Presse-Andachten
"Wo war Gott?“ (15. 09. 01)
Vor einer Woche stand an dieser Stelle, wie ein Engel Gottes einen (höchstwahrscheinlich) folgenschweren Unfall verhindert hat. Heute sollte hier die Fortsetzung folgen. Eine weitere kleine Geschichte, wie Gott uns im tagtäglichen Leben spürbar helfen kann.
Doch jetzt steht unüberhörbar die Frage im Raum, die solche kleinen Geschichten gnadenlos niederbrüllt: Wo war Gott vergangenen Dienstag? Wo war Gott, als in New York im World Trade Center tausende Menschen sinnlos sterben mußten? Warum hat Gott dort nicht geholfen?
Eine Frage, die seit Jahrtausenden wieder und wieder gestellt wird: Wo war Gott - im letzten Krieg; in Auschwitz; als das Kind gestorben ist; als ich diese oder jene schlimme Sache erleben mußte . . .
Die Bibel ist kein bequemes Buch. Sie bietet nicht einfache Antworten für alle Lebenslagen. Aber sie berichtet von Menschen, die diese Fragen durchlebt und durchlitten haben; die an ihnen fast zerbrochen sind: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?"
Der Gott der Bibel ist kein bequemer Gott. Er ist kein 'Opium des Volkes', mit dessen Hilfe man sich leicht beruhigen und vertrösten kann. Im Gegenteil, er sagt uns Dinge, die höchst beunruhigend sind. (Zumindest für den, der in der Lage ist, das zu hören.)
Und der christliche Glaube ist kein bequemer Glaube. Er lebt aus der ungeheuren Spannung zwischen Liebe und Gerechtigkeit, zwischen Gnade und Gericht, zwischen Golgatha und New York. Er lebt aus der Spannung zwischen Evangelien und Offenbarung. Zwischen "so sehr hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab" und "die Menschen werden vergehen vor Furcht in Erwartung der Dinge, die kommen sollen über die ganze Erde".
Nur wer sich diesem Glauben stellt, dem Kontrast von Wahrheit und bequemen Träumereien, kann wirkliche Antworten erhalten. Diese Antworten sind oft nicht leicht zu finden; aber es werden Antworten sein, die tragen werden. Die tragen werden buchstäblich durch den Tod hindurch.
(Wer an diesen Fragen ernsthaft interessiert ist, dem seien die letzten Seiten der Bibel empfohlen. Die 'Offenbarung des Johannes' wurde vor fast 2000 Jahren geschrieben und ist folglich schwer zu verstehen. Aber sie enthält zahlreiche Denkanstöße, die gerade heute äußerst aktuell sind!)
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