Presse-Andachten
"Stille Nacht, heilige Nacht" (08. 12. 01)
dudelt es an allen Ecken. Mit 'still' hat das nicht viel zu tun - und mit 'heilig'? Unbegrenzte Freiheit und Selbstverwirklichung sind heute aktuell, aber Heiligkeit? Der Begriff 'Pflicht' klingt unangenehm und ist deshalb aus der Mode gekommen. Haben wir noch Ideale, denen wir ver-pflicht-et sind? Gibt es Dinge, vor denen wir Respekt empfinden, vor denen wir Ehrfurcht haben. Gibt es Werte (abgesehen vom Geld), denen wir dienen; die über uns stehen, denen wir untergeordnet sind? Sind Achtung, Staunen, Dankbarkeit - eben Ehrfurcht - Empfindungen, die heute das Leben von Kindern und Jugendlichen prägen?
Ein Ameisenvolk, in dem jede Ameise macht, wozu sie gerade Lust hat, wird nicht lange überleben. Eine Gesellschaft ohne gemeinsame Ziele, ohne 'höhere Werte', wird über kurz oder lang massive Probleme bekommen; die Gesellschaft insgesamt und damit auch jeder Einzelne.
Diese 'höheren Werte' können mißbraucht werden; das hat unser Volk im letzten Jahrhundert schmerzvoll erleben müssen. Aber ohne diese Werte geht es auch nicht. Sie bedeuten Schutz und Geborgenheit. Wo sie fehlen wird die Gesellschaft kalt und krank; der Einzelne einsam. Ohne 'höheren Sinn' wird das Leben halt sinnlos. Es gibt dann nichts mehr, das uns Ziel, Trost und Hoffnung geben könnte.
Vor 200 Jahren gab es noch keine Autos oder Eisenbahnen. Damals war Reisen eine beschwerliche Sache; die Menschen mußten oft erstaunlich weite Strecken zu Fuß bewältigen, bei Wind und Wetter, in Kälte und Dunkelheit. Wenn dann jemand nach einer solchen Reise endlich die 'Lichter der Heimat' sah, muß das wie eine Erlösung gewesen sein: dort ist Wärme und Geborgenheit; dort sind Menschen, die mich erwarten.
Weihnachten ist mitunter wie solch ein 'Licht in der Ferne'; wie eine Ahnung von einer Heimat hinter dem Horizont unserer Vorstellungskraft. Christen wissen von solch einer Heimat in der Ewigkeit. Dies ist jedoch keine so süßliche, fade oder öde Geschichte, wie in kirchlichen Veranstaltungen manchmal der Eindruck entsteht. Es ist eine Heimat bei einem heiligen Gott. Ein Gott, der über uns steht; dem zu dienen, wir verpflichtet sind. Ein Gott, der unsere Pflichten einfordern wird; vor dem wir uns verantworten müssen; der sich von niemanden auf der Nase herumtanzen läßt. Ein Gott, der aber dennoch Liebe ist; der uns trösten kann, "wie einen eine Mutter tröstet". Ein Gott, der - gerade weil er heilig ist - Schutz und Geborgenheit für uns bedeutet.
Es war tatsächlich eine heilige Nacht, damals vor 2000 Jahren. Eine Nacht, durch die wir heute Ziel, Trost und Hoffnung finden können. Vorausgesetzt wir wissen, wo wir danach suchen müssen.
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