht; hier geht es einzig und allein darum: wer setzt sich durch - Gott oder der Mensch? Kurz: diese Frage wird nicht im Kopf entschieden - sondern im Gewissen: akzeptiere ich eine Autorität über mir oder lehne ich die ab. Letztlich lautet der Unterschied: A) denkt: Ich möchte gerne, daß Jesus leiblich auferstanden ist; deswegen muß das Grab leer sein. Und B) denkt: Ich will nicht, daß Jesus leiblich auferstanden ist; deswegen darf das Grab nicht leer sein.
4. Wir haben in Deutschland - Gott sei Dank! - Meinungsfreiheit. Hier darf und kann jeder glauben, was er für richtig hält. Wer der Meinung A) ist, das Grab war leer, der darf das glauben. Und wer B) für richtig hält, Jesus ist im Grab verfault, bitteschön sie darf auch das glauben. Es bringt auch nichts, hier lange zu diskutieren: jede Seite hat im tiefsten Inneren ihre Grundendscheidung getroffen und sucht sich dann die passenden Argumente dazu. Da kann man dann reden und reden und kommt keinen Zentimeter weiter.
Dennoch hier am Schluß das wichtigste, das entscheidende Argument von A). Ich habe gerade eine Biographie gelesen von einem Pfarrer, der vielen Menschen geholfen hat, Christ zu werden. Und der sagt da: es kommt vor, daß ein Mensch zur Beichte geht und beichtet: ich habe einen Kälberstrick gestohlen. Daß an diesem Strick das Kalb noch angebunden war, das sagt er aber nicht. D. h., man nennt ein paar eher harmlose unbedeutende Dinge - die entscheidenden schwerwiegenden Probleme aber werden verschwiegen. In der Folge ist die ganze schöne Beichte natürlich für die Katz.
Auf diesem Niveau dürften sich vermutlich viele Menschen bewegen. In gewissen Grenzen, in einem gewissen Rahmen akzeptieren sie die Kirche, akzeptieren sie Gott und den Glauben. Aber dort, wo es in ihrem Leben wirklich ernst wird, wo es ans Eingemachte geht, dort lassen sie sich nicht reinreden. Gott ist bei gewissen Anlässen ganz schön und gut, sonntags oder wenn es einem dreckig geht; aber die wichtigen und entscheidenden Fragen des Lebens entscheidet man selbst, da muß Gott draußen bleiben.
Auch hier steht die Machtfrage; und zwar im Leben jedes einzelnen Menschen: A) ein großer Gott und darunter ein kleiner Mensch; oder B) ein großer Mensch und darunter die Religion? Bestimmt Gott bzw. der Glaube das ganze Leben oder nur einen Teil davon.
Das Ergebnis: dieser ganze schöne Kälberstrick-Glaube ist für die Katz. Erst wenn ein Mensch nicht nur den Strick sondern auch das Kalb beichtet, beginnt der christliche Glaube. Erst wenn wir ganz ernst machen, wenn wir unser ganzes Leben Gott unterordnen, wenn wir uns echt und ehrlich und ganz unter die Autorität Gottes stellen; erst dann beginnt das Christsein wirklich. Dann allerdings beginnt auch etwas völlig Neues. Die Bibel nennt das: ein Mensch "wird von neuem geboren" oder auch man "wird eine neue Kreatur" oder lutherisch ausgedrückt: wie werden "von Gott gerechtfertigt".
Mit anderen Worten: Jesus hat zu Himmelfahrt gesagt: "Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende!" Wenn das stimmt, wenn Jesus tatsächlich auferstanden und tagtäglich bei uns ist, dann kann man davon etwas merken. Dann kann Ostern über die 2000 Jahre hinweg heute in mein Leben hinein wirken.
Darum: Was Ostern geschehen ist, werden wir nicht herausfinden durch lange Diskussionen oder gelehrte Bücher - sondern allein dadurch, daß wir mit dem Glauben Ernst machen, daß wir unser ganzes Leben unter die Autorität Gottes stellen.
Bei Lukas steht die Geschichte von den Emmaus-Jüngern. Jesus lief neben denen her; sie haben mit ihm diskutiert - aber sie erkannten ihn nicht. Sie hatten nichts begriffen. Dann "nahm er das Brot, dankte, brach's und gab's ihnen. Da wurden ihre Augen geöffnet und sie erkannten ihn." Das ist das Entscheidende: Man kann zur Kirche gehen noch und noch; man kann zig Predigten hören und x Bücher lesen und endlose Diskussionen führen - wenn unsere Augen nicht geöffnet werden, begreifen wir nichts. Aber wenn Gott uns die Augen öffnet, dann hören alle Diskussionen auf; dann ist alles klar.
Oder Maria Magdalena; sie steht am Grab; ist todunglücklich - obwohl Jesus direkt vor ihr steht. Jesus ist da, aber sie erkennt ihn nicht; sie begreift nichts - bis zu dem Augenblick, wo er zu ihr sagt: Maria. Das ist oft genug unser Leben: Wir stecken voller Sorgen, sind vielleicht todunglücklich; Jesus ist da, aber wir begreifen es nicht - bis er uns bei unserem Namen ruft: Maria, Ernst, Paul, Frieda . . . Dann, in solch einem Augenblick, hören alle Fragen auf; dann ist Ostern auch bei uns.
Deswegen sei hier der "ungläubige Thomas" wärmstens empfohlen. Der gab sich nicht zufrieden mit dem, was andere ihm erzählt haben. Der wollte es selber wissen; und zwar genau wissen. "Ich kann's nicht glauben, bis ich ihn selber gesehen habe, bis ich's wirklich ganz genau weiß". Im Blick auf Ostern sollte jeder Mensch konsequent sein und sich nicht abwimmeln lassen. Sondern so lange suchen und beten, bis er es genau weiß: "Mein Herr und mein Gott".
Amen
Anhang 1: Kirche
Diese beiden Positionen A und B treten selten in Reinkultur auf; sondern sind häufig miteinander vermengt. Es finden sich in der Kirche überhaupt, bei den einzelnen Pfarrern und in den einzelnen Gemeinden (bzw. GKR) häufig Element sowohl von A als auch von B. Und die sind dann oft zu einem merkwürdigen Brei verrührt.
Mit dem Ergebnis: Die Kirche als Ganzes und die einzelnen Gemeinden sind weder richtig christlicher Glaube noch richtig Aufklärung. Sie sind letztlich ein undefinierbares etwas: gleichzeitig Hü und Hot, warm und kalt, Fisch und Fleisch . . .
Das größte Problem unserer Kirche ist - meiner Meinung nach - nicht die unverständliche Liturgie oder die alten Lieder; sondern: ev. Kirche hat (weithin) kein klares, eindeutiges Profil. Sie bezieht sowohl in der Öffentlichkeit, in der Gesellschaft, als auch vor Ort in den Gemeinden selten wirklich Stellung. Sie sagt kaum einmal eindeutig ja - nein; gut - böse; richtig - falsch. Stattdessen wird meist - mehr oder weniger deutlich - herumgeeiert.
Und vor allem: Kirche und Theologie haben kaum wirkliches Evangelium, gute Nachrichten zu sagen. Es wird viel Nettes, Richtiges und Schönes gepredigt - aber Evangelium? Wenn Jesus tatsächlich auferstanden ist, müßte die Kirche dies doch hinausbrüllen: "Christus ist auferstanden". Der Tod ist besiegt! Die Welt müßte widerhallen von diesem gewaltigen Ereignis. Hören Sie was davon?
Anhang 2: Apostelgeschichte
Sie kennen sicherlich alle die Geschichte von der Bekehrung das Saulus. Der war auf dem Wege von Jerusalem nach Damaskus, um die dortigen Christen hinter Gitter zu bringen. Unterwegs "umleuchtete ihn ein Licht und er hörte eine Stimme: Saul, Saul, was verfolgst du mich?"
Dieses Ereignis wird in der Apostelgeschichte dreimal beschrieben - und jedes Mal anders. In Kapitel 9,7 hörten seine Begleiter die Stimme, aber sahen nichts. Laut Kapitel 22,9 war es genau umgekehrt: die Begleiter sahen das Licht, hörten aber die Stimme nicht. Laut Kapitel 26,14 sahen alle das Licht, ob sie was hörten bleibt offen - aber diesmal stürzten alle zu Boden, während sie im Kapitel 9 noch sprachlos standen.
Mir hat einmal ein Pfarrer gesagt, die Apg. sei "eine Lukanische Konstruktion". D. h., Lukas habe dort ein wenig Wahrheit und viel Dichtung verrührt und eine Art religiösen Phantasy-Roman geschrieben. Bloß wenn ich so etwas schreiben sollte, dann würde ich dafür sorgen, daß dies ein glatter, runder Roman wird und keine solchen Widersprüche enthielte. Daß sie trotzdem drin sind, ist für mich der Beweis, daß Lukas sich die Apostelgeschichte eben nicht aus den Fingern gesogen hat - sondern in großem Respekt genau das wiedergibt, was seine Informanten ihm mitgeteilt haben.
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