Presse-Andachten
Wer die Wahl hat . . . (14. 07. 07)
. . . hat die Qual. Ein weiser Satz. So mancher kann ein Liedlein davon singen: Wenn - zum Beispiel - der brave Ehemann mit dem Einkaufszettel seiner geliebten Gattin hilflos durch den Supermarkt irrt. Oder der gute Staatsbürger in der Wahlkabine steht und verzweifelt überlegt, welche der Parteien denn das kleinste Übel sein könnte?
In der evangelischen Kirche ist das ein wenig anders. Dort finden zwar auch bald Wahlen statt (im November werden die Gemeindekirchenräte neu gewählt), doch die Auswahl ist eher bescheiden. Mancherorts hat man sogar Mühe, genügend Kandidaten aufzutreiben. Wohl auch, weil hier mitunter gilt: Wer sich wählen läßt, hat die Qual. Seien es oft endlose Sitzungen um eher belanglose Nebensächlichkeiten; sei es der Ärger über eine Kirchenbürokratie, die den Gemeinden kaum noch Spielräume für eigene Entscheidungen läßt; sei es der Verdruß, weil nicht Sachfragen sondern Eitelkeit und Geltungsdrang das Miteinander bestimmen.
Und dennoch, gegen allen Augenschein sind diese Wahlen wichtiger als jede politische Wahl. Das wird vermutlich kein Mensch glauben, aber es ist so! "Der Gemeindekirchenrat ... trägt Mitverantwortung für die rechte Verkündigung des Wortes Gottes", heißt es in der Verfassung (Grundordnung) der evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen. Die entscheidende Frage lautet: Was ist das denn überhaupt, das "Wort Gottes"? Gibt es tatsächlich "Gott den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde"? Existiert da irgendwo jemand, der uns Menschen etwas absolut Einmaliges sagen möchte?
Wenn ja, hängt alles davon ab, daß in den Kirchen tatsächlich das gepredigt wird, was dieser Gott uns sagen will - und nicht "Opium des Volkes" (d. h. schöne, nette Dinge, die sich Menschen ausgedacht haben, weil sie wünschen, daß Gott die sagen sollte). Dies gilt besonders, wenn Gott uns warnt vor möglichen Gefahren: "Gerechtigkeit erhöht ein Volk; aber die Sünde ist der Leute Verderben", steht zum Beispiel in der Bibel. Dies gilt auch, wenn Gott uns Wege zeigt, diese Gefahren zu bestehen: "Rufe mich an in der Not, so will ich dich retten". Dies gilt nicht zuletzt im Angesicht des Todes; wenn Jesus sagt: "Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tod zum Leben hindurchgedrungen."
Sind diese 70 oder 90 Jahre Leben wirklich alles? Oder sind wir eingeschlossen in die Ewigkeit; einer Wirklichkeit, die unsere Vorstellungen weit übersteigt? Einer Wirklichkeit, die sich nicht veralbern läßt; vor der wir alle uns irgendwann verantworten müssen? Einer Wirklichkeit, die dennoch unbeschreibliche Hoffnung bietet: "Aller Schmerz unseres Lebens ist nichts im Vergleich zu der Herrlichkeit, die Gott uns schenken will", schreibt Paulus.
"Wort Gottes" sind Nachrichten aus dieser Wirklichkeit. Sie sind nachdrückliche Warnung und dennoch voller Trost, Hoffnung, Kraft und Leben. Sie weisen hin auf Dinge, die ungleich wichtiger sind als Geld und alle Politik "Der Gemeindekirchenrat ... trägt Mitverantwortung für die rechte Verkündigung des Wortes Gottes". Möge Gott uns Gemeindekirchenräte schenken, die dieser Verantwortung gerecht werden.
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