Presse-Andachten
Deutsche Sprache . . . (15. 01. 2005)
reiche Sprache. Um das zu unterstreichen, war vor nicht allzu langer Zeit eine Gruppe von Experten ausgezogen, das schönste deutsche Wort zu suchen. Ein Unterfangen, das wohl auch im Ausland mit Interesse beobachtet wurde. Dort dürften sich Künstler, Journalisten, Politiker usw. eine Antwort erhofft haben, was das denn sei, die Seele der deutschen Sprache oder gar das Herz der deutschen Kultur. Nach langer Suche und intensiven Beratungen wurde es dann präsentiert, das liebste, schönste und kostbarste deutsche Wort: "Habseligkeiten". Das beschreibe die "Besitztümer" eines Menschen; etwa wie ein sechsjähriges Kind "den Inhalt seiner Hosentasche ausbreitet". So die Begründung!
Nun sei gerne zugegeben, "Habseligkeiten" beschreibt durchaus zutreffend so manches, was sich derzeit in allen(!) Schichten unserer Gesellschaft abspielt. Auch erinnert deutsche Kultur heute mitunter tatsächlich an den Inhalt der Hosentasche eines Sechs- oder Zwölfjährigen. Dennoch fragt man sich, warum nicht gleich "Armseligkeit" gekrönt wurde? Ich jedenfalls empfinde andere deutsche Worte als ungleich schöner; zum Beispiel: "Trost". Da ist alles drin, was ein Mensch ersehnt: Wenn ein Kind sich das Knie aufgeschlagen hat und von seiner Mutter getröstet wird. Wenn es Probleme im Beruf gibt und zu Hause jemand wartet, der uneingeschränkt zu mir hält. Wenn in schwerer Krankheit der Arzt neue Hoffnung schenkt. Wenn - wie auch immer - der Boden unter unseren Füßen wankt und wir die Gewißheit erlangen: es wird gut. Bis dahin, daß ein Mensch getröstet und in Frieden sterben kann.
Wohlgemerkt: Trost ist nicht gleichbedeutend mit Wunder. Ein Wunder ist, wenn entgegen jeder Wahrscheinlichkeit plötzlich alle Probleme gelöst und sämtliche Sorgen verschwunden sind. Trost dagegen heißt, inmitten aller Probleme und trotz der vielen Sorgen Geborgenheit, Kraft und neuen Mut zu finden; eben getröstet werden und Hoffnung schöpfen.
Nur leider, Begriff und Sache sind verschiedene Dinge. Auch von Herzen kommende gute Wünsche oder ein ehrliches "Kopf hoch, es wird schon wieder" können meist nicht wirklich trösten. Vom billigen "Vertrösten" ganz zu schweigen. Auch gut gemeinte Predigten in der Kirche (oder fromme Sprüche in der Zeitung) helfen oft nicht weiter. Trost ist halt weniger eine Sache von Worten oder des Verstandes oder des guten Willens; Trost heißt Gewißheit des Herzens;
Auch in der Bibel spielt dieses Wort eine wesentliche Rolle. In Luthers Übersetzung findet man es (einschließlich der Abwandlungen wie trösten, getröstet usw.) mindestens 270 mal. Dort ist auch die Rede von einem "Frieden, der höher ist als alle Vernunft"; d. h. einem Trost, der unsere Vorstellungskraft übersteigt, der größer ist als alle Not und Elend dieser Welt. Doch auch hier sind Begriff und Sache zweierlei Ding. Man kann ihn nicht herbeireden. Aber man kann diesen Frieden von Gott erbitten. Und so bitte ich für uns alle, für Sie und für mich, daß die uralten Segensworte an uns und unserem Volk wieder neu Erfüllung finden:
Der HERR segne Dich und behüte Dich, der HERR lasse sein Angesicht leuchten
über Dir und sei Dir gnädig; der HERR erhebe sein Angesicht über Dich
und gebe Dir Frieden.
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