Presse-Andachten
Das Beten lernen (2000)
Vor 70 Jahren berichtete ein alter Pfarrer folgende Geschichte:
"Ein 16jähriger Junge erzählte mir von einem erschütternden Erlebnis, das er hatte, als er in den Krieg eingezogen wurde. Über seiner Batterie war ein Bombenangriff niedergegangen. Als er als erster aus dem Bunker kommt, findet er einen Mann, dem der Leib aufgerissen ist. Er will ihm helfen. Da sagt der Mann zu ihm: 'Ich muß sterben. Da brauchst du nicht mehr zu helfen. Ich brauche nur noch einen, der mit mir beten kann. Junge, bete mal.' Da antwortete der Junge: 'Ich habe in der Hitlerjugend fluchen gelernt, aber nicht beten.'
Und dann ist er zum Hauptmann gelaufen und hat gesagt: 'Hauptmann, kommen Sie mal.' Der Hauptmann kniet bei dem Mann nieder, dem der Leib aufgerissen ist und dem die Gedärme herauskommen: 'Was willst du, Kamerad?' 'Hauptmann, ich muß sterben. Beten Sie mit mir!' 'Himmel', ruft der Hauptmann, 'beten kann ich nicht.'
Und dann holt der Hauptmann einen Oberleutnant. Und schließlich stehen diese gestandenen Männer da, die sich einen Stiefel darauf einbilden, was sie doch für Kerle sind, die jeden dreckigen Witz erzählen können, die fluchen können - und nicht einer kann beten. Nicht einmal ein einfaches Vaterunser kriegen sie heraus.
Der Junge sagte mir: 'Ich habe da gestanden und gedacht: Wenn ich aus diesem dreckigen Krieg herauskomme, dann ist das erste, was ich mache, daß ich irgendwo hingehe, wo ich das Beten lernen kann. Ich möchte nicht so elend verrecken wie dieser Mann!'"
Wir leben - Gott sei Dank - nicht im Krieg. Der Tod ist für die allermeisten von uns unendlich weit weg. Doch das wird nicht immer so bleiben. Und dann wird alles davon abhängen, ob wir vorbereitet sind.
(Zitiert aus: W. Busch, 'Jesus unser Schicksal' Schriftenmissions-Verlag Neukirchen-Vluyn)
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