Frommes Allerlei
„Meine Zeit“ (Geburtstag); Ps. 31,16
Liebe Gemeinde,
es ist mir immer ein großes Vergnügen, wenn ich hier vorn stehe und sehe, wie das geschätzte Publikum mir wehrlos ausgeliefert ist. Um dieses Vergnügen richtig genießen zu können, werde ich heute nicht nur eine Predigt halten - sondern deren drei plus eine Zugabe. Dazwischen wird jeweils ein Lied gesungen.
Predigt I
"Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei" heißt es in einem - mehr oder weniger - geistvollen Schlager. Ein ähnlich geistvolles (sächsisches?) Sprichwort lautet: "In der Not schmeckt die Wurst auch ohne Brot". Und tatsächlich, es soll Menschen geben, die schleichen in unbeobachteten Momenten an den Kühlschrank und schneiden heimlich eine Scheibe Wurst ab. Allerdings - das möchte ich betonen! - es gibt Leute, die essen und essen und werden immer dünner (Ich schaue gar niemanden an.); und andere, die essen so gut wie nichts, und werden immer dicker. Deshalb kommt es häufig vor, daß bei dem Thema "Wurst und Kühlschrank" Personen in Verdacht geraten, die völlig unschuldig sind ! ! !
Wie dem auch sei, so eine Scheibe Wurst kann schon eine feine Sache sein. Der Haken ist bloß: mit jeder Scheibe, die man abschneidet, wird der Rest der Wurst ein wenig kürzer. Auch ein Geburtstag ist eine feine Sache, besonders wenn's ein runder ist. Aber, auch ein Geburtstag bedeutet: das verbleibende Leben ist wieder ein Stück kürzer geworden. Nun gibt es "Lebenswürste", von denen kann man hundert oder mehr Jahresscheiben abschneiden; andere dagegen sind zum Teil erheblich kürzer. Wir alle wissen nicht, wie viele Geburtstage wir noch feiern können. Sicher ist nur: unsere Lebenszeit ist begrenzt; irgendwann wird die letzte Scheibe abgeschnitten; irgendwann wird unsere Zeit abgelaufen sein.
Da stellt sich die Frage: Was ist das überhaupt - Zeit? Ich frage mich das mit großem Ernst immer dann, wenn ich in dem bequemen Sessel liege, die Zahnärztin sich über mich beugt und der Bohrer seine lieblichen Geräusche von sich gibt. Dann wünschte ich mir regelmäßig, in einer anderen Zeit zu sein; vielleicht einen Tag weiter oder auch nur eine Stunde später. Dann wäre alles überstanden. Aber nein, man muß jede Sekunde bis zur Neige auskosten. Oder wenn mal was richtig schief gegangen ist: wie oft habe ich mir schon gewünscht, nur eine Stunde zurück und alles anders machen. Aber es geht nicht. Was geschehen ist, ist geschehen. Es ist nicht mehr zu ändern.
Wir sind in der Gegenwart buchstäblich gefangen; eingeschlossen im Heute, im Jetzt, im Hier. Wenn man jung ist und das ganze Leben noch vor sich hat, dann merkt man das kaum. Aber je älter man wird, umso deutlicher spürt man: wir sind eingesperrt; wir sind Gefangene. Die Zeit ist wie ein Käfig. Innerhalb dieses Käfigs können wir uns relativ frei bewegen, aber wir kommen da nicht raus. Wir können die Zeit nicht beeinflussen. Es gibt kein Anhalten und schon gar kein zurück. Dieser Käfig steht gewissermaßen auf einem Eisenbahn-Waggon und fährt mit uns immer weiter; langsam aber unaufhaltsam. Und wir wissen nicht wohin?
Was ist das - Zeit? Oder anders formuliert: Was befindet sich außerhalb des Käfigs? Gibt es dort vielleicht auch Leben? Gibt es Sein, Existenz hinter bzw. jenseits der Zeit? Oder noch anders ausgedrückt: Worauf ruht die Zeit; was ist ihr Fundament; was ist das Gleis, auf dem der Käfig unseres Lebens in eine ungewisse Zukunft fährt?
Die heute allgemein übliche Überzeugung lautet sinngemäß: hinter der Zeit gebe es nichts. Ich habe von Physik keine Ahnung, aber es heißt wohl: Zeit sei eine Eigenschaft bzw. gewissermaßen ein Produkt der Materie. Wo keine Materie ist, ist auch keine Zeit. Also sinngemäß: vor 10 oder wie viel Milliarden Jahren habe es den großen Urknall gegeben. Dadurch sei das Weltall entstanden und mit ihm die Zeit, wie wir sie heute kennen. Seitdem breitet sich der riesige Kosmos immer weiter aus und auch die Zeit wird immer mehr. Gesteuert wird dieses gigantische Geschehen durch Naturgesetze und damit letztlich durch den Zufall. Es sei Zufall, daß unsere Erde entstanden ist, einige Milliarden Jahre um die Sonne kreist - bis die Sonne verglüht und damit auch die Erde wieder zerstört wird. Es sei auch Zufall, daß auf dieser unserer Erde Bedingungen herrschen, die Leben ermöglichen in dem kalten, leeren Kosmos. Durch Zufall seien auch wir aus der Zeit, aus der Materie hervorgegangen, um 70, 80, 90 Jahre zu hoffen und zu bangen, zu lachen und zu weinen - um anschließend wieder in der Materie zu versinken. Sinngemäß: "Aus toter Materie bist du geworden, zu toter Materie sollst du werden". Das Gleis, auf dem der Käfig unserer Lebenszeit einige Jahrzehnte rollt, seien blinde, seelenlose Naturgesetze.
Der christliche Glaube ist anderer Meinung. Ps. 31,15f: "Ich aber, HERR, hoffe auf dich und spreche: Du bist mein Gott! Meine Zeit steht in deinen Händen." Christen glauben: Hinter der Zeit oder auch unter der Zeit sind Hände, die sie halten. Gott trägt die Zeit; und zwar alle Zeit: den gewaltigen Kosmos, die Erde und auch dein und mein Leben. Dahinter steckt ein Wille, eine Absicht, ein Plan, ein Zweck. Alles Sein treibt nicht auf ein ungewisses, sinnloses Ende zu - sondern es hat ein Ziel, auf das hin es von Anfang an geschaffen und ausgerichtet ist. Auch der Käfig unserer Lebenszeit treibt nicht blind in die Zukunft; sondern er nimmt uns mit zu einem Ziel, das bereits vor dem Urknall von Gott geplant war. Ps 139,16: "Deine [d. h. Gottes] Augen sahen mich, als ich noch nicht bereitet war, und alle Tage waren in dein Buch geschrieben, die noch werden sollten und von denen keiner da war."
Das ist die Frage, vor der jeder Mensch steht: Was ist das Fundament meines Lebens; was ist der Boden, auf dem ich stehe? Stehe ich auf blindem Zufall; bzw. vielleicht sogar: bewege ich mich über dem Abgrund des Nichts? Oder ist da jemand, dessen Hände mich halten?
Amen. Ende Predigt I. Lied:
Predigt II
Christlicher Glaube heißt: Es gibt jemanden, dessen Hände halten das Weltall; dessen Hände halten unsere Erde; dessen Hände halten den Käfig Zeit, in dem die Menschheit durch die Geschichte fährt. Und dennoch: innerhalb dieses Käfigs läuft vieles schief. Da drinnen geht es drunter und drüber. Mitunter ist sogar regelrecht der Teufel los. Und oft genug läuft auch in unserem eigenen Leben vieles nicht so, wie wir uns das vorstellen.
Vor vielen, vielen Jahren war ich mal mit meinen lieben Kinderlein Daniel und Anne in Magdeburg in einem Kaufhaus am Breiten Weg irgendwo in der Nähe des Theaters. Es war ein relativ kleines Kaufhaus, wohl zwei Etagen - aber dennoch, Anne war plötzlich verschwunden. Sie war damals zwei, allerhöchstens drei Jahre alt; folglich war die Aufregung groß. Wir sind durch die eine Etage gerannt, alles abgesucht - nichts; durch die andere Etage - nichts. Zum Schluß fiel mir nichts mehr ein als: "Daniel, du bleibst hier am Eingang stehen und rührst dich nicht von der Stelle; falls Anne doch noch auftaucht. Und ich suche draußen auf der Straße." Und siehe da, dort spazierte unsere Tochter auf dem Fußweg herum. Sie schaute etwas betreten drein; war aber in einem unversehrten Zustand. Ihr könnt euch vorstellen: ich habe sie bei der Hand gefaßt und so schnell nicht wieder losgelassen.
Das ist der Normalzustand. In unbekannter Umgebung halten sich Mutter oder Vater und Kinder bei der Hand. Wenn die Kinder sich losreißen, kann es gefährlich werden; u. U. sogar sehr gefährlich. Mitunter sieht man Filme über 1945, die Flucht aus Ostpreußen. Wie viele Kinder wurden damals von ihren Eltern getrennt und haben sie niemals wieder gefunden? Dieser nicht-normale Zustand des Getrenntseins herrscht innerhalb des Käfigs Zeit: Die Menschheit hat sich von Gottes Händen losgerissen. Die meisten Menschen, die ganze Gesellschaft, leben ohne Gott. Sie sind ihm noch niemals begegnet. (In der Kirchensprache nennt man diesen Zustand der Trennung "Sünde".)
Der Unterschied ist nur: Kinder kennen - normalerweise - den Normalzustand. Sie wissen, daß da Hände sind, bei denen sie Halt und Schutz und Hilfe finden können. Die meisten Erwachsenen dagegen wissen das nicht. Sie wissen nicht, daß ein "Vater im Himmel" ist, der sie vermißt; der nach ihnen sucht - genau so bzw. noch ungleich mehr als ich seinerzeit nach Anne gesucht habe. Sie wissen nicht, daß eine Hand ausgestreckt ist, die ihnen Hilfe anbietet.
In der Bibel findet sich das Gleichnis vom verlorenen Sohn. Da hat ein junger Mann sich losgerissen von seinem Vater und ist mit dessen Geld in die weite Welt gezogen. Dort ging dann alles schief, was schiefgehen konnte - bis er sich sagte: "Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: 'Vater ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir . . . Und er machte sich auf und kam zu seinem Vater. Als er aber noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater, und es jammerte ihn; er lief und fiel ihm um den Hals und küßte ihn."
Das glauben Christen: Wir sind gefangen in der Zeit; mit allen Konsequenzen. Aber innerhalb des Käfigs haben wir alle Freiheiten. Wenn wir vor Gott weglaufen, dann läßt Gott das zu. Wenn wir sagen: Nein; Gott, mit dir will ich nichts zu tun haben, dann akzeptiert Gott das. Er zwingt uns nicht. Wenn wir aber sagen: Ja, Gott, ich will DEIN Kind sein, dann faßt Gottes Hand zu und hält uns und unser Leben fest.
Und falls jemand denkt: "Ich weiß es doch nicht; ich würde ja gerne, aber da sind so viele Fragen . . ." Zu dem sagt Gott: "Eines darfst du wissen: Meine Hand ist ausgestreckt. Mein Angebot steht. Ich warte auf dich und bin bereit, dich - wie der Vater den verlorenen Sohn - in meine Arme zu schließen; dein Leben in meine Hände zu nehmen. Ich warte sehr auf dich!"
Der Haken dabei: Dieser nicht-normale Zustand, dieses Losgerissensein von Gott, kann gefährlich werden. Denn die "Wurst" unseres Lebens ist begrenzt. Der Käfig Zeit fährt noch eine Weile weiter; aber irgendwann fallen wir heraus. Und dann entscheidet sich, ob wir in einen bodenlosen Abgrund fallen (die Bibel nennt den Hölle)? Oder ob wir gehalten werden; ob Gottes Hand uns heraushebt aus der Zeit - hinein in die Ewigkeit? Dann entscheidet sich, ob Gott uns in seiner Welt jenseits der Zeit ein neues, unvergängliches, ewiges Leben schenkt.
In den Kirchen gibt es deswegen gewisse Rituale, die helfen sollen, diese Verbindung zwischen Mensch und Gott gewissermaßen fest zu machen. Das ist vor allem die Taufe, bei den Evangelischen kommt noch die Konfirmation hinzu. Das Abendmahl will diese Verbindung immer wieder neu bestätigen und festigen. Allerdings, solche Rituale können auch leer und nutzlos sein. Entscheidend ist letztlich, was wir in unserem Innersten wollen. Sagen wir: "Nein Danke, Gott. Ich lebe mein Leben aus eigener Verantwortung und auf eigene Gefahr. Ich will deine Hilfe nicht."? Oder "glaube" ich an Gott; d. h. ich sage tagtäglich, jeden Tag neu: "Ja, Gott; mein Leben soll dir gehören. Ich bitte Dich, halte DU mich fest."? Das ist die Frage, an der sich am Ende alles entscheiden wird.
Amen. Ende Predigt II. Lied
Predigt III
Hollywood ist berühmt für seine Filme. In denen gibt es praktisch nichts, was es nicht gibt. U. a. gibt es dort auch Zeitreisen. Der Filmheld verläßt seine Zeit und taucht irgendwo in Vergangenheit oder Zukunft wieder auf. Zu diesem Zweck wurden Zeitmaschinen erfunden oder auch Türen bzw. Tore in der Zeit. Man geht da - wie auch immer - hindurch und findet sich auf der anderen Seite in einer anderen Zeit wieder.
Der Haken dabei: a) Hollywood ist halt Hollywood; die Realitäten sehen anders aus. Und b) man reist dort zwar von der einen Zeit in eine andere; aber dennoch bleibt man immer - irgendwo - innerhalb der Zeit; man bleibt innerhalb des Käfigs. Daß man den ganz verlassen und gewissermaßen hinter die Zeit reisen könnte, das hat - so weit ich weiß - selbst Hollywood noch nicht erfunden. Eine Existenz außerhalb der Zeit übersteigt menschliche Vorstellungskraft.
Nun kommt der christliche Glaube daher und sagt: Solch ein Tor gibt es doch. Es existiert tatsächlich. Es ist Realität! Es gibt eine Tür, durch die hindurch man den Käfig verlassen; durch die hindurch man aus der Zeit hinaus - hinein in die Ewigkeit gelangen kann. Allerdings, dieses Tor ist keine physikalische Besonderheit; sondern eine Person; es ist ein Mensch! Genauer: dieser Mensch (Bild 1: der Gekreuzigte). Jesus Christus hat durch sein Sterben etwas vollbracht, das sogar die geballte Hollywood-Phantasie in den Schatten stellt. Dort am Kreuz auf Golgatha ist etwas geschehen, das menschliche Vorstellungskraft übersteigt; und zwar weit übersteigt.
Eine bekannte Bibelstelle lautet; Joh 3,16: "So sehr hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingebornen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben nicht verloren werden, sondern ewiges Leben haben". Mit anderen Worten: So wie die Zeit vergeht, so vergehen auch wir Menschen; irgendwann und irgendwie gehen wir "verloren". Doch es gibt die Möglichkeit, aus dieser vergehenden Zeit heraus "gerettet" zu werden.
Jesus sagt von sich selbst; wortwörtlich!, das kann jeder nachlesen; Joh 10,9: "Ich bin die Tür. Wer durch mich eingeht, der wird gerettet werden." Und an anderer Stelle; Joh 14,6: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zu Gott denn durch mich." Dort, durch diesen Menschen hindurch, führt der Weg aus dem Käfig hinaus in die Freiheit.
Wenn etwas schon unsere Vorstellungskraft übersteigt, dann können wir es auch nicht angemessen beschreiben. Deshalb nur zwei Andeutungen:
a) Dieses Tor funktioniert genau umgekehrt. Nicht: wir klopfen an und gehen hindurch hinter die Zeit. Sondern: wir klopfen an und die Ewigkeit kommt heraus; das Sein hinter der Zeit kommt zu uns, in unser Leben herein. Gottes Hände fassen hinein in den Käfig und nehmen uns bei der Hand. Aus diesem Tor heraus wird uns bereits jetzt, hier im Käfig, zeitloses Leben geschenkt; uns wird der "Geist Gottes" gegeben; uns werden Segen, Trost, Kraft, Hoffnung geschenkt, die nicht von dieser Welt sind; die von jenseits der Zeit kommen.
Ich gebe gerne zu, das, was aus diesem Tor herauskommt, wirkt oft genug sehr, sehr unscheinbar, mickrig, schwach; es wird oft genug belächelt, verachtet, verhöhnt, mitunter sogar ganz gezielt bekämpft. Paulus schreibt; 1Ko 1,27f: "Was töricht ist in den Augen der Welt, das hat Gott erwählt; was schwach ist und das Unedle und das Verachtete hat Gott erwählt.“ Doch dieses so scheinbar Schwache ist "unkaputtbar"! Es kann nicht zerstört werden. "Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur; nichts, absolut nichts kann uns trennen von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn", schreibt Paulus.
Und b), die zweite Andeutung: Innerhalb des Käfigs hat sich eine Menge Unrat angesammelt: Haß, Streit, Neid, Lüge, Eifersucht, eben die Sünde. Dieses Tor wirkt nun wie ein Filter, der verhindert, daß dieser Unrat aus der Zeit hinaus in die Ewigkeit schwappt. Wenn ein Sünder dort anklopft, wird er gewissermaßen rein gewaschen. Ihm wird Vergebung geschenkt. All der Unrat, den er oder sie mitbringt, wird ihm oder ihr abgenommen. Das Kreuz von Golgatha saugt unsere Sünde auf und entsorgt sie. Jes 53,5: "Er ist um unserer Missetat willen verwundet und um unserer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf daß wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt." Wer - wie der verlorene Sohn - zu Gott umkehrt und ehrlichen Herzens sagt: "Vater, ich habe gesündigt" oder auch wie der Zöllner im Tempel: "Gott sei mir Sünder gnädig", der findet dort Vergebung für alle seine Schuld - weil Jesus Christus dafür gestorben ist. "Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt".
Ich gebe ebenfalls gerne zu: Was ich hier so locker daher rede, klingt für moderne Zeitgenossen wie kompletter Schwachsinn. Es tut mir leid, aber Jesus Christus am Kreuz ist der entscheidende Punkt am christlichen Glauben. Paulus schreibt sinngemäß; 1Ko 2,2: "Ich predige euch nichts anderes - außer allein Jesus Christus, den Gekreuzigten". Dort am Kreuz ist etwas geschehen, was menschliches Vorstellungsvermögen übersteigt. Wenn man dieses Geschehen - wie auch immer - kleiner macht oder gar ganz wegstreicht, dann bleibt vom christlichen Glauben nichts mehr übrig; nichts außer zwar fromme aber letztlich leere Worte. Und Kirche wäre nichts weiter als ein großer Schwindel.
Wenn aber tatsächlich stimmt, was ich hier kläglich anzudeuten versuche, dann wäre es genau umgekehrt. Dann wäre es - Entschuldigung wenn ich das so sage - aber es wäre kompletter Schwachsinn, wenn man nicht an diesem Tor anklopft. Wenn man nicht ernsthaft prüfen würde, was es mit Mann am Kreuz auf sich hat. Denn daran läßt die Bibel keinen Zweifel; Joh 3,36: "Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Wer dem Sohn nicht glaubt, der wird das Leben nicht sehen."
Das ist die Alternative, vor die der christliche Glaube die Menschen stellt: Entweder - hier im Käfig ohne Jesus Christus leben und dann verloren gehen. Oder aber - durch diese Tür hindurch gerettet werden in die Ewigkeit.
Ende Predigt III; Lied:
Zugabe
Wenn unsere Welt von Gott gehalten wird, dann stellt sich sofort die Frage: Warum? Warum läßt Gott das zu? Warum Kriege, Auschwitz, Tsunami, Krebs usw. usw. Oder wenn jemand ehrlichen Herzens an Jesus Christus glaubt, dem stellt sich oft genug die Frage: Warum nicht? Warum hilft Gott nicht? Ich glaube und bete und hoffe und warte - warum tut Gott nicht, worum ich ihn so sehr bitte? Unser Käfig ist voll von großen und schweren und unlösbaren Fragen.
Auch ich kenne die Antworten nicht. Aber ich glaube, daß es diese Antworten gibt. Vielleicht nicht innerhalb des Käfigs; aber auf jeden Fall hinter der Zeit. Dort sind Antworten auf alle unsere Fragen.
Hier, innerhalb des Käfigs, bleibt uns oft genug nur dieses eine Zeichen: Jesus Christus am Kreuz. Der ist wie ein Verkehrszeichen; wie ein Wegweiser, der uns die Richtung weist: "So sehr hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab." Nur leider, dieser Wegweiser steht eher am Rande der Geschichte; er ist leicht zu übersehen. 2000 Jahre sind halt eine lange Zeit. Deshalb hat Gott uns zusätzlich noch dieses Buch gegeben. Die Bibel bietet die Orientierung, die wir brauchen. Sie weist uns hin auf dieses Tor in der Zeit. Sie sagt uns, wo es zu finden ist; wie wir es passieren können usw. usw.
In der Bibel steht all das, was wir zum Leben und zum Sterben brauchen. Zum Beispiel Rö 8,18 (sinngemäß): Durch Jesu Tod am Kreuz wurde für uns eine Herrlichkeit zugänglich, die alle unsere Fragen weit überragt. Die Not im Käfig ist nichts im Vergleich zu dem, was hinter der Zeit für uns vorbereitet ist. Wörtlich heißt es: "Das Leid innerhalb der Zeit ist nicht wert die Herrlichkeit, die Gott in der Ewigkeit offenbar machen wird.
Diese Herrlichkeit hinter der Zeit ist natürlich ein Thema, mit dem sich viele Leute beschäftigt haben. Doch wie will man die beschreiben? Am ehesten kann die Kunst eine Ahnung vermitteln: (Bild 2: der Auferstandene) Hier ist die Ewigkeit bisher am intensivsten in die Zeit hereingebrochen. "Der Herr ist auferstanden; er ist wahrhaftig auferstanden". Jesus Christus wurde getötet, aber er hat den Tod, das Grab, wieder verlassen - und zwar durch die Hintertür. Er wurde also nicht wiederbelebt, nicht zurückgeholt in den Käfig; sondern er ist außerhalb der Zeit zu neuem, 'unkaputtbaren' Leben erwacht. Sein Grab im Käfig der Zeit ist leer. Und dieses leere Grab ist ein weiterer Wegweiser für unsere Fragen: So wie Jesus Christus auferstanden ist, so werden auch wir auferstehen.
Die Bibel ist "Gottes Wort". In ihr spricht Gott zu uns - aus der Ewigkeit herein in die Zeit. Diese Worte sind wie Haltegriffe, an denen wir uns festklammern können, wenn die Zeit unter unseren Füßen wankt. Die Bibel ist gewissermaßen der Handschuh, in dem Gott seine Hände durch die Gitterstäbe des Käfigs nach uns ausstreckt. Wenn jemand ehrlichen Herzens nach Gott sucht, hier wird er (oder sie) ihn finden. 5Mo 32,47: Dieses Buch "ist nicht ein leeres Wort, sondern es ist euer Leben."
Und fast ganz hinten, auf der vorletzten Seite, stehen die großen Worte; Off 21,4f: "Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn der Käfig der Zeit ist vergangen. Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu."
Und genau deshalb bietet ein Geburtstag gleich doppelt Grund zum Feiern: Einmal, weil das eine feine Sache ist. Und zum anderen, weil man wieder eine Jahres-Scheibe näher an dieses große Ziel herangerückt ist.
Amen
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