Presse-Andachten
Der Boden unter deinen Füßen (20. 07. 02)
von Christine Schulze, CVJM Hdl
"Da zieht es dir den Boden unter den Füßen weg" - ein Sprichwort; doch was, wenn es wirklich so scheint, den Halt zu verlieren und die Bodenhaftung. Am 19. 02. 2002 hatte meine Schwester diesen tragischen Unfall, der uns schier den Boden unter den Füßen zu nehmen schien. Dem Hören folgte eine Ohnmacht und ein Nichtverstehen des Geschehenen. Nie hätten wir mit einer solchen Situation gerechnet.
Die Verletzungen und der Zustand von Conny waren in unseren Augen einfach zuviel, wie riesige Berge, die man nicht einfach wegschieben kann. Ein schwerer Schädelbasisbruch, eine Hirnblutung, ein mehrfach gebrochenes Becken, eine Oberschenkelfraktur, ein gebrochenes Schlüsselbein und eine Schulterverletzung. Und die Tatsache, daß Conny schwanger war . . . Die Ärzte konnten nicht viel sagen; uns auch in keiner Weise Hoffnung machen. Auch sie waren recht hilflos in dieser Situation.
Gott, warum? Warum Conny? Fragen, die nicht von uns zu beantworten sind, die aber einfach da waren. Viele Menschen, die Conny kennen, und viele, die ihr nie begegnet waren, begannen für sie zu beten. Dies war eine Hilfe, die nicht zu ermessen ist.
Wir durften in unseren Gebetszeiten erfahren, wie Gott uns seinen Frieden schenkte, als wir noch keinen Schimmer davon hatten, wie alles werden würde. Anfangs wurde Conny beatmet und befand sich in einer Art Dämmerzustand aufgrund der Hirnblutung und der Medikamente. Doch schon in dieser Zeit schien sie unbewußt zu beten; und als Mutti mit ihr das 'Vater unser' betete sagte sie laut: AMEN.
Als mein Onkel mit seiner Frau längere Zeit an Connys Bett betete, sagte die Schwester von der Intensivstation: "Kommen sie doch morgen wieder; das tut ihr gut und ihre Vitalwerte verbessern sich."
In einem Gespräch mit dem Arzt wurde Mutti gesagt, daß es Tage und Wochen dauern kann, bis sich die Verbindungen im Gehirn wieder herstellen. Doch bereits am nächsten Tag durften wir erleben, daß Conny wieder bei Bewußtsein war. Wir freuten uns wie wahrscheinlich nie zuvor. Die ersten Dinge, die Conny tat, waren u. a. die Zähne putzen und den Appetit nach einem Glas Cola äußern - was sie aber wohl nicht bekam.
Zu dieser Zeit war sie schon am Wehentropf und wußte dann auch, daß das Baby tot ist. Sie konnte die Geburt bewußt miterleben und so auch ein Stück Abschied von dem Kind nehmen. Am 26. 02. wurde Benedikt Thomas beerdigt.
Es folgten zwei Operationen, die Conny dank Gottes Hilfe gut überstand. Seit dem 21. 03. ist sie zu Hause. Auch das ist ein riesiges Wunder für uns. Trotz der Traurigkeit hat sie einen großen Frieden über den Verlust des Babys; sie weiß Benedikt ganz gewiss bei Jesus. Wenn die Knochenbrüche soweit stabil sind, kann dann eine Reha-Maßnahme zum Aufbau der Muskulatur und zum Gehen-Üben erfolgen.
Conny jetzt zu sehen, macht uns dankbar und froh. Es macht uns bewußt, was Gott getan hat und immer noch tun kann. Danke Jesus, daß Du der Fels bist, auf dem wir stehen und auf den wir trauen können, in jeder Situation.
Dieses Dokument downloaden als PDF-Datei.