Presse-Andachten
Aschermittwoch (10. 02. 98)
Im Winter ruht die Natur und schöpft Kraft für das kommende Frühjahr. In der Nacht schläft der Mensch (normalerweise) und erholt sich für den neuen Tag. Ruhe und Aktivität sind die Pole, die den Rhythmus des Daseins bestimmen. Beide sind nötig für ein kraftvolles, gefülltes Leben.
Einer schlechten Nacht folgt meist kein guter Tag, einem lauem Winter oft - so die Bauernregeln - ein unerfreuliches, kühles Frühjahr. Wer keine sinnvollen Aufgaben findet (z. B. weil er allein oder arbeitslos ist), wird unzufrieden. Und wer immer nur hetzt und unter Streß steht, läuft Gefahr, krank zu werden. Beides ist nötig - Plus und Minus, Arbeit und Ruhe, Freude und Schmerz.
Nicht jeder fühlt sich wohl im Trubel eines Rosenmontags-Umzuges. Kaum jemand kann noch etwas mit der vom Kalender verordneten Besinnung am Aschermittwoch anfangen. Dennoch brauchen wir alle - jeder auf seine Weise - Fasching und Aschermittwoch: Fröhliches, unbekümmertes Feiern aber auch Zweifel und Nachdenken.
Deshalb ist es nötig, sich ab und zu "Asche aufs Haupt zu streuen". Wenn wir das verlernen, besteht die Gefahr, daß diese Asche sich in der Seele breit macht. Die Folge wäre ein trübes Leben, grau in grau, ohne Spannung und Kraft. Wer das Minus in seinem Leben immer nur verdrängt bzw. ihm ständig auszuweichen sucht, wird unfähig, wirkliche Höhepunkte zu erleben.
Am Aschermittwoch beginnt die Passionszeit, die hinführen soll zu dem großen Minuspol in der Geschichte der Menschheit: Karfreitag erinnert an das Ereignis, aus dem der christliche Glaube seine Kraft bezieht: Gott stirbt für unsere Schuld. Gott stirbt, damit unser Leben neu und frisch, eben wieder spannend werden kann. Jesus Christus nimmt am Kreuz die Asche unserer Seelen mit in seinen Tod.
Aschermittwoch ist der Beginn einer Zeit, die uns helfen soll, das zu entdecken, was die Bibel auf den einfachen Nenner bringt:
"Wenn ich dich anrufe, so erhörst du mich und gibst meiner Seele große Kraft."
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